Langzeitarbeitslose im Kindergarten?

24.08.2004 23:11
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#1
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

Hat jemand von euch schon mal darüber nachgedacht, dass Langzeitarbeitslose auch im Kindergarten eingesetzt werden könnten, und somit reguläre Erzieherstellen ersetzen könnten. Angesichts kommunaler Finanznot dürfte das doch ein sehr verführerischer Weg sein. Zumindest könnte man mit diesen Szenario als Drohkulisse aus dem BAT aussteigen, Arbeitszeiten und Gruppenstärken erhöhen und Gehalt und Urlaub kürzen.

Und wie steht es mit den Ergänzungskräften? Auf diesen Stellen dürfen ja nicht nur Kinderpflegerinnen sondern auch andere geeignete Personen eingesetzt werden. Eigentlich optimal für Ein-Euro-Jobber.

Bin gespannt auf Eure Einschätzungen.

Gruß

Kolja


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26.08.2004 11:28
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#2
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Hallo,

daß sog Ein-Euro-Jobs in Kindergärten geschaffen werden, glaube ich nun wieder weniger. Die wird man eher in Behinderten- und Pflegeeinrichtungen einsetzen...

Nach den PISA-Desaster wird man zumindest darauf achten, auch weiterhin Fachkräfte zu beschäftigen. Das bedeutet allerdings nicht, daß man nicht dennoch Mittel und Wege finden wird, die (Personal-)Kosten in der Relation zu drücken. Die Erhöhung von Gruppenstärken wird zumindest in München durch die Hintertür schon praktiziert.
Das Problem an der ganzen Sache ist, daß sich der Bund einen Dreck um die Bildungskosten (dazu zähle ich auch mal den Elementarbereich) schert, und das letztlich auf Länder und Kommunen abwälzt. Und die Kommunen stehen wirklich mit leeren Händen da. Selbst eine wirtschaftlich gutsituierte Stadt wie München nagt am Hungertuch...

Bestrebungen, aus dem BAT auszusteigen sind schon in vielen Bereichen zu erkennen; in der Altenpflege wird das schon praktiziert, indem man GmbHs gegründet werden, die daran nicht gebunden sind.

Man wird langfristig eher die Einschulung vorziehen und dies noch als Quantensprung in der Bildungspolitik verkaufen... Daß man dabei spart, muß man erst einmal nicht erzählen...

Gruß


Neudinho pu316


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26.08.2004 13:57
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#3
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

>Nach den PISA-Desaster wird man zumindest darauf achten, auch weiterhin >Fachkräfte zu beschäftigen.

Es gibt ausreichend langzeitarbeitslose Erzieher, um zumindest die Zweitkräfte schleichend zu ersetzen.


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26.08.2004 21:42
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#4
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Es gibt ausreichend langzeitarbeitslose Erzieher, um zumindest die Zweitkräfte schleichend zu ersetzen.

Is' doch wunderbar, dann steigt sogar die Fachlichkeit...

Interessant finde ich nur, daß das Thema hier niemanden zu interessieren scheint. Oder wie soll ich die magere Anzahl von zwei Antworten deuten?

Gruß
Neudinho pu316


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26.08.2004 23:12
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#5
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

>Interessant finde ich nur, daß das Thema hier niemanden zu interessieren scheint. Oder wie soll ich die magere Anzahl von zwei Antworten deuten?

Ich habe häufig den Eindruck, dass viele sich keinen Begriff machen, was auf uns zukommt. Ich kenne so viele Leute, die sich einbilden, nur weil ihr Arbeitsverhältnis "unbefristet" genannt wird, sei ihr Arbeitsplatz sicher.


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27.08.2004 14:07
avatar  Brain ( gelöscht )
#6
Br
Brain ( gelöscht )

Hi,

zu dem Thema kann ich nur den Kopf schütteln (nicht zu den Beiträgen). Ich denke auch, dass arbeitslose Erzieher und Erzieherinnen in Form von ein Euro Jobs kommen werden. Die Konsequenzen sind mal wieder im Hintergrund, weil zunächst erst einmal die Kosten im Focus der Anbieter stehen.

Ich kann mir gut vostellen, dass schlecht bezahlte Erzieher und Erzieherinnen auch schlechte arbeit leisten. Ich will das hier pauschalisieren!
Es gibt heute schon Gruppen, in welchen ich höre: "Dafür werden wir nicht bezahlt!" Und das von Erziehern und Erzieherinnen, welche im BAT oder ähnlichen Trarifvertägen sind. Davon abgesehen, dass ich für solch eine Aussage kein Verständnis aufbringen kann, wird es den "Ein-Euro-Erziehern" bestimmt nicht anders ergehen. Wie sollen die denn motiviert werden mehr als nur Dienst nach Vorschrift zu machen.
Das wird uns in der Zukunft teuer zustehen kommen. Nicht nur das Schule in ihrem Erziehungsauftrag versagt, in Zukunft sollen das auch wohl die KiGa`s und
andere Institutionen in Form von Verwahranstalten.

MfG

Brain

P.S.: Ich habe aber auch kein Rezept gegen Arbeitslosigkeit und die Pleite unseres Landes!


