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Auffällige Kinder - normal??
Hallö,
seit letzter Woche bin ich in meinem ersten Praktikum, und ich bin etwas überrascht. In meiner Gruppe sind 16 Kinder, davon 15(!!) auffällig in irgendeiner Form. Es ist annähernd alles dabei, von Sprachproblemen, massive Agressionen, Geschlechtsfeindlichkeiten (ich weiß im moment nicht wie ich das sonst ausdrücken soll), ADHS, einnässen / einkoten, Wahrnehmungsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens, Autismus, ......
Ok, es ist ein I-Kindergarten, aber mir kommt der eher wie eine Kinderabstellkammer vor.
Ich will ja keinen Angreifen, nicht die Einrichtung und schon gar nicht die Eltern, aber es ist doch nicht normal das von 16 Kindern 15 massiv auffällig sind..., oder?
Oder bin ich da total auf dem falschen Dampfer??
Bis denn
Chris
ADHS - die Seite des Babysitters
>Hallo Chris,
ich hab auch mal ein Praktikum in einer Einrichtung extra für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Aber ich bin auch als erstes ziemlich erschrocken. Ich wusste zwar schon bescheid, aber wenn man das alles in der Praxis mitbekommt ist das wieder anders.
Leider gibt es immer mehr Verhaltensauffälligkeiten! Aber ist das ein Wunder in dieser Gesellschaft, bei dieser Erziehung? Ich möchte jetzt keinen Vorwürfe machen! Aber wenn ich so darüber nachdenke: wo soll das noch alles hinführen?
Um so mehr will ich für diese Kinder und Jugendliche einsetzen und für sie da sein!
Kathrin
Hallo!
Es ist immer die Frage ab wo man "Auffällig" definiert. Einkoten find ich auch schon relativ extrem, AD(H)S wird immer mehr -doch auch hier gibt es verschiedene Unterschiede -unsere Arbeitsfelder sind aber tatsächlich sehr anspruchsvoll.
In welchem Bundesland gehst Du denn zur Schule, würd mich interessieren um einschätzen zu können wann und wie Dein erstes Praktikum organisiert ist!
Tamo
Jugendspiel.de - sozialpädagogische Infoseite
Hallö ihr zwei,
erstmal danke für Eure Antworten.
Ok, ab wann man "auffällig" definiert ist natürlich eine entscheidende Frage, ganz klar. Aber müßte mann dann nicht erstmal den Begriff "normal" definieren?
Ich meine wer kann sagen was "normal" oder eben "auffällig" ist?
Soweit ich weiß gilt der am häufigsten festgestellte Zusatnd als "normal". Demnach wären die 15 bei mir in der Gruppe tatsächlich auffällig.
Ich gehe in Schleswig Holstein zur Schule. Unsere Praktikumsstellen dürfen wir selbst wählen, damit wir in den Arbeitsbereichen arbeiten können wo wir wollen, bzw. zukunftsorientiert ausgebildet werden. Im ersten Praktikim bin ich in einen I-Kindergarten gegangen. In meiner Gruppe gibt es offiziell 5 I-Kinder, aber in Wahrheit sind es einige mehr. Beinahe jedes Kind bekommt eine Therapie - in irgendeiner Form.
Viele Dinge bekommen die Kinder in Therapien vermittelt welche früher auf dem Spielplatz von kleinauf gelernt wurden, speziell meine ich hier das Sozialverhalten, Umgang mit Agressionen, teilen, abwarten etc. Heute gibts für alles eine Therapie, und Kathrin Du hast recht, wo soll das hinführen?
Werden in Zukunft alle Kinder "Therapiert" weil die Gesellschaft nicht mehr in der Lage ist für Erziehung zu sorgen?
Es beschweren sich viele unsere Kinder sind übertherapiert, finde ich nicht....da brauchts noch viele Therapien um den Spielplatz am Nachmittag zu ersetzen, sofern man davon ausgeht das er ersetzbar ist.....!!
Bis denn
Chris
ADHS - die Seite des Babysitters
Hey!
