Leitungsfreistellung

04.10.2002 12:10
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Ma
Margret Koehler ( gelöscht )

Initiative: Freistellung für alle Kiga-Leitungen

Ansprechpartner:Marita Brügge
Winterstr. 16
52223 Stolberg
Tel/Fax:02402/30244
Tel 02402/30338
E-Mail: jahema-bruegge@t-online.de





14.07.2002

Freistellung für alle Kiga-Leitungen

PISA, der Schock sitzt tief. Ein so schlechtes Abschneiden war nicht zu erwarten. Die PISA Studie brachte es nach Jahren wieder auf den Punkt.

Erfüllt der Kindergarten seinen Bildungsauftrag?

Fachleute aus Schweden, Finnland und Großbritannien leiten ihren Erfolg in dieser Studie unter anderem auf eine gute Vorschularbeit zurück. Der schwedische Schuldezernent Kronwall berichtete: „die Vorschule ist die beste, die wir erarbeitet haben“,..“seit die Vorschule nicht mehr nur als Verwahrschule organisiert sei, sondern zielgerichtet auf die Primarstufe hinführe, verzeichne das Land Bildungserfolge.“

Das Gestz für Tageseinrichtungen für Kinder (GTK) schreibt vor, dass Betreuung, Bildung und Erziehung im Vorschulbereich ganzheitlich umgesetzt werden muß. Diese Arbeit wird zwar täglich geleistet, stößt aber durch eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen immer mehr an ihre Grenzen.
Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind prägend für seine spätere Entwicklung. Bildung beginnt nicht erst mit der Einschulung.

Wie sieht jedoch die tatsächliche Situation im Elementarbereich aus ?

Seit 1998 verschlechtern sich die Rahmenbedingungen immer mehr.
Eine dreigruppige Regeleinrichtung verfügt zwar über sechs pädagogisch tätige Kräfte, sodass der Eindruck entstehen könnte zwei Fachkräfte pro Gruppe reichen doch aus.- Weit gefehlt.-Bei den zwei Fachkräften handelt es sich um eine Erzieherin und eine „Ergänzungskraft“, wobei die Ergänzungskraft oft genug eine ungelernte Kraft mit einem Beschäftigungsumfang von nur 20 Std/wöchentlich ist. Bei Erkrankung von Personal müssen sehr häufig die pädagogisch tätitgen Kräfte alleine in einer Regelgruppe arbeiten, weil oft keine Vertretungskräfte vorhanden sind, auf die man zurückgreifen kann.
Nicht nur, dass sich die Beschäftigungsumfänge der Mitarbeiter an der Nachmittagsbelegung orientieren, die Leitung einer zwei- und dreigruppigen Rgeleienrichtung ist zu 0% von ihrer Gruppenarbeit freigestellt. Dabei sind die Aufgaben, die eine Leitung zu erfüllen hat, in den letzten Jahren stetig angestiegen.

Ihre Aufgaben umfassen:
Verwaltung und Administration
- jährliche Umfragen bezüglich der Öffnungszeiten
- die Vergütung von Vertretungskräften abzurechnen
- dem Gesundheitsamt schriftlich Meldung über jede meldepflichtige Erkrankung des einzelnen Kindes mitzuteilen
- diverse Abrechnungen
- Meldebögen und diverse Schreiben von Ämtern (Gesundheitsamt, Jugendamt etc) auszufüllen
- Einarbeitung und Anwendung von neuer EDV
- die Auseinandersetzung und der Einsatz von neuen Medien
- komplette Betriebsführung (mittelständiges Unternehmen)
- Baumaßnahmen zu koordinieren
- Hausmeisterfunktion
- Einkäufe
- Vertreterbesuche
Teamführung und Entwicklung der Einrichtung
- Dienstpläne zu erstellen
- ein Team zu führen
- Teamgespräche vorzubereiten
- die Mitarbeiter zu motivieren
- die pädagogische, pflegerische und hauswirtschaftliche Arbeit der Mitarbeiter zu kontrollieren und weiterzuentwickeln
- eine Konzeption mit ihrem Team zu erstellen und stetig zu aktualisieren
- Personalförderung und Personalentwicklung
- das Infektionsschutzgesetz umzusetzen und die daraus resultierende Hygieneverordnung in ihrer Einrichtung anzuwenden
- das Installieren von Qualitätssystemen
- permanente Information über die aktuelle Entwicklung im Kita Bereich
Pädagogische Arbeit
- notwendige Kontakte zu Erziehungsberatungsstellen, Schulen, Sozialpädagogischen Zentren etc aufrecht zu erhalten bzw. Erstkontakte zu knüpfen
- Besprechungen über den Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes
- schwierige Kinder schriftlich zu beurteilen
- Jahrespraktikanten, Fachschüler, Vorpraktikanten und Praktikanten zu betreuen
- Anmeldegespräche mit neuen Kindern und Eltern führen
- das Sichten, Auswerten und Umsetzen von Fachliteratur
Elternarbeit
- Führung von Elterngesprächen, die aufgrund von Erziehungsproblemen immer häufiger werden
- Organisation und Durchführung von Elternabenden
- Planung von Elternaktionen
Gremienarbeit
- Mitwirkung in Arbeitskreisen auf Kommunalebene nach Arbeitsgemeinschaft §78 KJHG
- KTK
- den Arbeitskreis Fortbildung
- die Mitarbeit in kirchlichen Strukturen (Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand)

Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit
- Logos zu entwerfen
- Flyer und Broschüren zu entwickeln
- Elternbriefe zu schreiben
- Sommerfeste und Tage der offenen Tür durchzuführen
- Sponsoren für den Kindergarten zu finden

Die Erwartungen und Aufgaben der Leitung einer Regeleinrichtung sind mit Sicherheit hier letztendlich nicht beendet, sollen aber einen Überblick über die Funktion von Leitung geben.

