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Nachruf auf das Forum Bildung : Requiem der Berufsprediger
Einen Beitrag unter diesem Titel bringt die ZEIT (17.01.02).Wenn das Diskussionsforum sinnvoll sein soll, dann wäre hier die Gelegenheit, auf der Grundlage von Pisa, TIMSS und Co endlich sich für eine Revision der Erzieherausbildung stark zu machen. Die Reaktionen der angehenden Erzieherinnen im Diskussionsforum haben mich z.T. erschreckt. Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Wenn NRW z.B. demnächst generell mit 5 Jahren einschult, den Grundschullehrer durch einen Universallehrer ersetzt, der von der Klasse 1-10 in Grund-, Haupt- und Realschule einsetzbar ist und an Fachhochschulen ausgebildet werden soll, dann hat das auch für den KiTa-Bereich fatale Konsequenzen. Er muß sich für die unter 3-Jährigen öffnen, im Grunde nicht schlecht. Aber dort steht nicht der Bildungs-, sondern eher der Betreuungs- und Verwahraspekt im Vordergrund. Hierfür brauchen wir dann keine Erzieherinnen, die auf Hochschul- oder Fachschulniveau ausgebildet worden sind. Kinderpflegerinnen sind in allen Belangen billiger. Die Verlagerung der Grundschullehrerausbildung auf die Fachhochschulen bietet die einmalige Chance, unter Verzicht auf das ohnehin nicht in allen Bundesländern existierende Berufspraktikum, nachdrücklich zu fordern, daß Erzieherinnen eine 3-jährige Fachhochschulausbildung (Praktika teils in den Ferien, gemeinsam mit den Lehrern machen. Sie schließt nach 3 Jahren für die Erzieherinnen mit dem Bachelor ab, die Lehrer machen noch 2 Jahre weiter. Für Erzieherinnen bestünde die Gelegenheit, auf dem Bachelor später aufzubauen, um in die Schule zu kommen..... Die Zeit ist zu kurz, um an dieser Stelle die skizzierten Gedanken weiter auszuführen. Wenn man sich jetzt nicht wehrt, darf man sich später nicht wundern. Die Erzieherinnen haben schon oft genug wichtige Gelegenheiten ungenutzt verstreichen lassen, um etwas für ihren Berufsstand zu erreichen.
aus: Forum Bildung; Empfehlungen des Forum Bildung 19.11.2001
"I. Frühe Förderung
Weichen für Bildungschancen und damit für Lebenschancen werden bereits früh gestellt. Insbesondere die Motivation und die Fähigkeit zu kontinuierlichem und selbstgesteuertem Lernen sind früh zu wecken. Neben dem wichtigen Lernen in der Familie sind die Möglichkeiten der Kindertageseinrichtungen zur Unterstützung früher Bildungsprozesse deutlich besser zu nutzen. Die Bedingungen für individuelle Förderung in der Grundschule müssen erheblich verbessert werden, damit alle Kinder ihre Fähigkeiten, ihre Interessen und ihre personale und soziale Identität entwickeln können.
Im europäischen Vergleich wird in Deutschland von den Möglichkeiten zur Förderung von Bildung in den Kindertagseinrichtungen noch kein ausreichender Gebrauch gemacht. Für die Neubestimmung und Verwirklichung des Bildungsauftrags des Kindergartens sowie die Steigerung der Qualität sind externe Unterstützungsstrukturen für die fachliche Anleitung, Beratung und Fortbildung des pädagogischen Personals erforderlich. Die Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher muss verbessert und aufgewertet werden, damit das Fachpersonal besser darauf vorbereitet wird, die frühen Bildungsprozesse von Kindern zu erkennen und zu fördern. Die Forschungskapazitäten der Frühpädagogik sind auszubauen. Angesichts der Bedeutung der Förderung früher Bildungsprozesse ist zu prüfen, ob der Besuch einer Kindertageseinrichtung gebührenfrei sein sollte.
Eine gezielte individuelle Förderung in den ersten Grundschuljahren, insbesondere bei der Vermittlung der Grundlagen in Lesen, Schreiben, Rechnen und beim Erwerb der deutschen Sprache ist eine wirksame und präventive Bildungsarbeit. Sie beugt späterem Schulversagen vor, ist Grundlage für die Ausbildung von Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit und zugleich Voraussetzung für das rechtzeitige Erkennen und Fördern von Begabungen. Unzureichende Förderung in der Grundschule kann später nur noch beschränkt durch schulische oder außerschulische Maßnahmen nachgeholt werden, da sie von den Einzelnen sehr viel schwerer zu bewältigen sind und sie der Gesellschaft ungleich höhere Kosten auferlegen.
