Lernfelder

31.10.2003 18:15
avatar  Hanna Lange ( gelöscht )
#1
Ha
Hanna Lange ( gelöscht )

Also ich heiße Hanna bin jetzt im dritten Jahr der Erzieherausbildung in der BBS2 In osterode am Harz! Seit diesem neuen Schuljahr haben wir diese tollen neuen Lernfelder! Bloß ich frage mich ernsthaft, wer sich das ausgedacht hat. Wir sind nur noch auf uns allein gestellt, bekommen kaum noch Hintergrundwissen und müssen uns allen Kram aus dem Internet oder Zéitschriften raussaugen. Die Lehrer stehen nur noch im warsten Sinne des Wortes dumm herum und sind selbst total gefrustet über ihr nun jetziges jämmerliches Dasein. Diesen Frust lassen sie auf Dauer an uns aus. Sie arbeiten nicht mehr mit uns zusammen sondern gegen uns! Auch die Schüler werden immer agressiver und missmutiger. Viele fragen sich wie sie die Ausbildung so schaffen sollen! Da kann man sich ja gleich zu hause vor den Pc setzen und die Ausbildung alleine machen! Zudem geht es einfach nicht, dass man nur noch Gruppenarbeit macht. Wenn einer mal was vergisst sind gleich die andern davon betroffen. Ich frag mích ernsthaft warum ausgerechnet wir Schüler darunter leiden müssen auf Kosten unserer Ausbildung. man hört überall die gleichen Probleme von Schülern in den Lernfeldern. also falls wir später keine Arbeitsstelle kriegen kann uns der Staat weiterfinanzieren. Vielleicht teilt hier ja jemand meine Meinung ich würde mich sehr über Kontakte freuen. ciau Hanna


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02.11.2003 09:06
avatar  nottebaum ( gelöscht )
#2
no
nottebaum ( gelöscht )

hallo,
Lernfelder könnten meines Erachtens etwas Positives sein, obwohl ich mich trotz der Orientierung an den Richtlinien nach der bundesweiten Vergleichbarkeit einer Erzieherinnenausbildung nach dem Lernfeldkonzept frage. Lehrer müssen mehr kooperieren, die Unterrichtsinhalte können sich an der aktuellen Entwicklung orientieren, so dass Lehrer auch flexibler werden müssen. Sie machen es sich zu einfach, sich auf die neue - zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftige - Rolle des Moderators zurückzuziehen. Andererseits müssen jetzt die Schüler auch aus ihrer Rezipientenrolle heraus und mehr Eigenverantwortlichkeit für ihre Ausbildung übernehmen, die sie schließlich freiwillig angetreten haben. Ich glaube, Deine Lehrer haben etwas mißverstanden, denn es ist bei dieser Art der Ausbildung ein ganzes Methodenspektrum anzuwenden, zu dem auch u.a. noch die Wissensvermittlung durch den Lehrer zählt - allein schon aus ökonomischen und prüfungsrechtlichen Gründen. Außerdem muß vor Beginn einer Gruppenarbeit ein gewisser Grundstock an Information vorhanden sein, der auch nur mit Hilfe des Lehrers erarbeitet werden kann, sonst bräuchten Schülerinnen die Ausbildung ja nicht zu beginnen ! Letztendlich ist die Ausbildung ja auch zeitlich begrenzt, so dass auch aus diesem Grund nicht nur in Gruppen gearbeitet werden kann. Deine Kritik an permanenter Gruppenarbeit ist leider voll verständlich. Deshalb kann Lernfeldarbeitmeines Erachtens auch nur eine Art der früheren Projektarbeit sein, d.h. zeitlich befristet. Die Probleme kommen ja noch erst, wenn ich an die Benotung denke : 1) Gesamtnote für die Präsentation der Gruppe, auf die sich die Lehrer einigen müssen, die die Gruppe betreut haben. 2) Note für jedes einzelne Gruppenmitglied, da die einzelnen Fächer ja noch auf dem Zeugnis stehen und versetzungsrelevant sind. 3) Da der berufsbezogene Fächerbereich als 1 Fach verstanden werden soll, müssen sich alle Lehrer neben der Gruppennote, der Einzelnote auch noch für jeden einzelnen Schüler auf eine Gesamtnote für den berufsbezogenen Bereich einigen. Schöne neue Ausbildung ! Wer sich das ausgedacht hat ? Prof.Dr.Bader (Uni Magdeburg) hat 1996 dem Unterausschuß Bildung der KMK dies Modell vorgetragen für den techn. und handwerklichen Bereich, und die "sachverständigen" Minister haben dann sofort den Vorschlag dieses e i n e n Professors kritiklos für die ganze berufliche Bildung als verbindlich erklärt !
Nach meiner Ansicht ist u.a. die Lernfelddidaktik, auf die die Verantwortlichen die Lehrerinnen im Bereich Erzieherausbildung nicht vorbereiten, nur ein Teil des Desasters, der ebenso wir das Durcheinander um die Zugangsberechtigung endlich zu einer grundlegenden, zeitgemäßen und mutigen Reform der Erzieherausbildung ruft.
Trotzdem noch viel Spaß bei der Ausbildung und das ist nicht ironisch gemeint.


