Reggio-Pädagogik

13.08.2005 18:20
avatar  Trini ( gelöscht )
#1
Tr
Trini ( gelöscht )

hallo ihr lieben,
beginne bald ein Praktikum im Hort, die u.a. nach Reggio arbeiten.
In der Schule haben wir die verschiedenen Konzepte alle besprochen und ausgerechnet bei Reggio war ich nicht anwesend.
Wäre nett, wenn mir jemand kurz die wichtigsten Sachen erläutern könnte oder mir eine ideale HP vorschlägt!
Da ich kein durchgehenden Zugang zum Internet habe, kann ich leider nicht selber auf die Suche gehen. Internetcafe ist mir zu teuer.
*lach*
wäre total lieb!
Gruß Trini


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15.08.2005 15:40
avatar  Mona ( gelöscht )
#2
Mo
Mona ( gelöscht )

Hallo Trini!! Ich schreib dir mal was ich so über Reggio auf meinem AB von der Schule hab:

Lern- und Entwicklungskonzept der Reggio-Pädagogik

Thesenartig lässt sich Tassilo Knauf zufolge das theoretische Lern- und Entwicklungs-Konzept der Reggio-Pädagogik folgendermaßen zusammenfassen:

1."Lernen und Kompetenzentwicklung entspringen dem menschlichen Bedürfnis nach Verstehen der Lebenswirklichkeit und nach wirkungsvollem Handeln in realen Lebensbezügen.

2.Lernen heißt aktive Auseinandersetzung mit der gegenständlichen und sozialen Umwelt.

3.Lernen ist entdeckendes und forschendes Lernen, mit dem Beziehungen zwischen Objekten, Personen, Strukturen und Prozessen gedeutet werden.

4.Sinnliche Informationen sind die Grundlagen von kognitiven Deutungen und Emotionen.

5.Aufnehmen, Verarbeiten und Speichern von Informationen werden zunächst unmittelbar handelnd ("enaktiv"), dann auch über sinnliche, vor allem visuelle Medien ("ikonisch") und schließlich sprachlich ("symbolisch") geleistet. Die zentralen Elemente der Reggio-Pädagogik sind auf die Förderung dieser drei Repräsentationsebenen bezogen.

6.Analog der konstruktivistischen Weltdeutung und Erkenntnistheorie konstruiert Lernen nie ein fertiges, sondern nur ein vorläufuges Wissen, das immer wieder neuen Deutungen bedarf. Neue Erfahrungen, aber auch der Austausch mit anderen, fordern Neusortierung und Neuinterpretationen unserer Wissensbestände heraus.

7.Das Verhalten von Kindern und Erwachsenen sowie die sprachlichen und gegenständlichen Äußerungen von Menschen fordern zu selektivem Imitations- oder Modell-Lernen heraus.

8.Die Entwicklung von sozialer und personaler Identität hat viel mit Selbsterkenntnis und der Erkenntnis der eigenen Unverwechselbarkeit, aber auch mit der Ähnlichkeit mit anderen zu tun."


Anmerkung:
Wichtig im Zusammenhang mit der Reggio-Pädagogik ist der Name Loris Malaguzzi: Er war von 1970 bis 1985 "Koordinator" der kommunalen Krippen und Kindergärten in Reggio. Bis zu seinem Tod im Jahre 1994 hatte er wesentlichen Anteil an der theoretischen Fundierung und weltweiten Verbreitung der Reggio-Pädagogik, die somit nach der Montessori-Pädagogik das zweite in Italien entwickelte pädagogische Konzept ist, das international Einfluss gewonnen hat.

Vielleicht hilft dir das irgendwie! ;-)


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16.08.2005 12:26
avatar  Trini ( gelöscht )
#3
Tr
Trini ( gelöscht )

Hallo Mona ( übrigends ich heiße auch Mona ;-) )
Das hat mir wirklich geholfen, jetzt kann ich morgen beim Vorstellungsgespräch wenigstens Vorkenntnisse über Reggio vorweisen!
DAnke Danke Danke Danke!
Super lieb!
LG Trini (Mona)


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14.08.2005 13:08
avatar  Axel ( gelöscht )
#4
Ax
Axel ( gelöscht )

Kauf dir lieber ein gescheites Buch:
Annette Dreier (1999) 'Was tut der Wind, wenn er nicht weht?', Neuwied, Luchterhand

Kostet bei Amazon ca. 17 Euro.


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15.08.2005 13:14
avatar  Trini ( gelöscht )
#5
Tr
Trini ( gelöscht )

Unter diesen Umständen müsste ich mir über jedes Konzept ein Buch kaufen, für ein vierwöchiges praktikum werde ich bestimmt nicht Reggio studieren!
Dies kann ich machen, wenn ich ausgelernt bin und mit diesem Konzept zu tun habe!
Finde es schade, so abgeschwatzt zu werden!
Lg Trini


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18.08.2005 20:10
avatar  Axel ( gelöscht )
#6
Ax
Axel ( gelöscht )

>Unter diesen Umständen müsste ich mir über jedes Konzept ein Buch kaufen, für ein vierwöchiges praktikum werde ich bestimmt nicht Reggio studieren!
>Dies kann ich machen, wenn ich ausgelernt bin und mit diesem Konzept zu tun habe!
>Finde es schade, so abgeschwatzt zu werden!

