Neues aus Pisa: OECD-Kindergarten-Studie

24.11.2004 23:04
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#1
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Hallo,

auch die Kindergärten wurden untersucht:

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Keine guten Noten auch in "Kindergarten-PISA"-Studie

OECD bemängelt unzureichende Ausbildung deutscher Erzieherinnen

Keine guten Noten auch für deutsche Kindergärten: In einer OECD-Studie wird laut einem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" kritisiert, dass Erziehung und Bildung der Allerkleinsten in Deutschland einen zu geringen Stellenwert hat. Die Ausbildung der Erzieherinnen sei unzureichend.

Außerdem werde im Bereich frühkindliche Bildung kaum geforscht, heißt es den Angaben vom Mittwoch zufolge in der "Kindergarten-PISA" genannten Untersuchung. Es gebe in Deutschland mehr Professorenstellen für japanische Sprache als für frühkindliche Bildung, hätten die OECD-Experten in ihrem Bericht registriert.

Von Standard weit entfernt

Die Bundesrepublik sei vom internationalen Standard frühkindlicher Pädagogik weit entfernt, heißt es laut "Zeit" in der Studie. Das Niveau der Qualitätsanforderungen, welche die Bundesländer bislang an die Kindergärten gestellt hätten, sei viel zu niedrig.

Vor allem kritisiert werde aber die unzureichende Ausbildung der Erzieherinnen, ihre geringe Bezahlung und ihre schlechten Aufstiegschancen, schreibt die "Zeit". Nur in Bremen könnten Erzieherinnen eine akademische Ausbildung an einer Universität erhalten; vier weitere Bundesländer böten Ausbildungsgänge an einer Fachhochschule an.

Höhere Investitionen

Die Ausbildung der Erzieherinnen an Hochschulen ist eine der Empfehlungen, die der "Zeit" zufolge in der OECD-Untersuchung gegeben werden. Außerdem würden höhere Investitionen im vorschulischen Bereich angemahnt.

Laut "Zeit" ist der deutsche Länderbericht Teil eines umfassenden Programms ("Starting strong") der OECD zur Erforschung und Verbesserung der frühkindlichen Bildung und Erziehung. In diesem Rahmen hätten Expertenteams bislang mehr als 20 Länder besucht und ihre Empfehlungen abgegeben. Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) werde den Bericht in Kürze veröffentlichen.

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Gruß
Neudinho


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03.11.2004 20:46
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#2
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Neudinho ( gelöscht )

Kinderbetreuung in Deutschland gut ausgebaut

OECD-Studie: Unterschiede
zwischen Ost und West weiter groß

Die Kinderbetreuung in Deutschland schneidet nach einer OECD-Studie im internationalen Vergleich gut ab. Die neuen Bundesländer verfügten sogar "über eines der am besten ausgebauten Systeme auf der Welt", heißt es in der Untersuchung der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.

Um die Versorgungslage weiter zu verbessern, bedürfe es aber einer "nationalen Planung" durch den Bund.

Große Ost-West-Diskrepanz
Derzeit ist die Kinderbetreuung Ländersache. Die OECD-Studie ist die erste internationale Bewertung der frühkindlichen Betreuung. Der Versorgungslage in Ostdeutschland werde nur noch von einigen skandinavischen Ländern übertroffen, heißt es darin. Auch in den alten Bundesländern gebe es "eine fast allgemein verbreitete Kindergartenversorgung zumindest auf Halbtagsbasis". Die materiellen Ressourcen seien insgesamt nach internationalen Standards "zufrieden stellend".

Die Diskrepanz zwischen den alten und neuen Bundesländern bei der Versorgung mit Kindergartenplätzen sei aber nach wie vor groß, berichtete die OECD. In Westdeutschland würden nur 2,7 Prozent der Kinder unter drei Jahren versorgt, im Osten seien es dagegen 36,9 Prozent. Im Alter von drei bis sechs Jahren stünde in den alten Ländern für 88 Prozent der Kinder ein Kindergartenplatz zur Verfügung, in den neuen Ländern gebe es mit 105 Prozent sogar eine Überversorgung. Bei Hortplätzen für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren ist die Diskrepanz wieder weitaus größer: In Westdeutschland liege die Versorgung bei 6,4 Prozent, im Osten bei 67,6 Prozent.

Rat: Betreuungsanspruch ausbauen
Die OECD empfiehlt in der Studie eine Führungsrolle des Bundes beim weiteren Ausbau der Betreuung. In Abstimmung mit den Ländern sollte der Bund eine Strategie erarbeiten, um einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem Alter von drei Jahren stufenweise auf einen Anspruch ab zwölf Monaten auszubauen. Zudem sollten zusätzliche Mittel für die frühkindliche Betreuung zur Verfügung gestellt und eine umfassende Forschungsinfrastruktur aufgebaut werden.


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01.12.2004 15:02
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#3
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Marie ( gelöscht )

Darüber, dass genügend Kindergartenplätze zur verfügung stehen müssen, ist klar. Aber was ist mit Krippen? Ich weiß nicht wie es in anderen Städten aussieht. Aber bei uns wollte man eine Krippe eröffnen, doch es gingen nur fünf Anmeldungen ein. Das war zuwenig. Wie sieht die Situation woanders aus? Sind Krippenplätze überhaupt so erwünscht?

