Was denkt ihr über den Beruf des Erziehers?

27.08.2003 08:53
avatar  BFS1A ( gelöscht )
#1
BF
BFS1A ( gelöscht )

Hallo Leute!
wir sind eine Klasse der Sozialassistentinschule und suchen nach meinungen zu dem Beruf Erzieher!?!?!? Was haltet ihr davon??? Denkt ihr dass der Beruf in der Öffentlichkeit gut angesehn wird? Meint ihr dass Erziher nur ein Beruf für Frauen ist?
wäre nett wenn ihr irgendetwas dazu schreiben könntet.
Liebe Grüße die BFS1A


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28.08.2003 16:40
avatar  BFS1A ( gelöscht )
#2
BF
BFS1A ( gelöscht )

Wir danken euch allen für eure Beiträge. Die haben uns wirklich sehr geholfen!Danke.. liebe grüße. die BFS1A


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28.08.2003 02:34
avatar  Esperanza ( gelöscht )
#3
Es
Esperanza ( gelöscht )

Ich halte sehr viel vom Beruf des Erziehers, sonst wär ich ja auch keiner geworden. Allerdings hatte ich früher nach Abitur sehr stereotype Vorstellungen von diesem Beruf, was mich lange davon abhielt, ihn zu ergreifen.

Grundsätzlich vermute ich, dass jeder Berufstätige glaubt, sein Beruf werde zu gering geschätzt und zu schlecht bezahlt. In Fall der Erzieherin scheint es aber ein echtes Imageproblem zu geben.

In Deutschland haben wir die in Europa sonst ungewöhnliche Situation, dass Erzieherinnen an einer Fachschule und nicht an einer Hochschule ausgebildet werden. In vielen anderen Ländern studieren sie nämlich gemeinsam mit den Grundschullehrern. Das könnte ein Grund für ein schlechtes Images dieses Berufes sein. Man braucht ja nicht mal ein Abitur dafür, also sind Erzieher per se Leute, die für ein Studium zu blöd wären, sonst hätten sie ja eine vernünftige Ausbildung machen können.

Ein zweites Problem ist, dass die Vorstellung vom Erzieherberuf bei vielen Menschen davon bestimmt wird, wie sie selbst als Kinder ihre Erzieher erlebten. Ich ging 1977 in den Kindergarten. Da arbeiteten keine Männer. Tatsächlich hatten wir Nonnen! Dass sich seit damals die Ausbildung und die Praxis in den Kindergärten stark verändert haben, ist vielen Leuten nicht bewußt.

Ein drittes Problem: Kinderbetreuung war traditionell Aufgabe der Frau, ebenso wie die Kranken- und Altenpflege. Diese Arbeiten waren unqualifiziert, denn schließlich machten die Frauen sie ohne spezielle Ausbildung. Außerdem arbeiteten die Hausfrauen unbezahlt. Dementsprechend war das Ansehen dieser Tätigkeiten gering. Heute sind Erziehung und Pflege professionalisiert, aber die Tätigkeiten haben noch immer ihr altes Image: "Frauenarbeit." - "Kann man auch ohne Qualifikation machen." - "Sollte es kein Geld für geben." Da kirchliche Organisationen und Einrichtungen diese Tätigkeiten oft übernahmen, gibt es auch heute noch eine gewisse Erwartung, dass Menschen in sozialen Berufen aus reinem Idealismus arbeiten, was man z.B. von einem Ingenieur nicht erwarten würde.

Ein viertes Problem: Kindergärten gelten in Deutschland als soziale Einrichtungen und werden in erster Linie unter dem Gesichtspunkt der Kinderbetreuung gesehen. Im Klartext: Kindergärten gibt es, damit die Mütter berufstätig sein können bzw. weil viele Mütter aus finanziellen Gründen leider berufstätig sein müssen. In anderen Ländern werden Kindergärten eher als Bildungseinrichtungen gesehen. Sie sind dadurch legitimiert, dass das Kind dort etwas lernt. Diese Sichtweise macht sich auch in der Berufsbezeichnung bemerkbar: Preschool teacher. Den Teacher traut man der deutschen Erzieherin anscheinend nicht zu, obwohl sie in ihrer Ausbildung den Situationsansatz lernt, der eigentlich ein Bildungskonzept ist. Würde man den Kindergarten Elementarschule nennen und die Erzieherinnen in Elementarschullehrerinnen umtaufen, traute man ihnen wahrscheinlich mehr Leistung zu.

Derzeit hört man häufig von Vorschlägen, Erzieher künftig an Fachhochschulen auszubilden. Das könnte den Beruf aufwerten und vielleicht würde er dann auch für Männer attraktiver, die dann bei ihren BWL- und Jura-Kumpels damit angeben könnten, auch ein richtiges Studium gemacht zu haben. Ich glaube aber nicht, dass das so schnell kommen wird, denn wenn ein Erzieher an der FH studiert, könnte er auf die Idee kommen, dass er so gut bezahlt werden möchte wie ein Sozialpädagoge. Es würde aber einiges dafür sprechen, das Image der Erzieherin aufzuwerten, und zwar nicht unbedingt durch Geld. In Finnland verdienen Lehrer (so weit ich weiß) weniger als in Deutschland, aber die Schulabgänger reißen sich um die Studienplätze, weil der Beruf sehr angesehen ist. Daher glaube ich, dass man auch in Deutschland den besten Nachwuchs gewinnen kann, wenn man das Image des Berufs ein wenig aufpoliert. Eigentlich sollte dazu nicht mehr nötig, sein, als sachlich darüber zu informieren, was Erzieher eigentlich lernen und arbeiten.


