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ADHS
Hallo, Trini.
Falls du allgemeines dazu brauchst (Symptome, wie kann man helfen, Medikamentenunterstützung ja/nein, etc.) findest du eine klasse Seite, wenn du dem Link ganz unten folgst...
Hier noch zwei Fallbeispiele aus unserem Buch:
Fallbeispiel 1: Felix (ADHS, 2. Schuljahr)
Der 8-jährige Felix besucht die zweite Grundschulklasse und fragt sich, warum das ganze Leben so „blöd“ ist und ob es nicht viel besser wäre, niemals geboren worden zu sein. In der Familie sei alles nur „blöd“. Der jüngere Bruder werde mehr geliebt und dürfe alles, er dürfe nichts. Die Mama habe ihn eh nicht lieb, und der Papa habe nie Zeit für ihn. Am liebsten ginge er auch nicht in die Schule, weil dort alle nur gegen ihn seien. Er werde ungerechterweise von den Lehrerinnen immer beschuldigt, an allem schuld zu sein. Und ständig werde er von anderen Kindern so provoziert, dass er nur noch wie wild um sich schlage. Er wisse gar nicht, was mit ihm los sei.
Die Lehrerinnen sehen Felix als Klassenkasper, der sich ständig in den Vordergrund spielen muss. Besonders montags sei er kaum zu bremsen und störe massiv den Unterricht durch Zwischenrufe und Umherlaufen. Aufgrund seiner niedrigen Frustrationsgrenze sei der Junge ständig in Streitereien und Schlägereien verwickelt. Seine Leistungen seien schwankend und tagesformabhängig. Sein Schriftbild müsste Felix dringend verbessern und er müsse mehr Ordnung halten. Erstaunlicherweise sei der Junge in der Zweiersituation wie verwandelt und sehr zugänglich. Die Lehrerinnen sind der Auffassung, dass die Eltern ihren Sohn nicht richtig erzögen. Felix müsse einfach lernen, motivierter und ehrgeiziger zu sein.
Vor allem die Mutter ist verzweifelt. Sie hat das Gefühl, dass ihr der ältere Sohn entgleitet, und aufgrund der zahlreichen Klagen aus der Schule befürchtet sie ein massives Schulversagen. Von der Schule habe Felix eine sehr schlechte Meinung, alle Lehrerinnen seien „blöd“, „doof“ und ungerecht. Keine verstehe ihn. Oft müsse er Strafarbeiten erledigen, die seinen Hass auf die Schule noch verstärkten. Zudem attackiere Felix ständig seinen kleineren Bruder. Seine Unruhe und Zerstreutheit habe er kaum unter Kontrolle, und er fühle sich bereits durch die kleinste Kritik grundsätzlich in Frage gestellt. Seine Essmanieren ließen sehr zu wünschen übrig, und es falle immer etwas auf den Boden. Von ihrem Mann fühlt sich Felix’ Mutter nicht sehr verstanden und unterstützt. Er vertritt die Auffassung, dass Felix ein wilder Junge sei, der sich „die Hörner noch abstoße“.
Vorgehensweise und weitere Entwicklung
Als sich sich die Situation immer mehr zuspitzt, suchen die Eltern einen Facharzt auf. Die psychologische Testung zeigt, dass Felix über eine gute Intelligenz verfügt, sich aber nur kurze Zeit konzentrieren kann. Jedes Geräusch und jede Bewegung lenken ihn ab. Nach der anschließenden medizinischen Untersuchung stellt der Arzt die Diagnose ADHS mit ausgeprägter Hyperaktivität und Impulsivität. Er empfiehlt, das Kind zunächst psychotherapeutisch und gegebenenfalls medikamentös zu behandeln. Er rät den Eltern, parallel dazu an einem Elterntraining teilzunehmen. Sie stimmen diesem Vorgehen zu. Felix lernt im verhaltenstherapeutischen Einzeltraining, mit seiner Impulsivität umzugehen und Provokationen zu ignorieren, so dass sich die Lage in der Schule und zu Hause etwas entspannt. Sein Selbstwertgefühl steigt, indem sein Fokus auf das gelenkt wird, was ihm gelingt und was er gut kann. Auch die Eltern profitieren von ihrem Training. Sie lernen, auf die Unruhe ihres Kindes gelassener zu reagieren und klarere Strukturen und Regeln in den Familienalltag zu bringen. Zudem informieren Felix’ Eltern seine Lehrer und vereinbaren, dass der Junge Auszeiten erhält. Außerdem binden die Lehrer seinen Bewegungsdrang in hilfreiche Aktionen wie Tafelputzen positiv ein. Der feste Sitzplatz an einem Tisch mit ruhigeren Kindern erleichtert Felix die konstruktive Mitarbeit im Unterricht. Aufgrund seiner guten schulischen Leistungen erhält Felix Mitte der 4. Klasse die Empfehlung zum Wechsel auf das Gymnasium.