Ich habe das Buch empfohlen, weil ich es selbst gelesen habe und davon begeistert bin. Dass so etwas als Beleidigung aufgefasst wird, erlebe ich zum ersten Mal. Und ich verstehe es nicht.


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18.08.2005 23:48
avatar  Trini ( gelöscht )
#7
Tr
Trini ( gelöscht )

wie gesagt wollte ich Reggio nicht studieren! Sonst hätte ich mir auch so das Buch bestellt ohne euch zu fragen!
Ich habe mich nicht angegriffen gefühlt, sondern habe einfach nicht mit so einer Antwort gerechnet!
Wie auch immer, will hier keine Grundsatzdiskussion führen!
Sorry wenn etwas falsch rüber kam!
LG Trini


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17.08.2005 20:22
avatar  Mel ( gelöscht )
#8
Me
Mel ( gelöscht )

Hi Trini.
Ich bin der Meinung, das es sich für dich auf alle Fälle lohnen wird, ein Buch über Reggio zu kaufen. Aufgrund der neuen Bildungsrichtlinien, die in Folge der Pisa-Studie in den Bundesländern derzeit entstehen, solltest du dir das wirklich überlegen. Die Reggiopädagogik hat sehr viele Einflüsse auf die zukünftige Arbeit der Erzieher, weil man mit diesem Ansatz gute Lernerfolge erzielen kann. Ich selbst arbeite in einer Regeleinrichtung und habe eine Fortbildung zu diesem Thema gemacht. Daraufhin haben wir beispielsweise unser Raumkonzept in der Einrichtung verändert und haben bereits Erfolg damit. Es ist wirklich sehr sinnvoll. Und die Ideen gut umsetzbar.
LG
Mel


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18.08.2005 23:53
avatar  Trini ( gelöscht )
#9
Tr
Trini ( gelöscht )

Hallo Mel,
Ich wusste nicht das "Reggio" soviel Einfluss auf die Einrichtungen haben wird.
Ich denke, dass ich mich in meiner Praktikumszeit auf das jeweilige Konzept konzentrieren sollte. Das ja auch nicht gerade leicht ist.
Ich bin der Meinung, dass erste Eindrücke der jeweiligen Konzepte vorerst reichen, richtig auseinandersetzen werde ich mich im Praktikum selbst damit. Theorie und Praxis koordiniert zu erleben, finde ich Lernreicher!
Und wenn ich endlich Geld verdiene, sprich in einem Jahr, werde ich mir das Buch kaufen, u.a auch Montessori und was es nicht alles gibt! ;-)))
Danke für die Information, ist immer gut zu wissen!
Lg Trini


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19.08.2005 20:30
avatar  Axel ( gelöscht )
#10
Ax
Axel ( gelöscht )

>Ich wusste nicht das "Reggio" soviel Einfluss auf die Einrichtungen haben wird.

Ich glaube nicht, dass Reggio in den nächsten Jahren großen Einfluss auf die deutsche Vorschulpädagogik haben wird. Zwar rechne ich damit, dass sich die Zahl der Einrichtungen, die Reggio-Pädagogik betreiben wollen, in den nächsten Jahren vervielfachen wird. Aber absolut betrachtet, glaube ich, dass Reggio eine Minderheitenposition bleiben wird, vermutlich noch seltener als Montessori-Einrichtungen, die immerhin einen Traditionsbonus haben.

Meines Erachtens weht der Zeigeist in eine ganz andere Richtung. Seit PISA grassiert unter den Deutschen die Angst, die Kindheit würde mit Spielen vertrödelt. Lernen soll früher beginnen und unter richtigem Lernen stellt sich der Deutsche Unterricht vor.

Ich vermute, wir werden uns früher oder später an Ländern wie England orientieren, d.h. es wird ein nationales Curriculum für den Kindergarten geben, mit klar definierten nach Fächern gegliederten Lernzielen, die schwerpunktmäßig auf den Schriftspracherwerb und auf Mathematik abzielen.