Interesse und Lernbereitschaft von Kindern müssen in Kindertageseinrichtungen und in der Grundschule noch besser gefördert werden. Das setzt eine entsprechende Aus -und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern sowie von Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern voraus. Die Bedeutung eines solchen Umdenkens zeigt sich beispielhaft bei der Vermittlung fachübergreifender Kompetenzen (vgl. VII.):
· Das große Interesse von Kindern an naturwissenschaftlichen und technischen Fragen muss in Kindertagseinrichtungen und in der Grundschule besser genutzt und gefördert werden. Mädchen und Jungen sind dabei gleichermaßen zu unterstützen.
· Kinder lernen Fremdsprachen besonders leicht. Sie sollten bereits im Kindergarten Fremdsprachen kennen lernen und möglichst früh in der Grundschule einen altersgemäßen Fremdsprachenunterricht erhalten.
· Musisch-ästhetische Erziehung fördert den Erwerb von personalen und sozialen Kompetenzen und hat positive Auswirkungen auf das Lernen. Voraussetzung ist allerdings auch hier eine Fachdidaktik, die die Kreativität des Individuums entdecken und entwickeln hilft.
Zur frühen Förderung von Bildungsprozessen gehört auch der intensive Dialog zwischen Kindergarten oder Schule und Eltern. So können beispielsweise Eltern und Erzieherinnen gemeinsam am besten die Themen und Fragen entdecken, die das Kind gerade beschäftigen.
Die Bedeutung der frühen individuellen Förderung erfordert auch eine Überprüfung der Prioritäten bei den Investitionen. Im internationalen Vergleich investiert Deutschland erheblich weniger in die entscheidenden ersten Bildungsjahre als vergleichbare Staaten wie z.B. Österreich, die skandinavischen Staaten, Schweiz und USA.
Das Forum Bildung empfiehlt daher:
· den Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtung zu definieren und zu verwirklichen, u.a. durch
- Definition von Bildungszielen und ihre curriculare Umsetzung,
- Transfer- und Beratungsstrukturen für die Praxis,
- Reform und Aufwertung der Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher bezogen auf die neuen Aufgaben,
- Ausbau von Forschungskapazitäten für Frühpädagogik und wissenschaftliche Begleitung von Praxismodellen,
· Prüfung, ob der Besuch von Kindertageseinrichtungen gebührenfrei sein sollte,
· Verbesserung der Bedingungen für die individuelle Förderung in der Grundschule, u.a. durch
- stärkeres Eingehen auf die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und das soziale Umfeld der Kinder,
- rechtzeitigen Ausgleich von Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben, Rechnen und beim Erwerb der deutschen Sprache,
- rechtzeitiges Finden und Fördern von Begabungen,
- Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus,
· Intensivere Förderung der Interessen von Kindern v.a. an Naturwissenschaften, Technik, Fremdsprachen und musisch-kreativen Fächern, bereits im Kindergarten und in der Grundschule.
Hauptadressaten:
Kommunen, freie Träger, Länder und Bund "
Hier finden Sie noch weitere Forderungen
Ich freue mich, dass Sie die kurze Zusammenfassung gemacht haben. Vielleicht macht sie den Engagierten Mut, sich weiter für eine Verbesserung der Ausbildung einzusetzen und die (vielleicht) letzte Chance einer europäischen Angleichung zu erreichen. Ob Frühpädagogikexperte Prof.Dr. Fthenakis (München), Bildungsforscher Prof.Dr.Klemm (Essen)oder Prof.Dr.Baumert (Direktor des Max-Planck Institutes für Bildungsforschung in Berlin), um nur einige Experten zu nennen, im Wissenschaftsbereich wird die Bedeutung der Vorschulpädagogik neuerdings erkannt - und wie reagieren die angehenden oder fertigen Erzieher ? Wie ist das mit der Erziehung zur Mündigkeit (Adorno), Antizipation der Zukunft (Nohl)? Vielleicht sollten einige auch einmal bei Kant (Was ist Aufklärung ?) nachlesen. Wenn der Zug abgefahren ist, hilft kein Lamentieren mehr, dann bleiben sie in der "selbst verschuldeten Unmündigkeit" ! Übrigens, es ist wohl symptomatisch für Deutschland, dass es sich wohl an der OECD-Pisa-Studie beteiligt hat, nicht aber an der OECD-Studie "Systeme der vorschulischen Bildung und Kindertagesbetreuung in 12 Ländern" (Paris 2001). Hiernach sollte man die Bildungsexperten auch einmal befragen, warum Deutschland nicht, wohl aber z.B. seine unmittelbaren Nachbarländer Belgien/Niederlande sich daran beteiligt haben. Leider fehlt uns die Konsequenz, mit der die Niederlande 1985 alle 6000 Kindergärten, 7000 Grundcshulen, alle Seminare für Erzieher und Grundschullehrer abgeschafft und die Basisschule eingeführt haben. Das heißt nicht, dass ich hier für die Abschaffung der Kindergärten und Grundschulen bin, wohl aber für ein gemeinsames Grundstudium. Dann wäre die Pisa-Studie (es folgen ja noch 3 weitere !) ein lehrreiches Desaster.
