4 -jährige zur Beerdigung ihres Vaters??

01.03.2005 13:03
avatar  chiara ( gelöscht )
#1
ch
chiara ( gelöscht )

Hallo,
ich brauche euren Rat. Der Mann einer Freundin ist gestorben und er hinterläßt eine 4- jährige Tochter. Sollte das vierjährige Mädchen mit zur Beerdigung ihres Vaters, oder nicht. Danke für eure Hilfe.
MfG Chiara


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09.03.2005 00:14
avatar  Julien ( gelöscht )
#2
Ju
Julien ( gelöscht )

Hallo, ich bin heute eher zufällig bzw. durch einen Brief auf euer Forum aufmerksam geworden.

Zum Thema:

Für jeden ist es ein großer Verlust, wenn jemand aus dem nächsten Umfeld stirbt. Hierbei sollte man zwischen Menschen verschiedener Altersgruppen auch keinen Unterschied machen.
Jeder Erwachsene kennt den Lauf des Lebens und jeder ist sich seiner Sterblichkeit bewußt. Ein Mensch im Kleinkindalter weiß jedoch nicht darum. Wie schlimm muß es also für ein Kind sein, wenn es nicht weiß, wo seine Mutter ist. Vielleicht ist sie ja bloß beim Einkaufen und kommt bestimmt bald wieder.

Sollte die Mutter jedoch nie mehr vom Einkaufen zurückkehren, wird das Kind dies merken. "Wo ist meine Mutti?".
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, daß man dem Kind mitteilen muß, daß die Mutti vermutlich nie mehr zurückkommen wird, aber daß es ihr im Himmel bestimmt gut geht.
Aber was bedeutet das? "Der Himmel" ist eine Erfindung des Menschen und vermittelt dem Menschen Kontinuität. Kaum ein Erwachsener kann sich so recht mit der Existenz des "Himmels" anfreunden und wie soll ein Kind dieses abstrakte Gebilde eigentlich verstehen?
"Wo ist die Mama?". Was soll man dem Kind schon sagen?

Aus diesen Gründen sollten die Eltern der betroffenen Kinder intensiv auf diese Thematik eingehen und dafür sorgen, daß die Kinder wenigstens wissen, wo sie ihre Mutti finden können.
Dazu kommt noch, daß ein Mensch nicht einfach weg sein kann- im besonderen nicht für Kinder! Kinder mögen das Ableben der Mutter des Vaters oder anderer lieber Menschen vielleicht nicht direkt verstehen, aber sie können dies fühlen! Aus diesen Gründen sollte man Kinder in jedem Fall mit zur Beerdigung nehmen, da sie durch dieses Erlebnis zu einem späteren Zeitpunkt viel leichter und souveräner mit dem Verlust eines geliebten und vertrauten Menschen umgehen können.
Natürlich bedarf dies gewisser und im besonderen intensiver Vorarbeit des verbliebenen Elternteiles bzw. dessen Verwandtschaft.

Liebe Grüße


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02.03.2005 13:17
avatar  Natalie ( gelöscht )
#3
Na
Natalie ( gelöscht )

Hallo.
Vor drei Monaten haben meine Cousine(3J) und Cousin(6J) ihre Mutter verloren. Die Frau meines Onkels ist an Krebs gestorben. Kinder waren bei der Beerdigung nicht. Nach der Beerdigung erklärte mein Onkel seinen Kindern, daß die Seele von der Mutter bei dem Gott ist. Einige Tage später zeigte mein Onkel seinem Sohn Mutters Grab. Er war sehr schokiert. Wie konnte seine Mutter unter der Erde sein? Die Kleine Tochter vermisst ihre Mutter sehr. Sie denkt, daß die Mutter weg ist. Sie fragt ständig nach der Mutter:" wann kommt die Mama? Ich will zur Mama... ist das deine Mama? Meine Mama ist tod.." Obwohl meine Cousine 3 Jahre alt ist, vergißt sie die Mutter nicht. Kinder haben sehr starke emotionale Verbindungen mit der Eltern, bzw. mit der Mutter. Sie haben reiche Phantasie. Diese Beerdigung könnte für Kinder ein Trauma für das ganze Leben sein. Sie können Ängste bekommen, die bewußt oder unbewußt auf die Psyche beeinflüssen würden. Z.B. als ich klein war, habe ich Angst vor Beerdigung gehabt, weil sie mit der Musik und Abschiedsweg stattgefunden hat. Vor drei Monaten war ich erstes Mal bei der Beerdigung. Obwohl ich schon 25 J. bin.

