Was haltet ihr von eurem Beruf?
Ich halte den Beruf für sehr wichtig. Ich arbeite im Kindergarten. Dort erwerben die Kinder viele Kompetenzen, die sie ihr Leben lang brauchen. Daran beteiligt zu sein, erfüllt mich schon mit einem gewissen Stolz.
Bringt er euch Spaß und Erfüllung?
Das kommt auf den Arbeitsplatz an. Wenn man in einer progressiven Einrichtung mit motivierten Mitarbeitern arbeitet, kann der Beruf sehr viel Spaß machen. Man kann schöpferisch sein, viele Dinge ausprobieren, und unmittelbar erleben, wie dieses Engagement den Kindern zu Gute kommt. Wenn man einem Team arbeitet, wo jeder nur seinen Dienst nach Vorschrift runterreißen will, kann es sehr frustrierend sein. Das ist aber nicht nur im Erzieherberuf sondern in allen Berufen so.
Könnt ihr euch euren Beruf als einen lebenslangen Beruf vorstellen?
Ich möchte diese Arbeit mein Leben lang machen, aber nicht unbedingt Vollzeit und nicht unbedingt professionell. Ich könnte mir vorstellen, eines Tages etwas anderes zu machen, und nur noch Teilzeit oder als Ehrenamtler zu arbeiten. Gut wäre auch, wenn ich zum Beispiel für ein Jahr etwas anderes arbeiten und dann wieder in den Erzieherberuf zurückkehren könnte. Ich befürchte nämlich, dass man ganz schön engstirnig werden kann, wenn man die Welt nur noch aus Kindergartenperspektive kennt. Leider ist so etwas mit Risiken verbunden. Erstens weiß man nicht, ob man wieder einen Job findet. Zweitens sind deutsche Arbeitgeber in dieser Hinsicht sehr konservativ. Etwas anderes zu machen, wird als Abkehr vom Beruf und von einer gradlinigen Laufbahn verstanden, die in Deutschland immer noch als vorbildlich gilt. Als dies betrifft aber andere Berufe genauso. Wer 20 Jahre lang Sachbearbeiter ist, dem würde es auch gut tun, einmal etwas anderes zu erleben.
Findet ihr euch gerecht bezahlt?
Ich finde die Bezahlung OK. Ich bin ein gut bezahlter Erzieher. Mein bester Freund ist ein schlecht bezahlter Assistenzarzt. Der verdient nur wenige hundert Euro mehr als ich. Insofern kann ich mich nicht beschweren. Große Sprünge kann man mit dem Einkommen aber nicht machen. Wenn du einmal ein Haus bauen willst, und im Alter möglichst deinen Lebensstandard halten willst, dann mach einen Bogen um diesen Beruf.
Würdet ihr euch, wenn ihr die Zeit zurückdrehen könntet, wieder für diesen Beruf entscheiden?
Ja.
Wie stellt ihr euch eure berufliche Zukunft weiter vor?
Ich würde gerne eine Einrichtung finden, die ein besonderes Anliegen verfolgt, also z.B. in einer bestimmten reformpädagogischen Richtung arbeiten will oder bestimmte inhaltliche Schwerpunkte setzen möchte. Ich wünsche mir, in einem engagierten Team zu arbeiten, dass sich ständig bemüht, die eigene Arbeit weiter zu entwickeln. Sprich: Ich möchte nicht einfach nur das anwenden, was ich gelernt habe, sondern mich weiter entwickeln.
Wie sieht der Erzieherarbeitsmarkt aus?
In meiner Gegend momentan sehr schlecht. Man muss nehmen, was man kriegen kann, sich mit Befristungen und Teilzeitarbeitsverhältnissen abfinden. Für die Zukunft erwarte ich Stellenabbau und sinkende Löhne. Aber auch das betrifft Angehörige vieler Berufe.
Ich denke, der beste Rat, den man momentan geben kann, ist, etwas zu tun, was man gerne tut und gut machen kann. "Den sicheren Job" wird es nach meiner Auffassung bald nicht mehr geben. Der durchschnittliche Arbeitnehmer wird seine Haut immer wieder neu zu Markte tragen müssen, er wird ständig nach Arbeit suchen, sich bewerben und sich gegen andere Bewerber durchsetzen müssen, bis er so alt ist, dass ihm niemand mehr eine Chance geben mag. Hier werden wohl nur diejenigen lange durchhalten, die ihr Handwerk verstehen und mit Leidenschaft ausüben.
