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Fachtagung der GEW.u.A. mit Fthenakis/Elschenbroich
Pirrung / Draude:
Tagungsbericht der GEW u.A. über die vierte Freudenstädter Tagung zur Ausbildungsreform:
Bildungskonzepte im Elementarbereich - Wie wirken sie sich auf die Arbeit in Kindertageseinrichtungen und auf die ErzieherInnenausbildung aus?
Über diese Thematik diskutierten die Teilnehmer des diesjährigen Seminars aus der Reihe Forum Bildungs- , Wissenschafts- und Kulturpolitik, das die Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit der GEW, dem Bundesverband Evang. Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen (e+s) und der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) vom 19. - 20. März in der Fritz Erler Akademie in Freudenstadt veranstaltete.
Den Einstieg in die Bildungsdebatte lieferte das Referat "Bildungskonzepte im Elementarbereich" des Professors Dr. Dr. Dr. W. Fthenakis des Münchner Staatsinstituts für Frühpädagogik.
Dieser plädierte für die Notwendigkeit einer Bildungsreform, die den Erfordernissen der Postmoderne gerecht werden müsse. Der Wandel der familialen Strukturen und Beziehungen begründe die Neuorientierung des Bildungssystems, in dem soziale Verantwortung und Integrationsfähigkeit neben der Autonomie erstrebenswerte Ziele sein sollten. Nicht die Wissensvermittlung solle im Vordergrund neuer Curricula stehen, sondern die Aneignung sozialer Kompetenzen. Bildung solle als sozialer Prozess verstanden werden, in dem Kinder ihre Bildung mit Erziehenden kokonstruieren. Das Prinzip der Kokonstruktion beinhalte die Partizipation der Lernenden sowie die Integration der Eltern als Partner. Dies impliziere eine Absage an den Kindergarten als reinen Dienstleistungsbetrieb mit Kundenorientierung.
Bildung in diesem Sinne werde soziale Risiken senken, Eltern unterstützen, elterliche Defizite kompensieren, Kompetenzen fürs Leben fördern und sollte als nationale Aufgabe verstanden werden.
Neues vom "Weltwissen der Siebenjährigen" stellte die Frankfurter Professorin Dr. Donata Elschenbroich in der mit Otto Schweizer erstellten Rohschnittfassung Ihres Films "Ins Schreiben hinein. Kinder auf der Suche nach dem Sinn der Zeichen" vor. Die Förderung des erkenntnissuchenden Interesses - auch bei dem Lernen und Dekodieren von Zeichen - diene dazu, Kinder in die Wissensgesellschaft einzuführen. Der Film zeigt, wie Kinder spielerisch bereits vor der Schule Schriften und Zeichen entdecken, handhaben und positiv assoziieren, um besser auf unsere Welt mit ihrer Computerkultur vorbereitet zu sein.
Die Frage: "Was enthält man Kindern vor?" könnte den Anstoß dazu liefern, sich über frühe Bildungsinhalte klar zu werden.
Als dritter Referent der Tagung stellte Ulrich Steenberg von der KFS Ulm den "Marchtaler Plan der KFS Ulm als Antwort auf die aktuelle Bildungsdiskussion" vor. Das katholische Bildungskonzept strebt sowohl die Vermittlung von Bildung und Wissen als auch die ganzheitliche Erziehung und die sittlich-religiöse Reifung an. Der Marchtaler Plan, der ErzieherInnen außer zu professioneller Kompetenz und berufsorientierter Persönlichkeitsbildung auch zu religiöser Identität verhelfen möchte, zeige, dass Strukturen aufgebrochen werden müssen, damit neue Lernformen entstehen können, die der Persönlichkeit der Erziehenden dienen sollen. Ein Ergebnis des Entstehungsprozesses dieses Planes ist die Erfahrung, dass ein Bildungsplan wegen seiner Akzeptanz immer mit allen Beteiligten erarbeitet werden sollte, eine Erkenntnis, die nach Meinung des Plenums auch auf die Erstellung eines staatlichen Bildungsplanes zutreffe.
Die in vier Kleingruppen erarbeiteten Ergebnisse zeigten, dass ein offenes Curriculum auf der Grundlage des KJHG § 22 für den Elementarbereich auch im Hinblick auf die Verantwortung des Landes wünschenswert sei. Der Kindergarten als Erfahrungs- und Qualifikationsraum solle sich den Naturwissenschaften noch weiter öffnen und die kindliche Autonomie mehr fördern, um Kinder in der Gegenwart und für die Zukunft stark zu machen.