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28.08.2003 10:11
avatar  Morgaine ( gelöscht )
#4
Mo
Morgaine ( gelöscht )

Ich möchte dich mal zitieren Esperanza: "Man braucht ja nicht mal ein Abitur dafür, also sind Erzieher per se Leute, die für ein Studium zu blöd wären, sonst hätten sie ja eine vernünftige Ausbildung machen können."

Ist das jetzt deine Meinung, wenn ja ist das dein Ernst?


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28.08.2003 14:42
avatar  Esperanza ( gelöscht )
#5
Es
Esperanza ( gelöscht )

Ich hatte schon befürchtet, dass mein Beitrag auf diese Weise missverstanden werden könnte. Wie schon eingangs erwähnt, halte ich sehr viel vom Beruf der Erzieherin. Die meisten meiner Kolleginnen sind sehr gut qualifiziert, haben Zusatzausbildungen und machen einfach gute Bildungsarbeit.

Gefragt war aber auch nach dem Bild des Erzieherinnenberufes in der Öffentlichkeit. Ich wollte in meinem Beitrag einige Imageprobleme dieses Berufes vorstellen und Mutmaßungen darüber anstellen, woher diese Probleme kommen. Dass Erzieherinnen nicht für voll genommen werden, weil sie nicht studiert haben, halte ich für ein bedauernswertes Vorurteil. Leider ist es ein Vorurteil, mit dem ich mich schon oft habe auseinandersetzen müssen. Auch die Meinung, dass man den Erzieherberuf nicht lernen müsse, weil ja früher schließlich jede Mutter einfach drauflos erzogen habe, höre ich öfter als mir lieb ist.

Ich bin also die falsche Zielscheibe für deinen durchaus berechtigten Zorn.


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29.08.2003 14:12
avatar  Morgaine ( gelöscht )
#6
Mo
Morgaine ( gelöscht )

Hallo Esperanza,

ich habe nur gefragt, ob das deine Meinung ist (oder die von anderen). Mehr ist nicht passiert.


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27.08.2003 16:16
avatar  Sarah ( gelöscht )
#7
Sa
Sarah ( gelöscht )

Hallo!
Ich bin auch auf der Fachschule für Sozialpädagogik im letzten Lehrjahr und habe fast die selbe Meinung, wie Maggie.
Fragt die leute auf den Straßen.
Ich persönlich finde, dass die Leute gar nicht nachvollziehen können, was der Beruf einer Erzieherin überhaupt für Tätigkeiten hat, als "angeblich nur rumzusitzen und mit Kindern spielen". Das ist völliger Unsinn.
Eine Erzieherin muss belastbar sein und sie hat gleich mehrere Berufe in einem:
Psychologin, Handwerkerin, Organisatorin und noch vieles mehr.
Der Beruf wird zu wenig eingeschätzt und Erzieher werden zu wenig bezahlt.
Die Arbeit wird immer weniger angesehen, aber ich hoffe, dass sich das bald ändert.
Um auf eure nächste Frage zurückzukommen, ob der Beruf nur etwas für Frauen ist, kann ich euch ganz klar beantworten.
Die Mehrheit in diesem Beruf sind zwar Frauen, aber Männer werden genauso gerne gesehen. Es gibt viel zu wenig Männer, die diesen Beruf anstreben. Das sehe ich alleine schon auf meiner Schule. Wir haben ca. 13 Klassen und davon sind in etwa 2-3 Männer in jeder Klasse.
Auch im Kindergarten werden Männer gerne gesehen, gerade die Kinder lieben es, das eine männliche Rolle anwesend.
Und im Heim haben die Männer teilweise bessere Möglichkeiten an eine Stelle zu kommen, als Frauen. Weil halt Männer dort gebraucht werden.
Das sind Aspekte die ich selber gehört und nachgelesen haben.

Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig weiterhelfen.
PS: Nutzt die Gelegenheit aus und fragt Leute!!!

Gruss Sarah


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27.08.2003 13:45
avatar  maggie ( gelöscht )
#8
ma
maggie ( gelöscht )

Hallo,
ich bin in der Fachschule Sozialpädagogik. Gerade bei den Erziehern angefangen.
Wir haben das ganze als Umfrage gestaltet und sind auf die Strasse gegangen um die Leute zu befragen, was sie darüber denken. Vielleicht ist das auch mal was für euch?
Ansonsten muss ich leider sagen, dass der Beruf der Erzieherin / des Erziehers immernoch nicht für voll genommen wird und oft mit "ihr spielt ja nur den ganzen Tag" abgetan wird.
Wenn ihr mehr wissen wollt oder noch Fragen habt, meldet euch per email bei mir.
Gruß maggie


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