Marie


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03.11.2004 20:45
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#4
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Neudinho ( gelöscht )

...daß diese Thema in kaum einem Forum diskutiert wird..

Zugegeben, die Studie ist ziemlich neu, aber durch die Medien geistert sie schon seit letzter Woche. Auch wenn sie wohl noch niemand en detail gelsen haben dprfte, sind doch die Kernaussagen schon veröffentlicht worden...

Ist das Thema so uninteressant, oder fühlt sich niemand kompetent genug, sich dazu zu äußeren?

Gruß
Neudinho


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26.11.2004 16:25
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Neudinho ( gelöscht )

Hallo,

DIE ZEIT widmet sich in ihrer aktuellen Ausgabe (49/2004) ausfürhlich diesem Thema:

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Schmalspur

Die OECD-Studie beklagt die fehlende akademische Ausbildung deutscher Erzieher. Die aber kostet Geld

Von Martin Spiewak

Vor wenigen Monaten fragte sich Ilse Helmken, wie lange sie ihren Job noch durchhält. Sie fühlte sich überfordert. Regelmäßige Elterngespräche sollen die Erzieher in Zukunft führen, die Fortschritte der Kinder schriftlich dokumentieren und zu Bildungsexperten werden. Am Ende entschied sich die 41-Jährige, weiterzumachen – und sich weiterzubilden. Die Erzieherin der Bremer Martin-Luther-Kita gehört zum ersten Jahrgang des Weiterbildungsstudiums »Frühkindliche Bildung« an der Universität Bremen. Hier können Erzieher erfahren, auf welche Weise das Gehirn von Vorschulkindern Neues verarbeitet und wie man Kindern aus fremden Kulturen Deutsch beibringt. Helmken wählte den Schwerpunkt Natur, Technik, Mathematik.

Bremen ist bislang das einzige Bundesland, in dem Erzieher eine akademische Ausbildung an einer Universität erhalten können. Vier Bundesländer bieten an Fachhochschulen neuerdings etwas Ähnliches an – oft ohne große Unterstützung des Kultusministeriums. Denn die Kultusministerkonferenz hat beschlossen, die Ausbildung der Erzieher dort zu belassen, wo sie ist: an so genannten Fachschulen, für die ein Realschulabschluss reicht. International hat sich Deutschland mit dieser Schmalspurausbildung isoliert. In allen anderen Ländern Westeuropas (außer Österreich) gibt es zumindest für Führungskräfte in Kindergärten ein Studienangebot, in einigen gar für alle Erzieher. Der neue OECD-Kindergarten-Report bemängelt deshalb nicht nur die schlechte Bezahlung deutscher Erzieher und ihre geringen Aufstiegschancen, sondern auch die unzureichende Ausbildung.

Dabei ist längst anerkannt, dass die sozialpädagogische »Breitbandausbildung« den Ansprüchen eines modernen Kindergartens nicht mehr genügt. »Da gibt es Lehrer, die am Morgen Fleischerlehrlingen Mathematik beibringen und am Nachmittag angehenden Erzieherinnen«, sagt Norbert Hocke von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Selbst für gute Realschüler bietet der Erzieherberuf kaum mehr eine Perspektive. Der Notendurchschnitt für die Zulassung zur Erzieherfachschule liegt mittlerweile bei über 3,0. Zugespitzt formuliert: Die bildungsfernen Schichten bilden die nächste Generation aus.

Eine Folge der hochschulfernen Erzieherausbildung ist der gravierende Mangel an Forschung zum Thema. Die OECD-Experten vermerken in ihrem Bericht irritiert, dass es in Deutschland weniger Professorenstellen für die frühkindliche Bildung gibt als für die japanische Sprache. Wissenschaftliche Fachzeitschriften fehlen völlig.

Das unausgesprochene Hauptargument gegen eine Akademisierung ist das Geld. Die Bundesländer hegen die Angst, dass gut ausgebildete Erzieher auch höhere Gehälter verlangen. Dieses Argument will die OECD jedoch nicht gelten lassen. Schon heute gebe Deutschland nur 0,4 Prozent seines Bruttosozialproduktes für die vorschulische Erziehung und Bildung aus, weniger als andere europäische Länder, in denen die Betreuung der Drei- bis Sechsjährigen häufig kostenlos ist. Die OECD-Experten verweisen auf internationale Studien, die den sozialen, bildungspolitischen und finanziellen Profit einer guten Bildung und Erziehung gerade für Kinder aus bedürftigen Familien belegen. So rechnete das Washingtoner Economic Policy Institute aus, dass für jeden Dollar, der in ein Bildungsprogramm für Drei- und Vierjährige investiert wird, drei Dollar zurückfließen: durch Steuereinnahmen, geringere Sozialhilfeausgaben oder abnehmende Kriminalität. Leider stellen sich die Gewinne erst ein, wenn die Kinder erwachsen sind, einen Job haben oder, statt im Gefängnis zu sitzen, auf der Universität lernen – ein Zeithorizont, der den Weitblick vieler Politiker übersteigt.

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Gruß
Neudinho


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26.11.2004 16:28
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#6
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Neudinho ( gelöscht )

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