Kann man als Erzieher in den Niederlanden oder in Belgien arbeiten?

13.12.2003 22:50
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#1
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

Ich wüßte gerne, ob man als deutsche Erzieherin in einem niederländischen oder belgischen Kindergarten arbeiten darf. Die deutsche Erzieherinnenausbildung ist ja überwiegend sozialpädagogisch orientiert. Die Erzieherin ist bei uns eben nicht die Expertin für vorschulische Bildung sondern eine Allroundkraft, die z.B. auch im Jugendzentrum oder im Heim arbeiten könnte. Im Gegensatz dazu sind die Ausbildungen in den Niederlanden und Belgien vorwiegend schulpädagogisch oder vorschulpädagogisch orientiert. Ich fürchte also, dass man in diesen Ländern keine Chance hat, Arbeit zu finden. Hat vielleicht jemand Praktika in Holland oder Belgien gemacht? Oder hat eine von euch dort sogar Arbeit gefunden? Dann wäre es toll, wenn ihr eure Erfahrungen mit uns teilt.


 Antworten

 Beitrag melden
16.12.2003 17:14
avatar  nottebaum ( gelöscht )
#2
no
nottebaum ( gelöscht )

hallo,
außer den ´hardlinern´ Deutschland und Österreich ist in allen EU-Ländern die Erzieher-/Vorschulpädagogenausbildung auf Hochschulniveau angesiedelt, so auch in Belgien (Pädagogische Hochschule) und den Niederlanden (Pedagogische Academiee voor het Basisonderwijs). Der belgische Kindergarten hat nur den namen mit dem deutschen Kindergarten gemeinsam,. er zählt zum Schulwesen und ist in der Regel auch auf dem Sculgelände. Das heißt, dass eine belgische Erzieherin/Vorschullehrerin sogar einige Schuljahre bestimmte Fächer in der Schule unterrichten kann. Eine deutsche Erzieherin ist formal nicht auf gleichwertigem Niveau (Fachschule statt Pädagogischer Hochschule) ausgebildet und kann, wenn sie in Belgien arbeiten will, nur auf Helferniveau arbeiten. Die Niederlande haben 1985 Kindergarten und Grundschule zu Gunsten der Basisschule abgeschafft, d.h. auch hier kann eine in Deutschland ausgebildete Erzieherin wegen des fehlenden Hochschulstudiums nicht gleichwertig mit einer Basisschullehrerin arbeiten, sondern ebenfalls nur eine Stufe tiefer, nämlich auf Helferniveau. Ich plädiere schon seit Jahren für eine Angleichung der Ausbildung in Deutschland an das System der angrenzenden Staaten -leider vergebens. Eine Chance sehe ich darin, dass einige Hochschulen inzwischen eine Erzieherausbildung mit Bachelor-Abschluß anbieten, der überall akzeptiert ist.


 Antworten

 Beitrag melden
16.12.2003 19:53
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#3
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

Die schlechte Berufspolitik ist einer der Gründe, warum ich nach Möglichkeiten suche, im europäischen Ausland zu arbeiten. Ich finde es gut, dass du dich dafür einsetzt, die Erzieherausbildung auf Hochschulniveau anzuheben. Leider ist das ganze politisch nicht gewollt.

Ich habe an einer englischen Universität einen M.A. in Education erworben. Außerdem habe ich mehrere Jahre Berufserfahrung als hauptamtlicher Mitarbeiter in der offenen Jugendarbeit. Deutsche Kindergärten durften mich damit nicht einstellen. Ich war sehr überrascht zu erfahren, dass auch deutsche Diplompädagogen vom Erzieherberuf ausgeschlossen sind.

Um trotzdem im Kindergarten arbeiten zu dürfen, musste ich eine Nichtschülerprüfung zum Erzieher ablegen. Zur Zeit befinde ich mich im Anerkennunsjahr. Ist auch mal 'ne Erfahrung.

Fairerweise muss ich sagen, dass die deutsche Erzieherausbildung sehr praxisbezogen ist. Das hat mir an der Uni oft gefehlt und so lerne ich im Anerkennungsjahr doch noch viel dazu. Ich hoffe sehr, dass diese Praxisorientierung beibehalten wird, wenn Deutschland seinen Sonderweg endlich aufgibt und die Erzieher an der FH ausbildet. Schlimm fände ich, wenn die Ausbildung ähnlich organisiert würde, wie die deutsche Lehrerausbildung: 5 Jahre kaum Praxis und dann der Schock des Referendariats.

Die Situation in Deutschland erscheint mir allerdings oft paradox. Mit meinem Hochschulabschluss bin ich angeblich nicht qualifiziert genug. Gleichzeitig wird die Fachschulausbildung schlecht geredet, weil nicht auf Hochschulniveau. In meiner Klasse sind auch Abiturientinnen, die eine Hochschulausbildung gut bewältigen würden. Die können nichts dafür, dass sie zur Fachschule müssen, um Erzieherin zu werden. Ich habe den Verdacht, dass man die Ausbildung deshalb an der Fachschule belässt, weil man sonst schlecht begründen kann, warum ein Erzieher nur nach BAT VI bezahlt wird.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!