Um "auffällig" von "normal" zu unterscheiden ist wirklich sehr schwer. Sogar in der Pädagogik heißt es, dass eine Behinderung am Verhalten des "normalen" Verhalten gemessen und dann ausgewertet wird. Aber, da hast du völlig recht, was ist denn "normal". Wenn ich daran denke, wieviele heute eine Schnelldiagnose zu ADS geben? Ich finde, wie gesagt, dass es die heutige Gesellschaft, die Erziehung den Kinder keine andere Wahl lassen ein wenig zappelig zu werden: in der Früh am besten um 7 in den Kindergarten bis um 14h, danach schnell heim und essen, dann in Kinderturnen bis 15:30h, danach zur "entspannung" Schwimmunterricht und dann soll das Kind auch noch bei der Oma oder Tante schlafen (da die Eltern zu einer Veranstaltung eingeladen sind), bei der das Kind auch nicht zur Ruhe kommt, da es richtig umhätschelt wird. Ich frage mich: ist es da nicht normal dass die Kinder innere Nervosität, Konzentrationsschwächen, Zappeligkeit bekommen??!! Nach meinen Erfahrung haben die Kinder wirklich kaum noch Zeit um sich auszutoben, ja einfach Kind zu sein - so wie sie sind!!!
Aber sie müssen immer schön dem Idealstand der Gesellschaft entsprechen, die Eltern fordern zu viel (ohne wirklich jemanden einen Vorwurf zu machen -die Gesellschaft verlangt es ja auch) und keiner denkt an die Kinder!
Ich bin so richtig das erste mal zum nachdenken gekommen, als ein Kind in meinem ersten Jahr der Kinderpflegeausbildung zu mir sagte als es abgeholt wurde: Ach man, ich will hier bleiben, weil dann muss ich jetzt ins Kinderturnen, dann kommt meine Freundin und ich muss mit ihr spielen, dann muss ich Flöten lernen und kann dann nicht mal daheim schlafen! An diesem Tag hatten wir auch noch Turnen im Kindergarten.
Hallo, denkt denn keiner an seine Kinder?
Das macht mich immer sehr traurig und deshalb will ich unbedingt diesen Beruf machen, weil ich dann vielleicht ein kleinwenig verändern kann!
Machts gut, Kathrin
PS: macht echt mit euch darüber zu reden!
Hallö Kathrin,
als erstes muss ich Dir diesmal widersprechen. Die Diagnose ADHS wird nicht vorschnell gestellt, das geht überhaupt nicht da sich Ärzte an Diagnosevorschriften halten müssen. Und die Kriterien sind genau festgelegt welche erfüllt sein müssen um die ADHS-Diagnose zu stellen. Allein für die Ausschlußdiagnosen werden mehrere Wochen benötigt.
Da ich selbst ADHSler bin und mich damit seit rund 4,5Jahren beschäftige darf ich sagen das Deine Ansicht in Deutschland weit verbreitet ist, allerdings ohne Basis, da die Fakten anders liegen. Jeder Arzt der sich nicht an die Vorschriften hält, riskiert seine Zulassung.
Im Punkt das Kinder nicht mehr Kind sein dürfen, da hast Du recht. Viele Kinder haben einen Terminplan der dem eines Profimanagers gleichkommt, eigentlich absolut nicht tragbar. Die Gesellschaft (ich beschränke mich da auf Deutschland) sieht Kinder nicht als Kinder, sondern viel mehr als kleine Erwachsene. Der Leistunmgs-, Arbeits- und Erfolgsdruck ist enorm.
Das einige (vermutlich sogar viele) dadurch zappelig werden und teilweise Symptome des ADHS zeigen, das ist wohl war. Jedoch ergeben sich in diesen Fällen bereits bei der ausfürlichen Anamnese, das es sich nicht um ein ADHS handelt, sondern um häusliche / gesellschaftliche Mißstände welche besetigt werden müssen.