Die Vermittlung des Weltwissens im Elementarbereich habe zur Folge, dass neben Kitas auch Fachschulen als Forschungsstätten angesehen werden, die mit den Methoden der Erwachsenenbildung und nach dem Prinzip des lebenslangen Lernens arbeiten.
Die Ausbildungsinhalte sollten diesen veränderten Ansprüchen entsprechen und mit neuen Lehr- und Lernmethoden Bestandteil des Lehrplans sein. Institutionalisierte Begleitung der persönlichen und beruflichen Entwicklung, neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Ausbildung u. Praxis und verpflichtende Fort- und Weiterbildung sollten gewährleistet werden.
Die Bedeutung dieser Tagungsergebnisse für ein Curriculum im Elementarbereich und für die Reform der ErzieherInnenausbildung war Gegenstand der von Ursula Schröttner, KEG, geleiteten Diskussion zwischen Petra Adolph, GEW, Norbert Meyer-Elmenhorst, Kultusministerium, und Ulrich Steenberg, KFS Ulm.
Petra Adolph verwies auf die Beteiligung von ErzieherInnen bei der Ausarbeitung eines Bildungsplanes für den Elementarbereich und mahnte an, dass das Land an keinem Modell der nationalen Qualitätsoffensive beteiligt sei. Ferner trug sie die Forderung nach einem Landesinstitut für frühkindliche Entwicklung vor.
Im Dialog zwischen Land, Trägern und Praxis unter Beteiligung der Elternvertretung sollte ein Bildungsplan erstellt werden. Vorbehalte gegen ein Curriculum hegte hingegen Ulrich Steenberg.
Zur anstehenden Reform der ErzieherInnenausbildung erinnerte Wigbert Draude, GEW, an das fünfjährige Ausbildungsmodell mit integriertem BP. Norbert Meyer-Elmenhorst verwies auf eine Anfrage in Brüssel nach der Anerkennung dieses Modells mit Fachhochschulreife zum Abschluss der Ausbildung. Sicher sei, dass das in den KMK-Richtlinien geforderte Lernfeldkonzept mit projektorientiertem Arbeiten umgesetzt werde, dass zugleich nach einer Überprüfung der Theorie der Lehrplan ausgedünnt und eine Reduktion der Praxis zugunsten der Theorie erfolge, das Vorpraktikum entfalle und der Betreuungschlüssel überdacht werden müsse. (1). Alle Maßnahmen sollten zu einer finanzierbaren Reform der ErzieherInnen-ausbildung im Sinne der KMK-Richtlinien beitragen. Von einer Bevölkerungs-entwicklungsprognose leitete Norbert Meyer-Elmenhorst sinkenden Fachkräftebedarf ab.
Dem widersprach hingegen ein Vertreter des Stuttgarter Jugendamtes, der wegen der sozialen Entwicklungen eine Zunahme der Betreuung von Klein- und Hortkindern vorhersagte.
Sicher ist, dass eine stärkere Verzahnung von Elternhaus-Kita-Schule hohe Anforderungen an Erzieherinnen stellt und die interkulturelle Kompetenz gestärkt werden sollte.
Die Dringlichkeit eines Bildungsplans für den Elementarbereichs und die bessere Qualifizierung der ErzieherInnen durch eine Ausbildungsreform wurde durch dieses Fachseminar verdeutlicht.
Mit freundlichem Gruß Angelika Pirrung
P.S. zu (1): Gegen diese Überlegungen der Reduzierung des Betreuungsschlüssels gab es lautstarken Protest im Publikum. Eine Kollegin verließ aus Empörung den Raum. FachlehrerInnen wehrten sich entschieden gegen eine Verkürzung der Praxisbetreuung und lehnten eine Ausbildungsreform zum "Nulltarif" sehr deutlich ab.
(W.Draude, GEW)
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ErzieherInnenausbildung in Baden-Württemberg; Neue EntwicklungenErzieherInnenausbildung in Baden-Württemberg; Neue Entwicklungen
erstellt von:
Petra Adolph
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16.11.2000 |
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