Erzieherausbildung in Brandenburg

15.12.2003 10:36
avatar  Eker ( gelöscht )
#1
Ek
Eker ( gelöscht )

Ich habe vor 10 Jahren meine Ausbildung als Erzieher abgebrochen weil ich Mutter wurde. Nun möchte ich gerne meine Ausbildung fertig machen. Da ich nächstes Jahr nach Brandenburg ziehe müsste es dort sein.
Aber dort sagt man mir ich müsste eine abgeschlossene Ausbildung haben um auf den Schulen zugelassen zu werden...Ich habe Realabschluss, kann zwei Jahre Vorpraktikum vorweisen und 10 Jahre Mutterdasein...Nun verstehe ich die Welt nicht mehr. Jemand der frisch von der Schule kommt hat doch auch keine Ausbildung.Wer kann mir da raten...
Conny


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24.12.2003 13:30
avatar  JoJo ( gelöscht )
#2
Jo
JoJo ( gelöscht )

Hi Conny,

um hier vielleicht mal wieder ein wenig Ruhe reinzubringen - hm, hab´ja auch selbst für Unruhe gesorgt - ich kann mir persönlich schon vorstellen, jemand mit gewissen Vorkenntnissen, Erfahrungen etc. in die Fachschule aufzunehmen oder ihm bestimmte zeiten anzuerkennen. Dies wären für mich dann aber Einzelfälle; dazu könnte dann theoretisch auch "nur Mutter sein" (bitte jetzt nicht als abqualifizierend ansehen) zählen.
Ich wehre mich aber dennoch gegen Pauschalisierungen nach dem Motto, ich habe Dies und Das gemacht, also bringe ich gewisse Voraussetzungen für den Job mit.

Ciao
JoJo


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17.12.2003 23:54
avatar  UJ ( gelöscht )
#3
UJ
UJ ( gelöscht )

"Ich habe vor 10 Jahren meine Ausbildung als Erzieher abgebrochen weil ich Mutter wurde. Nun möchte ich gerne meine Ausbildung fertig machen. Da ich nächstes Jahr nach Brandenburg ziehe müsste es dort sein.
Aber dort sagt man mir ich müsste eine abgeschlossene Ausbildung haben um auf den Schulen zugelassen zu werden...Ich habe Realabschluss, kann zwei Jahre Vorpraktikum vorweisen und 10 Jahre Mutterdasein...Nun verstehe ich die Welt nicht mehr. Jemand der frisch von der Schule kommt hat doch auch keine Ausbildung.Wer kann mir da raten..."


Hi,
Du hast da was falsch verstanden - Schulabgänger können in Brandenburg nicht sofort Erzieher werden. Aufklärung einige Zeilen tiefer.
(Übrigens hat das Finden dieses Krams nur ca. 3 Minuten gedauert, soviel Zeit sollte man in seinen Berufswunsch schon investieren ...)
Und noch was (nimm's nicht persönlich, das ist eher eine Art allgemeines Statement): Ob jemand ein Kind geboren oder gezeugt hat, sagt absolut NICHTS darüber aus, ob er das Kind auch erziehen kann, mal davon abgesehen, daß man es als professionelle Kraft ja sowieso nicht mit seinen eigenen Kindern zu tun hat. Ich finde es immer wieder nervig, wenn irgendwelche Mütter/Väter es für sich in Anspruch nehmen, professionell andere Kinder als die eigenen erziehen zu können, nur weil das eigene Kind bis jetzt "überlebt" hat - wenn das funktionieren würde, könnten wir
a. alle pädagogischen Berufe abschaffen und
b. würden wir alle in einer Gesellschaft ohne Sucht, Kriminalität usw. leben, wenn Erziehung so einfach wäre ...
Áber jetzt viel Spaß mit dem Amtsblatt.
Bye, UJ

Amtsblatt des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport – Nr. 5 vom 30. Mai 2003

Verordnung über die Bildungsgänge
für Sozialwesen in der Fachschule
(Fachschulverordnung Sozialwesen)
Vom 24. April 2003
(GVBl. II S. 219)


§ 4
Aufnahmevoraussetzungen
(1) Aufnahmevoraussetzungen für die Bildungsgänge der Fachrichtungen
Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege sind:
1. die Fachoberschulreife oder eine gleichwertige Schulbildung
und
a) eine abgeschlossene einschlägige Berufsausbildung oder
b) eine abgeschlossene nichteinschlägige Berufsausbildung
und eine für die Fachrichtung förderliche Tätigkeit
oder
2. die Fachhochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife
und eine für die Fachrichtung förderliche Tätigkeit.
(2) ...


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22.12.2003 10:33
avatar  conny ( gelöscht )
#4
co
conny ( gelöscht )

Also ich kann nur hoffen das du mit deiner abfälligen Meinung über die Erziehungsarbeit von Müttern da eher ein Einzelfall bist. Wirklich erschreckend

Die Links kenne ich schon, wollte aber dennoch sehen ob ich vieleicht was übersehen habe.