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27.08.2004 21:05
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#7
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Moin Kinners,

je länger ich über diese Frage nachdenke und mir die wenigen, dafür interessanten Antworten dazu durchlese, muß ich zugeben, daß mein Denken manchmal nicht sehr weit reicht (vielleicht sollte ich in die Politik oder "freie" Wirtschaft gehen...)

Daß es mittlerweile schon sehr viele arbeitslose Erzieherinnen und Erzieher gibt, war mir so nicht bewußt, da München bis vor kurzem noch so etwas wie eine Oase war. Das scheint sich zu änder, so haben wir in unserer Einrichtung mit rund 300 Beschäftigten in diesem Sommer gegebnüber den vergangenen Jahren nur einen sehr geringen Personalwechsel.
In unserer Hauptstelle (nicht in München) wurden alle bis Ende August befristeten Verträge nicht verlängert bzw. gekündigt (wieviele das sind, weiß ich allerdings nicht).

Es kommt noch ein anderes, vielleicht nur temporäres, Problem dazu: die Geburtenzahlen sind weiter rückgängig, so daß Gruppen, wenn nicht gar ganze Einrichtungen, geschlossen werden müssen. Auch hier wird wieder pädagogisches Fachpersonal auf die Straße gespült.

Man wird vielleicht auf die Idee kommen, Kindergartenbeiträge so in die Höhe zu treiben, daß sich nur noch gutverdienende Eltern einen Platz leisten können (ich hoffe, ich wecke hier keine schlafenden Hunde). Und die Zulassunng zu weiterführenden Schulen kann man sich neben den entsprechenden Zeugnissen (man könnte noch die Kriterien verschärfen) auch noch fianziell was kosten lassen. Denn was umsonst ist, taugt bekanntlich nix.

Lösungsansätze gibt es schon. Sie sind anscheinend nur nicht durchsetzbar. Solange jeder Staat innerhalb der EU nicht in der Lage ist, über den eigenen Tellerrand (Landesgrenze) hinauszuschauen, braucht man sich nicht zu wundern, daß Milliarden von Euro alleine in die Subvention kerngesunder Wirtschaftsunternehmen fließen. Dieses Geld, das in den Haushaltskassen fehlt, könnte anders sinnvoller eingesetzt werden. BMW konnte nur mit einer ordentlichen Finanzspritze vom Bund daran gehindert werden, statt in Tschechien in der Nähe von Leipzig ein neues Werk zu bauen.
Und dann wird von Globalisierung geredet, wenn die Leute nicht mal global denken können...

Auch von den Gerwerkschaften ist außer den üblichen Kampfparolen nichts Innovatives zu hören. Und darin sehe ich ein großes Problem. Aber solange hohe Gewerkschaftsfunktionäre in den Aufsichtsräten großer Unternehmen hocken (und dabei gutes Geld kassieren), braucht man sich nicht zu wundern. Die meisten Probleme werden zumeist vor Ort (und zum Leidwesen der Gewerkschaften an ihnen vorbei) gelöst oder zumindest gelindert.

So, ich habe wieder mal sehr weit ausgeholt, aber ich denke, es bringt nichts, nur den eigenen Bereich zu betrachten. Manche Passagen sind sicher ein wenig pauschal. Aber das Denken, mit Sparen wird alles besser, ist auch sehr pauschal.

Mich würde wirklich interessieren, ob an den Fachschulen neben den didaktischen und fachlichen Dingen auch solche, zukunftsrelevante Dinge angesprochen werden. Wenn ich mir die Diskussionen hier und im 24522er so durchlese, scheinen solche Themen gänzlich ausgespart zu werden.
Oder sind solche Themen so deprimierend, daß man sie nicht in der Freizeit besprechen möchte?

Ich weiß, daß die Ausbildung mitunter sehr stressig. Aber für Fragen, bei denen es neben den gesellschaftlichen Aspekten auch um handfeste, eigene Interessen geht, muß auch Raum sein.

Gruß
Neudinho pu316


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25.08.2004 23:28
avatar  Tina ( gelöscht )
#8
Ti
Tina ( gelöscht )

>Hat jemand von euch schon mal darüber nachgedacht, dass Langzeitarbeitslose auch im Kindergarten eingesetzt werden könnten, und somit reguläre Erzieherstellen ersetzen könnten. Angesichts kommunaler Finanznot dürfte das doch ein sehr verführerischer Weg sein. Zumindest könnte man mit diesen Szenario als Drohkulisse aus dem BAT aussteigen, Arbeitszeiten und Gruppenstärken erhöhen und Gehalt und Urlaub kürzen.
>Und wie steht es mit den Ergänzungskräften? Auf diesen Stellen dürfen ja nicht nur Kinderpflegerinnen sondern auch andere geeignete Personen eingesetzt werden. Eigentlich optimal für Ein-Euro-Jobber.
>Bin gespannt auf Eure Einschätzungen.
>Gruß
>Kolja
Hallo Kolja,

ja da hast du recht, für die ein-Euro-Jobber ist das wirklich gut. Aber was bedeutet das für uns? Wir suchen einen Arbeitsplatz als Erzieherin aber finden keinen. Wir werden ja besser bezahlt als die Arbeitslosen Erzieher. Das finde ich ziemlich ungerecht. Liebe Grüsse Tina


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