Fallbeispiel 2: Saskia (ADS, 4. Schuljahr)
Saskia ist zehn Jahre alt und besucht die vierte Grundschulklasse. Sie weiß, dass die Zeugnisnoten des 1. Halbjahres darüber entscheiden, welche weiterführende Schule sie besuchen darf. Obwohl sie fleißig lerne, wisse sie in den meisten Klassenarbeiten nur noch wenig. Irgendwie fühle sich das an, als wäre alles wie weggeblasen. Saskia habe das Gefühl, „doof“ zu sein und nicht so gut mitzukommen wie die anderen. Dabei strenge sie sich doch so an. Während des Unterrichts sitze sie ganz still da und merke dann plötzlich, dass sie in einer ganz anderen Welt gewesen sei. Die Wolken am Himmel oder der singende Vogel auf dem Baum vor dem Fenster ihrer Klasse wüssten ja auch so interessante Geschichten zu erzählen. Abends falle ihr das Einschlafen immer schwerer. Vor lauter Bauchschmerzen und Kopfschmerzen wisse sie manchmal nicht mehr ein noch aus. Auch Mama sei nie zufrieden mit ihr. Die „blöden“ Aufträge, wie Getränke holen oder Wäsche sortieren, könne sich doch keiner merken. Es ist alles viel zu viel für sie.
Die Lehrerinnen können sich über Saskias Sozialverhalten nicht beklagen. Das Mädchen sitze ruhig an seinem Tisch und störe keinen. Auch sei es in der Lage, seinen Platz in Ordnung zu halten. Sogar der Ranzen wirke aufgeräumt. Wenn Saskia wolle, zeige sie ein sehr ordentliches Schriftbild. Umso unverständlicher sei es ihnen, dass das Mädchen in seinen Leistungen so sehr nachgelassen habe. Geträumt habe Saskia schon immer, aber sie sei bis zum dritten Schuljahr doch noch ganz gut mitgekommen. Nun ja, wahrscheinlich brauche sie noch mehr Zeit, sich zu entwickeln. Sie sei eben extrem langsam und lasse sich schnell ablenken.
Die Eltern verstehen die Welt nicht mehr. Ihre beiden ältesten Kinder besuchen erfolgreich das Gymnasium, und auch für Saskia sah es bis zum dritten Schuljahr so aus, als könne sie den älteren Geschwistern folgen. Gut, so selbstständig wie die Großen sei sie nie gewesen. Oft sei es notwendig, wegen der Hausaufgaben bei den Klassenkameradinnen anzurufen, da Saskia vergessen habe, sie aufzuschreiben. Zudem habe man bei der Erledigung der Aufgaben immer neben ihr sitzen müssen, weil sie einfach keinen Anfang gefunden habe. Mit etwas Unterstützung habe es dann aber eigentlich doch recht gut funktioniert. Am Fleiß könne es nicht liegen, denn Saskia verbringe mittlerweile den ganzen Nachmittag mit Schulaufgaben. Umso bedauerlicher sei es, dass das Kind das, was es zu Hause gekonnt habe, in den Arbeiten nicht zeigen könne. Eine positive Ausnahme habe es allerdings gegeben, als Saskia wegen einer Erkrankung die Deutscharbeit allein mit der Lehrerin habe nachschreiben müssen.
Der Mutter tut es Leid, dass sie so oft barsch auf die Misserfolge des Kindes reagiert und ihr die klugen Geschwister immer wieder vor Augen führt. Schon seit einiger Zeit will sich Saskia nicht einmal mehr mit Schulfreunden verabreden.
Vorgehensweise und weitere Entwicklung
Das Gespräch mit den Lehrerinnen am Elternsprechtag zeigt den Eltern von Saskia, dass ihre Tochter Hilfe braucht. Das einst so fröhliche Kind hat sich immer mehr in sich zurückgezogen und im Religionsunterricht sogar gesagt, dass es gut verstehen könne, wenn sich Menschen auf den Tod freuen. Der Kinderarzt überweist Saskia zu einer Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, die sich sehr viel Zeit für Gespräche und sorgfältige Diagnostik nimmt. Nach eingehenden organischen, neurologischen und psychologischen Untersuchungen kommt die Ärztin zu dem Ergebnis, dass bei Saskia eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung, jedoch ohne Hyperaktivität (ADS) vorliege. Sie klärt die Eltern über mögliche Therapien auf, die Saskia unterstützen könnten. Nach sorgfältigen Überlegungen stimmen sie zu, dass Saskia mit einem aufmerksamkeitsfördernden Medikament behandelt wird und zusätzlich eine Verhaltenstherapie erhält. Dank verständnisvoller Lehrerinnen, die Saskia nun verstärkt Strukturierungshilfe geben, ihre Konzentration immer wieder zum Unterricht zurücklenken und es ihr ermöglichen, die Klassenarbeiten in der Zweiersituation zu schreiben, kann das Mädchen aufatmen und erste kleine Erfolgserlebnisse verbuchen. Nach der vierten Klasse wechselt sie auf eine Realschule, wo sie unter Berücksichtigung des Nachteilsausgleiches erfolgreich am Unterricht teilnehmen kann.
Hilft dir das weiter??? Habe noch mehr Material dazu, bei Interesse mail mir einfach.
Liebe Grüße...
>Hallo ihr lieben,
>hat einer von euch Fallbeispiele zu ADS/ ADHS, denn unser Lehrer hat andeutungen gemacht, die darauf hinweisen, dass dieses Thema evtl. in der Prüfung vorkommt. :-)
>Hoffe auf Antwort.
>LG Trini
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