Hört sich sehr gut an. Aber wieder meine vorwurfsvolle Frage: Erhalten wir all diese Forderungen umgesetzt, wenn die Erzieherinnenausbildung an die Fachhochschule verlagert wird? Wie gesagt: Ich glaube nein.
Also folgt daraus, lasst uns inhaltlich arbeiten und wirklich schauen was möglich ist. Auch wenn viel mehr Geld in die Bildung investiert werden muss, es SINNVOLL investiert werden und Bildung muss auch immer noch bezahlbar sein.
Auch wenn es sich heute fast komisch anhört.. es gab mal sowas wie Betriebskindergärten. Ob das Engagement des alten Krupp "..damit die Kinder von der Strasse und die Frauen an die Arbeit kommen" heute noch so gelten muss sei einmal dahin gestellt. Wenn sich die Industrie aber beschwert, wäre auch sie gefordert etwas zum Bildungsstandort Deutschland beizutragen.
Es muss ja nicht unbedingt Windows auf den gesponserten PC installiert sein ;-).
Meiner Meinung nach ist es nicht nötig die Erzieherausbildung an einer Fh zu absolvieren, um das allgemeine Bildungsniveau anzuheben.
Erstens muss man bedenken, zu was Kinder im Vorschulalter entwicklungsgemäß fähig sind. Psychologen sprechen nicht umsonst von der "Schulfähigkeit". Dieser Schulfähigkeit muß ein psychischer Wandlungsprozess vorausgegangen sein, der den Anthropomorphismus und die soziale und geistige Egozentrik überwinden läßt. Dieser Wandlungsprozess kann man zwar bis ins vierte Lebensjahr zurückverfolgt werden, ist aber erst zwischen dem sechsten und siebten Jahr abgeschlossen (Schenk-Danzinger). Allein schon aus diesem Grunde ist es nicht möglich schulisches Wissen im Elementarbereich zu vermitteln.
Zweitens werden noch nichteinmal die Pädagogen auf der FH genügend ausgebildet. Warum sollten dann die angehenden Erzieher dort besser ausgebildet werden, als auf den Fachschulen? Manche Fachschulen sollten allerdings ihre Auswahl an Schülern sorgfälltiger Treffen, und damit das Bildungsniveau steigern, denn Erzieher, die diesen Beruf aus Freude am Spielen gewählt haben, sind fehl am Platz.
Hallo,
ich weigere mich im Grunde länger an dieser DIskussion teilzunehmen. Die Forderung, Erzieherinnenausbildung an die Fachhochschule ist schon so alt, wie ich pädagogisch professionell denken kann (so ca. 10 Jahre).
Solange nicht detailliert dargestellt wird, was dann besser sein soll, führt diese Forderung ad absurdum.
Führen höhere Zugangsvoraussetzungen gleich zu einer besseren Kindergartenpädagogik? Die Bildung im Elementarbereich ist im KJHG festgeschrieben. So lange im Kindergarten jahreszeitlich gerabeitet wird und mehr Schneemänner an den Wänden der Gruppen hängen als im Schnee "gespielt" wird, läuft auch mit einem Fachhochschulstudium nichts.
Schaffen wir doch erstmal eine vernünftige Kindheit, in der die Kinder auch die Möglichkeit haben, sich selbst zu bilden - die wollen das nämlich; aber anscheinend ist das noch nicht jedem Erwachsenen klar.
Wenn die Kinder Englisch lernen möchte, warum denn nicht; aber nicht pauschal und mit einem Lehrplan, der dann auch erfüllt werden muss.