Alles gute bei der Entscheidung Natalie


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09.03.2005 00:20
avatar  Tim ( gelöscht )
#4
Ti
Tim ( gelöscht )

schon, oder erstt? Der Tod gehört leider zum Leben und alles andere wäre naiv!


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02.03.2005 15:01
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#5
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Hallo Natalie,

verallgemeinern kann man das gerade bei so einem sensiblen Thema sicher nicht.

>>> Kinder haben sehr starke emotionale Verbindungen mit der Eltern, bzw. mit der Mutter. Sie haben reiche Phantasie. Diese Beerdigung könnte für Kinder ein Trauma für das ganze Leben sein. Sie können Ängste bekommen, die bewußt oder unbewußt auf die Psyche beeinflüssen würden.

Eine Beerdigung ist wohl für jeden Nahestehenden, egal welchen Alters, sehr hart. Aber kann nicht dier Verlust der Mutter alleine schon psychische Probleme verursachen?
Ich fände es zum Beispiel ganz sinnvoll, bei der Gestaltung der Trauerfeier / Beerdigung, sofern die Kinder daran teilnehmen wollen, aktiv zu beteiligen. Gerade für sie hinterläßt eine tote Mutter oder ein toter Vater eine sehr große Lücke.

Gruß
Neudino


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02.03.2005 18:54
avatar  Axel ( gelöscht )
#6
Ax
Axel ( gelöscht )

Zustimmung Neudino.

Leider ist es in unserer Gesellschaft so, dass die Themen Krankheit, Gebrechlichkeit und Tod gedeckelt werden. In meinem alten Kindergarten sind wir mit den Kindern einmal auf den Friedhof gegangen und haben uns von einem Pfarrer herumführen lassen. Der Besuch auf dem Friedhof war für viele Kinder Anlass, von verstorbenen Verwandten zu erzählen. Ich glaube nicht, dass für diese Kinder ihre erste Beerdigung ein unheimliches Erlebnis wird. Wenn ein Kind ins Krankhaus kommt, rede ich ja auch vorher darüber, was dort geschehen wird. Die kindliche Phantasie heckt die größten Schrecken dort aus, wo Erwachsene dunkle Geheimnisse haben.


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02.03.2005 19:47
avatar  Natalie ( gelöscht )
#7
Na
Natalie ( gelöscht )

Meine Oma ist gestorben, als ich 10 war. Ich bin zur Bestattung nicht gegangen. Ich habe persönlich keine Lüken, daß ich dorthin nicht gegangen bin. Ich liebe meine Oma wie vorher. Ich kann mir vorstellen, wenn das Kind im Vorschulalter die Leiche sieht. Besonders die Leiche von seinen Eltern. Meiner Meinung nach, ist es besser, wenn Kinder lebendige Momente in der Erinnerung halten. Ich meine, wenn lebendige Eltern in der Erinnerung bleiben.


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03.03.2005 09:43
avatar  Natalie ( gelöscht )
#8
Na
Natalie ( gelöscht )

Wenn das Kind Erwachsen wird, wird es sowie so wissen, dass sein Elternteil tod ist. Das wird es das ganze Leben begleiten. Ich finde, daß vierjähriges Kind zu klein ist zu entscheiden, soll es dabei sein oder nicht. Kinder in diesem Alter kopieren Erwachsenen. Wichtig ist sein Verhalten, sein geistiger und seelischer zustand hier und jetzt bei der Beerdigung (leiche des Vaters, Weinen und alles, was zur Bestattung gehört). Wie wird es darauf reagieren und wie wird diese Situation auf sein zukunftiges Leben beeinflüssen? Es gibt viele neurotische oder psychische Störungen. Sei werden durch den konditionierten Reflex beeinflüst und unbewußt auf Menschen wirken. Das können z.B. Phobien, Esstörungen, Magenkrankheiten usw. sein. Grund: in der Zukunft kann dieses Ereignis "Beerdigung" sein.

Liebe Grüße Natalie


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03.03.2005 20:58
avatar  Gila ( gelöscht )
#9
Gi
Gila ( gelöscht )