Da die deutsche Erzieherausbildung sozialpädagogisch ausgerichtet ist, rechne ich allerdings mit deutlichen Widerständen aus Erzieherkreisen, eine solche Verschulung umzusetzen. Ich sehe deshalb 3 mögliche Zukunftsszenarien:
1. Es gelingt der Politik, den Widerstand der Erzieher zu brechen. Sie machen die Verschulung mit, um im Geschäft zu bleiben.
2. Die Erzieher bleiben störrisch, und müssen daher entmachtet werden. Die Politik macht eine große Reform der Erzieherausbildung. Die Unis und FHs bilden eine neue Generation von Erziehern aus, die ihre Arbeit weniger sozialpädaogisch und stärker vorschulpädagogisch sehen. Auf dem Arbeitsmarkt geraten die Erzieher alter Schule zunehmend in Abseits. Einige behalten ihren Job, indem sie die neue Linie widerwillig umsetzen.
3. Die Politik senkt das Alter der Einschulung, zunächst auf 5 Jahre und vielleicht später sogar auf 4 Jahre. Auf diese Weise holt man die Kinder aus der Spaß- und Kuschelzone Kindergarten in die Lern- und Leistungszone Schule. Um weiter im Job zu bleiben, arbeiten Erzieher verstärkt in der Kleinkindbetreuung. Ihr Arbeitsalltag wird zunehmend von pflegerischen Tätigkeiten bestimmt. Beim Windelwechseln und Flaschenfüttern dürfen sich die Spieltanten dann gerne Gedanken um die zunehmende Verschulung von Kindheit machen. Nur interessiert das keinen mehr, denn Erzieherinnen nimmt man dann in etwa so ernst wie Hausfrauen.

Reggio ist zu partizipativ und zu basisdemokratisch, um in Deutschland eine Chance zu haben.


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03.09.2005 14:21
avatar  Mel ( gelöscht )
#11
Me
Mel ( gelöscht )

Hallo Axel.

Ich denke nicht das die Reggio zu partizipativ ist. Der Tonus geht ja genau in diese Richtung. Partizipation ist doch zur Zeit genau das Thema. Ich bin auch nicht der Meinung, das es dazu kommen wird, das das Einschulungsalter in Zukunft herab gesetzt werden wird, da Deutschland sich doch eher am beispiel der skandinavischen Länder orientiert oder eher orientieren möchte. Leider ist unsere Regierung nicht wirklich in der Lage dies umzusetzen.
Ebenso wie die Situation der "Hausfrau" in der Kinderkrippe, wie du es so nett formuliert hast. Ich denke eher im Gegenteil. Es wird dazu kommen, dass wir immer mehr die Rolle eines Lehrers mit Unterbezahlung annehmen müssen.
Der Einfluss der Bildungspolitikm ist doch sehr groß. Es würde mich nicht wundern, wenn es zu einem regelrechten Bildungsplan im Kindergarten kommen würde. Die ersten Ansätze sind ja bereits deutlich zu sehen.
Gruß Mel


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02.08.2005 16:08
avatar  Trini ( gelöscht )
#12
Tr
Trini ( gelöscht )

So weit ich das politisch verfolgen konnte, wurde diese "absurde" Idee, den Kindergarten abzuschaffen, bzw. in eine Art Schule umzuwandeln sofort auf Eis gelegt. Aus diesem Grunde mache ich mir auch keine Sorgen!
Gerade wegen PISA wurde der Bildungsauftrag der Kindergärten stark verändert und dadurch wird meines erachtens nach jetzt mehr spielerisch schulische Inhalte vermittelt. Wie z.b. ist mir aufgefallen, dass immer mehr Kindergärten Englisch vermitteln und schon eine Form von Mathe!
Ich denke nicht, dass sich das so stark ändern wird!
LG Trini


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02.08.2005 16:35
avatar  Axel ( gelöscht )
#13
Ax
Axel ( gelöscht )

Kurioserweise haben ja gerade die Grundschulen in den vergangenen Jahrzehnten Methoden aus dem Kindergarten in ihre pädagogische Praxis übernommen. Lernstationen, Experimentierecken, Freiarbeit, Projekte, Arbeit in Kleingruppen und Altersmischung gelten dort als besonders fortschrittlich. Insofern wäre es schon eine Ironie, wenn uns ausgerechnet die Grundschulen zeigen sollten, wie man Kinder im Alter von 3-6 "richtig" fördert.

Hier in NRW hat es ja erst kürzlich eine Bildungsvereinbarung gegeben, die den eigenständigen Bildungsauftrag des Kindergartens deutlicher als bislang formuliert. Auch das Schulfähigkeitsprofil sieht meines Erachtens ziemlich vernünftig aus. Schulfähigkeit bedeutet nicht mehr allein Wissen sondern man hat klar gesagt, dass auch senso-motorische, soziale und emotionale Kompetenzen dazu gehören. Insofern spricht einiges dafür, dass die politischen Trends in die von dir beschriebene Richtung gehen.

Ich bleibe trotzdem pessimistisch, und zwar weil ich sowohl in der Bevölkerung als auch in der politischen Debatte immer wieder eine Geringschätzung für das spüre, was Kinder im Kindergarten leisten. Auch seitens der Eltern begegnen mir solche Ansichten immer wieder. Gerade im Zusammenhang mit der Schulvorbereitung höre ich jedes Jahr die selben Forderungen nach Arbeitsblättern und Programmen zum Lesenlernen. Ich fürchte, diese Angst, dass Kinder im Kindergarten kostbare Lernzeit verspielen, wird früher oder später Konsequenzen haben.


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