Weist du, wenn man Kinder hat sieht man vieles aus einem anderen Blick und das ist gerade in diesem Beruf sehr wichtig. Mindestens genauso wichtig wie die qualifizierte theoretische Ausbildung.
Es ist ein Plus. Und ich habe nun einige Schulen gefunden die diese Zeiten wertschätzen und anrechnen.
Ich wünsche Dir noch viel Möglichkeiten an Erfahrung reicher zu werden und danke Dir für deine sachliche Antwort.

Schönen Tag noch..

Conny


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23.12.2003 08:19
avatar  UJ ( gelöscht )
#5
UJ
UJ ( gelöscht )

"Also ich kann nur hoffen das du mit deiner abfälligen Meinung über die Erziehungsarbeit von Müttern da eher ein Einzelfall bist. Wirklich erschreckend"

A.) Ich sagte doch, Du sollst das nicht persönlich nehmen, was Du aber anscheinend doch tust - das ist dann aber Dein Problem
B.) Ich kann da nichts "Abfälliges" erkennen (und von "Erziehungsarbeit von Müttern" hab ich gar nichts geschrieben). Nur weil jemand ein Kind hat, muß man ihn nicht mit Samthandschühchen anfassen, und seine eigene Meinung deswegen nicht äußern schon mal gar nicht. Ob man das diplomatischer hätte ausdrücken können wäre möglich, aber die Diplomatie ist eben nicht meine Profession! Davon abgesehen muß man als Erzieherin (auch als angehende) immer erst mal locker bleiben, genau lesen bzw. hinhören und nicht immer alles gleich persönlich nehmen - laß Dir das von einem Praktiker gesagt sein (und die werden Dir noch vieles sagen!), wir mußten alle durch diese Schule gehen. Ohne diese Diskussion noch weiter vertiefen zu wollen trotzdem noch eine kleine Analogie: Nur weil ich einen gut erzogenen Hund habe heißt das noch lange nicht, daß ich ein geeigneter Zirkus-Dompteur wäre!

"Die Links kenne ich schon, wollte aber dennoch sehen ob ich vieleicht was übersehen habe."

Dann wäre es einfacher gewesen, Du hättest den Auszug aus der Verordnung hier ins Forum gestellt und direkt danach gefragt - ich möchte nämlich mal bezweifeln, daß sich hier so viele Leute tummeln, die mal eben alle Ausbildungsverordnungen so im Kopf haben und dementsprechend antworten könnten. Ich selbst z.B. bin aus NRW und weiß ansonsten gar nix über die Erzieherausbildung in Brandenburg.

"Weist du, wenn man Kinder hat sieht man vieles aus einem anderen Blick und das ist gerade in diesem Beruf sehr wichtig. Mindestens genauso wichtig wie die qualifizierte theoretische Ausbildung."

Ich weiß es, oder glaubst Du, Du bist der einzige Mensch auf der Welt, der Kinder hat? Und gerade weil ich es weiß und zudem schon eine Ausbildung mit allem was dazugehört durchlaufen habe und praktische Erfahrung habe weiß ich auch, daß gerade hier eine Gefahr liegt, nämlich anstatt die Interessen seiner Hauptklientel (was in einem Kiga usw. natürlich die Kinder sind) zu vertreten, aufgrund eines "einfühlenden Verständnisses" oder wie auch immer man das nennen will mit den Eltern zu fraternisieren oder besondere Handlungen und Phänomene bei einem Kind als "normal" abzutun, nur weil es beim eigenen ähnlich war. Das hat etwas mit der professionellen Trennung von Alltagswelt und Arbeitsfeld zu tun, aber ich hoffe mal, daß Dir das in Deiner Ausbildung noch beigebracht wird.
Darüber hinaus halte ich es zwar für wichtig, (AUCH MAL) eine andere Perspektive einnehmen zu können, aber alles ständig aus einem anderen Blickwinkel (oder nur "Blick" wie Du es nennst) zu sehen halte ich im Gegenteil für absolut unprofessionell und höchstens alltagstauglich. Es ist ja u.a. gerade der Sinn einer Profession, einen berufsspezifischen Blick auf die Dinge zu haben - wenn Du aber immer einen "anderen BLick" haben willst, wer garantiert dann, daß das nicht auch einmal der Blick eines religiösen Fundamentalisten sein kann oder der eines Diktators - und schon könnten wir, weil wir ja immer den "anderen Blick" haben überlegen, wie man Erziehung gestalten kann, um möglichst viele Kinder dazu zu bringen, später einmal Selbstmordattentäter oder gehorsamer und regimetreuer Soldat zu werden. Und ja, wir verstehen natürlich die Eltern des türkischen Mädchens, das diese schon vor 15 Jahren an einen alten Mann in Ankara verschachert haben (oder in Pakistan, China oder sonst wo), denn das ist schließlich das, was man selbst erlebt hat - aber wozu drüber nachdenken, man hat ja schließlich DIE Erfahrung und damit den tollen "anderen Blick".
Auch wenn das jetzt ein bißchen polemisch war - Du verstehst das Problem, das da immanent ist, wenn man permanent einen "anderen Blick" hat!?