Aber eigentlich ist sie auch noch zu 100% Gruppenleiterin und hat 25 Kinder
(vielleicht bald 30 !!! zu fördern, bilden, betreuen......

Hierbei ist zu bemerken, dass die pflegerischen Aufgaben in einem Unverhältnis zugenommen haben. Zum Einen werden die Kinder in Regeleinrichtungen immer jünger, sodass hier weit mehr pflegerische Funktion nötig ist, zum Anderen haben Ergänzungskräfte bedingt durch die Hygieneverordnung einen höheren Aufwand an hygienischen Maßnahmen zu leisten als dies noch vor Jahren der Fall war. Dadurch bedingt fehlt die Zweitkraft auch in der Arbeit mit dem Kind, da nicht alle pflegerischen und hauswirtschaftlichen Maßnahmen mit Kindern geleistet werden können.
Eine Gruppe, die mit all ihrer Problematik eigentlich zwei Vollzeitkräfte benötigte, wird oft genug von einer Erzieherin, die gleichzeitig noch Leiterin der Einrichtung ist, und einer Ergänzungskraft geführt, die mit einem geringen Beschäftigungsumfang angestellt ist.

Wo liegt hier die Chancengleichheit dieser 25 Kinder, die zufälligerweise in der Gruppe einer nicht freigestellten Leitung sind, im Verhältnis zu den Kindern, die von einer Erzieherin und einer Ergänzungskraft betreut werden?

Zwangsläufig muß die Leitung, um nicht ihre Leitungsaufgaben zu vernachlässigen, ihre Gruppe mit der Hilfskraft alleine lassen. Eine Ergänzungskraft, die nicht nur aufgrund der Tatsache mit 25 Kindern alleine zu sein, sondern auch bedingt durch keine Ausbildung oder geringe Qualifikation, häufig überfordert ist!
Tatsache ist, dass die Leitungsaufgaben in den letzten Jahren stetig zugenommen haben. Die Konsequenz daraus bringt eine Vernachlässigung der Gruppe mit sich. Eine Delegation von Leitungsaufgaben auf Gruppenleiterin oder ständig stellvertretende Leiterin würde die Problematik nur verschieben. Gleichzeitig ist festzustellen, dass die Planstelle der ständig stellvertretenden Leiterin gestrichen wurde, und sollten Leitungsaufgaben auf eine Gruppenleiterin delegiert werden, so führt diese sie zum 0 Tarif aus.

Nicht umsonst haben Leitungen in viergruppigen Einrichtungen eine 100%- ige Freistellung.
Wieso Leitungen von drei, zwei, bzw. eingruppigen Einrichtungen 0% ?

Der Bildungsauftrag des Kindergartens ist wesentliches Element der vorschulischen Erziehung. Kinder erfahren hier eine ganzheitliche Förderung. Kognitive, soziale, emotionale, sprachliche, motorische und kreative Fähigkeiten werden gleichermaßen ausgebildet und gefördert. Dabei ist es wesentlich, dass die Kinder selbsttätiges und selbstbestimmtes Erfahrungslernen kennenlernen und so die Grundlage für die Entwicklung weiterer Lernprozesse erfahren. In Anbetracht dieser Tatsachen und vor dem Hintergrund eine intensive Bildungsarbeit leisten zu wollen, müssen jedoch Voraussetzungen geschaffen werden, die dies ermöglichen. Bei Öffnungszeiten von 42,5 Stunden aber reduzierten Beschäftigungsumfängen bleiben Verfügungszeiten von Erziehern auf der Strecke. Darunter leidet nicht nur das Personal der Einrichtung, sondern auch die Qualität der Arbeit.

Leere Haushaltskassen machen eine Sparpolitik verständlich. Man sollte sich jedoch immer wieder vor Augen halten, dass die Kinder die Zukunft eines Landes sind und der Stellenwert einer Erziehung generell, aber speziell im Elementarbereich neu betrachtet werden sollte. Vielleicht ist es die preiswertere Lösung letztendlich im Elementarbereich zu investieren, denn hier wird die Grundlage für späteres Lernen gelegt.

Man wird nicht umhin kommen, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, wenn man eine Verbesserung der Bildung erreichen will.

Aus den oben genannten Erläuterungen ergeben sich folgende
Forderungen:
- Verbessert werden muß die Zeitvergütung der Arbeit am Wochenende und bei Abendveranstaltungen
- Höhere Anforderungen bedingen ein entsprechend höheres Gehalt
- Direkter und kürzerer Informationsfluß vom Landschaftsverband und anderen Spitzenverbänden
- Die Leitungskompetenz soll im Gesetz definiert werden

Unwiderrufliche Voraussetzung ist jedoch eine Verbesserung der personellen Standards und dazu gehört die Freistellung der Leitung eines Regelkindergartens unabhängig von der Anzahl der Gruppen.



für die
Initiative:
Freistellung für alle Kiga-Leitungen


Marita Brügge


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