Was haben wir alle geschrien als deutlich wurde, dass Deutschland die Computerexperten sozusagen "importieren" muss. Warum haben wir denn geschrien, wir sind doch selbst schuld.
Wenn im Paragraphen 1 des Achten Buches Sozialgesetzbuch (KJHG) steht, dass jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung hat, dann frage ich mich allen Ernstes wo die Förderung in der Entwicklung im Umgang mit computergestützen Medien ist. pauschalisierend könnte man sagen, dass dieses Recht im Kindergarten nicht existiert. Warum hält der PC nicht Einzug, wenn dies doch anscheinend als Bildungsinhalt benötigt wird. Frage: Stünde der PC im Gruppenraum wenn die Erzieherinneausbildung an der Fachhochschule wäre? Ich glaube die Antwort lautet NEIN!.
Das Niveau von Pädagogik beruht nicht nur auf der Bildung, sondern findet auch im Kopf eines jeden einzelnen statt.
Macht bitte deutlich, WIE die Ausbildung an der Fachhochschule auszusehen hat und wir können anfangen zu diskutieren. Ich hab das z.B. auch so meine Vorstellungen, aber deshalb kann die Ausbildung ruhig an der Fachschule bleiben.
Warum verändern wir nicht die Fachschule, anstatt die Ausbildung auf ein höheres Niveau zu heben und anschließend über den "Elfenbeinturm" herzuziehen.
Ich möchte nicht garstig wirken, aber die Lehrerausbildung ist an der Uni und asnchließend zwei Jahre in der Praxis. Also Bildung satt; trotzdem meckern wir über die Lehrer.
ich finde den Beitrag sehr gewagt. Wir versuchen hier mit allen Mittel gegen die "Verbildung" der Kleinnkinder anzugehen und getreu dem Motto "sie können früh lernen, sollten es aber nicht müssen" den Schutzraum Kindergarten für eine stressfreie Entwicklung im ZUsammenhang mit der Persönlichkeitsentfaltung aufrecht zu erhalten und dann kommen solche Kommentare.
Man sollte sich einmal grundsätzlich vor Augen halten, dass der Kindergarten KEINE Schuleinrichtung ist, sondern eine freiwillige Einrichtung zur Förderung der Entwicklung des Kindes. Das hat auch nichts mit Bewahranstalten zu tun! Sondern damit, dass Kindern die Möglichkeit gegeben wird, sich selbst, ihre Umwelt, Dinge des Universums und Überlebensstrategien kennen zu lernen- ohne Druck und ohne das Spiel und seine Funktion beim Kind zu mißbrauchen!
Der Beitrag haut doch genau in die Ecke: Wir nutzen das Kind und seine leichte Beeinflussbarkeit aus, um möglichst früh möglichst massig Bildung (Ich meine damit reines kognitives Schulwissen) reinzuboxen- klar, dass man dafür keine Begleiter (Erzieherinnen) braucht, sondern einen Berufsstand, der gelernt hat, dieses Wissen zu vermitteln! Aber ist ein Elternteil auch bereit, dafür zu zahlen?! Und brauchen wir das wirklich?! Wäre es nicht einfacher und kindgerechter, einfach mal über die Grundschule mit ihren KLassenstärken von 35 Kindern nachzudenken?!
Wir sollten uns mal langsam fragen, was eigentlich Kindheit bedeutet!
Ich stimme Dir in einigen Punkten zu, muss aber auch dem Eingangsbeitrag zustimmen.
Über die Strukturierung des zukünftigen Bildungssystems wird nach der deutschlandinternen PISA-Studie noch genug geredet werden, das möchte ich an dieser Stelle nicht. Aber PISA ist ein Anstoß das zu fordern, was schon lange in Schüler und Lehrer Kreisen diskutiert wird: Ein Studium für ErzieherInnen.
Dies ist absolut nötig!!!
Höhere Eingangsvoraussetzungen und höheres Alter.
Dann würden in einer Erzieherklasse nicht mehr 50% sagen, ich mach' das, weil Memory-Spielen Spaß macht und ich mal Kinder bekommen möchte.
Ich denke nicht, dass es an der Zugangsvoraussetzung liegt.
Gegenfrage: Wer soll das bezahlen? Welches Gehalt würde denn dann gezahlt? Das einer Diplom-Pädagogin?! Welche Eltern würden dann noch ihre Kinder, der ja freiwillig ist, in den Kindergarten geben?!
UNd ich denke, dass die Menschen mit Enthusiasmus und ENgagement nicht in den höhren Bildungsabschlüssen zu finden sind!
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