"Es ist ein Plus. Und ich habe nun einige Schulen gefunden die diese Zeiten wertschätzen und anrechnen."

Ob das wirklich nur ein Plus und nicht auch ein Minus ist oder sein kann, darüber kann man sich lange und trefflich streiten, aber das spare ich mir hier, da das Dir gegenüber wegen Deiner nicht möglichen fachlichen Argumentation unfair wäre.
(Das war fies, gell? Zeigt aber zumindest, daß eine theoretische Ausbildung zu einigen Dingen befähigt, die man mit einem "Blick" nicht hat. Mit anderen Worten halte ich Dein Statement, daß ein "anderer Blick" genauso wichtig wäre wie eine Ausbildung, für völlig [zensiert])
Im übrigen halte ich die Einstellung der Entscheidungsträger dieser Schulen für äußerst fragwürdig.

"Ich wünsche Dir noch viel Möglichkeiten an Erfahrung reicher zu werden und danke Dir für deine sachliche Antwort."

Da ich nicht nur Erzieher bin sondern auch Sozialarbeiter und in diesem Feld auch arbeite kannst Du mal davon ausgehen, daß ich schon über jede Menge Erfahrungen (auch mit völlig unfähigen und überforderten Eltern!) verfüge. Aber davon kann man nie genug haben, auch wenn dadurch die Gefahr besteht, Handlungs- und Deutungsmuster zu internalsieren (denk mal drüber nach!).
Abschließend noch der Hinweis, daß nicht überall wo "Erzieherinnenausbildung" drauf steht auch so was drin ist und man sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen sollte (Du weiß schon was ich meine, immerhin wußtest Du ja auch, daß ich ein völlig unerfahrenes junges Mädel bin, das sich gerade in der Ausbildung befindet, gell?)
Bye, UJ


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23.12.2003 09:29
avatar  conny ( gelöscht )
#6
co
conny ( gelöscht )

Ich denke das du mich mindestens genauso falsch einschätzt wie ich Dich, da Du ja wohl kein junges Mädel in der Ausbildung bist. Ich denke über Dein Statement
nach auch wenn ich es in manchen Punkten nicht teile. Und ich glaube auch nicht
das es weiter Sinn macht darüber zu diskutieren denn wir drehen uns letztlich im Kreis. Du kennst mich nicht und kannst demnach absolut nicht beurteilen ob
die Entscheidungen der Schulen die sehr viel mehr Wissen über mich wie du fragwürdig und falsch ist.
In diesem Sinne wünsch ich dir alles Gute
Conny
Diplomatie ist wirklich nicht deine Stärke...
Eine direkte Art ist sicher gut aber manchmal wirst Du damit Dir auch den
Zugang verbauen zu Menschen denen Du helfen willst.


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22.12.2003 22:13
avatar  JoJo ( gelöscht )
#7
Jo
JoJo ( gelöscht )

Hi Conny,

UJ steht nicht allein da. Ich würde es zwar nicht unbedingt so drastisch ausdrücken, stehe inhaltlich aber auf derselben Seite. Würde man mich fragen, ob eine gewisse Zeit als Mutter als Eingangsvoraussetzung reicht oder auf irgendwelche Zeiten angerechnet werden kann, würde ich strikt nein sagen. Sicherlich sind Mütter eine Bereicherung in der Ausbildung, aber, lass dir aus der Praxis sagen, auch angehenden Erzieherinnen ohne "Mutterdasein" sind sehr gut und auch besser als Mütter.
Es reicht auch nicht aus, wenn man seit seinem zehnten Lebensjahr mit Holz gewerkelt hat, um eine kürzere Ausbildung als Tischler machen zu können.

Und, da muss ich UJ auch beipflichten, wenn es anscheinend z.T. reicht, dass Mütter eine gewisse Erhiehungsprofessionalität haben, dann können den Job ja ziemlich viele machen, ohne eine längere Ausbildung zu absolvieren. Dies ist dann aber in unserem Lande gleichbedeutend mit weniger Bezahlung.

So, jetzt habe ich mich schön reingesteigert und muss auch sagen, dass ich diese Fragen mit Mutter sein und Ausbildungszeiten angerechnet bekommen auch nicht mehr hören kann.

Ciao
JoJo


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23.12.2003 09:35
avatar  Conny ( gelöscht )
#8
Co
Conny ( gelöscht )

Und mich nerven einfach ERzieher/Pädagogen die glauben sie sind nun durch die Ausbildung allwissend
und erhaben...
Ich habe auch nicht behauptet das ich den Zugang durch meine Jahre als Mutter
bekomme...aber das wird nun mal in einigen Bundesländern angerechnet und das ist gut so!!!
Das es nicht die einzige Qualifikation sein kann steht hier nicht zur Debatte.
Gruss
Conny


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