Auf der einen Seite schaffen sich Erwachsene Kinder an, und können dann gar nicht die Anforderungen die an sie als Eltern gestellt werden gar nicht erfüllen bzw. auch nicht nur annähernd nachkommen. Die Frage ist doch letztendlich von gesellschaftlicher Natur. Alle reden von Verbesserungen für die Familie, aber die Realität (sein wir mal ehrlich) sieht doch ganz anders aus als es in den Parteiprogrammen drinsteht.
Bis denn
Chris
ADHS - die Seite des Babysitters
Grüß dich,
ich glaub ich hab mich da etwas ungesschickt ausgedrückt: ich dachte ja nicht von den Ärzten (das hät ich vielleicht erwähnen sollen), vielmehr redete ich von der Gesellschaft, naja ich will hier keinem Schuld oder sowas zuweisen. Ich arbeitete schon in verschiedenen Institutionen und dabei hab ich fast immer die Erfahrung gemacht, dass durch die Eltern, ja auch leider das Personal, der Gedanke ADS sehr schnell aufkommt.
Beispielsweise die Familie meiner besten Freundin (Mutter=Sozailpädagogin): die hat ihren Sohn schon zwei mal untersuchen lassen - immer nichts rausgekommen, grad hab ich erfahren, dass sie zum dritten mal zu einer Untersuchen gehen. Sie beharrt absolut auf ihrer Meinung!!!
Das hab ich gemeint. Und solche Erfahrungen hab ich schon viele gemacht. Ich will mich hier echt nicht aufspielen und wie die Kluge tun. Aber es wird doch wohl wirklich sehr schnell bewertet. Was dann die Ärzte sagen ist wieder eine andere Sache.
Wie du schon sagtest: es liegt oft an den "häuslichen / gesellschaftlichen Mißständen".
Aber es ist ja wohl wirklich kein Wunder.
Das macht mich wirklich richtig traurig. Die Kinder können am wenigsten dafür und müssen es aber ausbaden - die Eltern tragen keinen Schaden davon, aber die Kinder werden betroffen!
Du hast völlig recht. Wirklich, richtig an die Familie denkt doch keiner, zumindest passiert nichts! Was wir denn schon getan, außer große Reden geschwungen? Sehr wenig!
Mfg, Kathrin
Hallö,
also so gesehen hast Du natürlich recht. Und wie gesagt, die Diagnose ist bei einem Arzt sehr umfangreich, natürlich gibt es auch Eltern die sich dorthinein verrennen und die Kinder es dann ausbaden müssen, gar kein Zweifel.
Was letztendlich passiert um die Situation an sich zu ändern bleibt weiter offen, denn der Gelddrang und Profitgier sowie soziale ungerechtigkeiten nimmt immer weiter zu. Gemessen an den letzten 10 Jahren haben sich die Probleme der Kinder bestimmt bereits verdoppelt, und besser wird es nicht, bzw. es ist nicht abzusehen.
Sämtliche Vereine die sich mit sozialen Themen befassen sind nur entstanden weil die Situation immer schlimmer geworden ist, nicht nur was ADHS angeht, nein auch sämtliche andere Dinge wie FraX-Kinder, Down-Syndrom oder Autismus etc.
Damit wären wir dann auch bei der Gesetzgebeung und der Tatsache muss man ins Auge sehen das oftmals Kinder einfach nicht anerkannt werden und Gesetze von vielen Istitutionen übergangen oder ignoriert werden. Stellt sich mir die Frage: Was sind Kinder in Deutschland eigentlich noch Wert?
Wo soll das hinführen?
Bis denn
Chris
ADHS - die Seite des Babysitters
Grüßle,
die Frage bleibt wohl unbeantwortet. Traurig aber wahr.
Ich glaube, dazu kann man nichts mehr sagen. Wir sind beide einer Meinung. Aber was kann man schon großes alleine erreichen? Ziemlich wenig.
Man kann nur hoffen, dass es so nicht weitergeht.
Aber mehr als die Hoffnung wird uns nicht übrigbleiben! :-(
Dann machs gut, Kathrin
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