warum soll ein 4-jähriges Kind nicht ernst genommen werden in seinem Wunsch, bei der Beerdigung dabei zu sein oder zu Hause zu bleiben?
Hoffentlich wird es weder zur Teilnahme noch zum Fernbleiben gedrängt/gezwungen, sondern gefragt. Man kann ja auch vorher schon einmal zur Leichenhalle oder auf den Friedhof gehen, dem Kind erzählen, dass sich bei der Beerdigung viele Menschen vom Papa verabschieden wollen, die alle traurig sind, dass er gestorben ist usw.
Neurotische und psychische Störungen, die durch das Abschiednehmen von einer geliebten Person entstehen - und nichts anderes ist eine Beerdigung - scheinen mir sehr unwahrscheinlich (es sei denn, es bestanden vorher schon Störungen).
Um hier klassisch zu konditionieren, muss schon extrem gefühllos mit dem Kind und dem Thema Tod umgegangen werden ...
Es geht auch nicht nur um die kognitive Erkenntnis, dass ein Elternteil tot ist, sondern um das Zulassen eines Trauerprozesses, der dem Kind hilft, die Verlusterfahrung zu bewältigen. Tabuisieren und Verdrängen scheint mir da wenig hilfreich. Das Kind bekommt ja mit, dass sich etwas Schwerwiegendes verändert hat - da ist es doch wichtig, dass es teilhaben darf an dem, was die Familie betrifft und Fragen stellen darf, wenn es das möchte ...
Übrigens, es gibt gute Filme und Bücher zum Thema Kind und Tod, die auch für Erwachsene hilfreich sind, welche Kinder in diesen Situationen begleiten und unterstützen.


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04.03.2005 03:13
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#10
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Moin Gila,

>>> Übrigens, es gibt gute Filme und Bücher zum Thema Kind und Tod, die auch für Erwachsene hilfreich sind, welche Kinder in diesen Situationen begleiten und unterstützen.

Kannst Du mal ein paar Hausnummern nennen?

Gruß
Neudinho


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04.03.2005 11:16
avatar  Gila ( gelöscht )
#11
Gi
Gila ( gelöscht )

hallo Neudinho,
sehr ergiebig und fundiert ist www.verwaiste-eltern.de
die bieten nicht nur viel zum Tod eines Kindes (auch Geschwister-Seminare u.ä.) sondern auch kommentierte Literaturlisten und sonstige Infos zu Themenschwerpunkten (Suizid, Elterntrauer, Wenn Kinder trauern, Bilderbücher ...)

Die Medienzentrale in der Nußbaumstraße 30, München, Tel.: 089/5307333 bietet einiges an AV-Medien (www.muk.erzbistum-muenchen.de bei der Datenbank zur Mediensuche einfach das Titelwort Tod eingeben oder Sterben), die beraten auch telefonisch gut

Bei den Münchner Stadtbibliotheken kann man sich Themenpakete zusammenstellen lassen ...

Die Bibliothek der FH in der Preysingstraße ist über den OPAC der Uni Eichstätt abrufbar: www.ku-eichstaett.de => zentrale Einrichtungen => Bibliothek => opac ... Zweigstelle München

Die Ausleihe ist - ebenso wie in der Nußbaumstraße - kostenlos.

Wenn dich ein bestimmter Themenschwerpunkt mehr interessiert, rühr dich nochmal

Gila


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02.03.2005 08:43
avatar  Lisza ( gelöscht )
#12
Li
Lisza ( gelöscht )

Ich finde es schon wichtig, dass das Mädchen mit auf die Beerdigung geht, außer wenn es überhaupt nicht will (was ich mir kaum vorstellen kann).
Ich war als achtjährige auf der Beerdigung von meinem Vater und meine jüngeren Schwestern auch und wir sind uns einig, dass es gut war.


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01.03.2005 23:46
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#13
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Hallo Chiara,

ich war als Achtjähriger nicht auf der Beerdigung meines Vaters. Dieses Abschiednehmen von ihm fehlt mir noch heute.

Ich wünsche Euch viel Kraft.

Gruß
Neudinho


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01.03.2005 19:16
avatar  Axel ( gelöscht )
#14
Ax
Axel ( gelöscht )

Warum sollte sie nicht dabei sein?

Der Tod gehört zum Leben. Die Beerdigung findet nicht für die Verstorbenen sondern in erster Linie für die Angehörigen statt. Es ist eine Form des gemeinsamen Abschiednehmens vom Verstorbenen, und eine Gelegenheit, der Trauer Ausdruck zu geben.

Das Kind von der Beerdigung auszuschließen, hieße, ihm diese Gelegenheit zu nehmen. Die Intention wäre wohl, dem Kind ein möglicherweise belastendes Erlebnis zu ersparen. Ich denke, hier unterliegt man einer Täuschung. Das belastende Erlebnis ist nicht die Trauerfeier. Belastend ist, dass der Vater gestorben ist, und das kann man dem Kind nicht ersparen.

Also Raum geben für die Trauer, und das heißt eben auch einen Anlass, einen Ort und eine Zeit geben.

Anders sieht es aus, wenn das Kind selbst nicht an der Trauerfeier teilnehmen möchte.

Ich würde das Kind einfach fragen, ob es zu Papas Beerdingung kommen will.


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