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01.11.2003 10:20
avatar  JoJo ( gelöscht )
#3
Jo
JoJo ( gelöscht )

Hallo Hanna,
also ich dann deine Meinung auf der einen Seite teilen, auf der anderen wieder nicht. Zu den Lernfeldern an sich. Erstmal halte ich diese mehr oder weniger für gut, besonders im Vergleich zu den Richtlinien in der Ausbildung, die vor den Lernfeldern aktuelle waren. Tja, und wer sich sowas ausgedacht hat, ist nicht so ganz klar zu beantworten. Irgendwie kommt es aus der Natur der Sache dass man sich sagt, wenn die Leute später im Beruf alleine zurechkommen müssen, dann sollen sie dieses auch bitteschön schon in der Ausbildung lernen.
Wenn wir jetzt "Schuldige" suchen, kann man sagen, dass die Kultusministerkommission der Bundesländer daran beteiligt ist, die jeweilige Landesregierung und eingesetzte Kommissionen dieser Regierung. Aber wirkliche "Schuld" hat der Markt.
Das die Lehrer gefrustet sind, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Gut, es ist ein anderes Arbeiten. Sie können jetzt nicht mehr so vorne stehen und ihren Unterricht durchziehen. Sie sind mehr in der Rolle eines Moderators und die Schüler müssen natürlich mehr eigentverantwortlich Arbeit übernehmen. Aber: der Lehrer ist immer noch derjenige, der den Unterricht macht, bzw. "moderiert".
Also, mal konkrete Vorschläge, wie sich der Lehrer einbinden lässt. Einigt euch darauf, dass ihr stärker die Arbeit im Bereich der Wissensbeschaffung macht. Aber der Weg dorthin, die Planung dieses Weges, die Formulierung von Zielen - also, was ihr eigentlicht mit eurer Arbeit erreichen wollt -, die sollte doch bitteschön gemeinsam gemacht werden. Dort haben - oder sollten haben *g* - Lehrer eigentlich den besseren Durchblick, weil sie schon längere Erfahrung haben mit solchen Dingen. Wenn ihr Lehrer habt, mit denen ihr auch mal ein etwas "keckeres" Wort wechseln könnt - ich weiß jetzt nicht, wie das anders ausdrücken soll - dann fragt sie doch auch mal, wie sie sich das mit den Noten für die Gruppenarbeiten usw. im Vorfeld überlegt haben. Das sollte im Lernfeldkonzept eigentlich auch klar sein.
Tja, ich deinen Frust schon verstehen, wenn die Lehrer sich so verhalten. Obwohl die Lernfelder an sich eine klasse Sache sein könnten.


Ciao
JoJo


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15.12.2003 01:26
avatar  jutta ( gelöscht )
#4
ju
jutta ( gelöscht )

Ich arbeite als Lehrerin an einer privaten FSP in Baden-Württemberg und mache gerade meine Erfahrungen mit dem neuen Lernfeldkonzept im Berufskolleg Praktikanten. Ich halte das Lernfeldkonzept für unausgegoren und einseitig. Es wurde aus der gewerblich-technischen Ausbildung im dualen Berufsbildungssystem einfach auf die Erzieherausbildung übertragen. Es besteht aber ein grundsätzlicher Unterschied zwischen den beruflichen Anforderungen und
typischen beruflichen Handlungen z.B. bei einem KFZ-Mechaniker und denen eines Erziehers! Die beruflichen Handlunssituationen, mit denen sich ein Erzieher konfrontiert sieht, lassen sich nicht so klar ein- und abgrenzen und jede ist anders und individuell (so wie die Kinder). Deshalb können "Lernsituationen", die sich immer eng an einer konkreten beruflichen Aufgabenstellung orientieren, niemals die Breite des Berufsfeldes und das dafür notwendige Fachwissen
abbilden. Sich nur von einer "Lernsituation" zur anderen zu hangeln, führt zu einem unsystematischen, chaotischen Wissenssammelsurium. Die Erfinder des Lernfeldkonzepts haben viele Grundbegriffe und Probleme dieses didaktischen Ansatzes noch nicht geklärt (z.B. den Begriff "Lernsituation" oder die Frage, wie aus Wissensbruchstücken ein geordnetes Ganzes entstehen kann). Die Erfahrungen der Schülerin zeigen, dass das Konzept absolut unprofessionell, ohne methodische Schulung der Lehrer eingeführt wird. Meinem Eindruck nach blicken die Verantwortlichen in den Oberschulämtern selbst nicht richtig durch!
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich bin absolut für eine enge Verbindung von Theorie und Praxis, für die Orientierung an beruflich notwendigen Kompetenzen (Fach-, Methoden, Sozial- und personale Kompetenz), für Projektarbeit, fächerverbindenden Unterricht und handlungsorientiertes, schüleraktives Lernen. Ich praktiziere das auch so mit meinen Schülerinnen und Schülern. Aber es ist auch notwendig, einen Grundstock an systematischem Fachwissen zu vermitteln und hier darf der Lehrer die Schüler nicht einfach alleine lassen. Er muss das zu erarbeitende Thema vorstrukturieren, einen ersten fachlichen Überblick geben, geeignete Methoden der Erarbeitung auswählen und die dazu nötige Methodenkompetenz vermitteln, Arbeitsmaterialien vor-auswählen, Aufgabenstellungen für Gruppenarbeit formulieren, die Gruppen bei der Arbeit unterstützen, die Gruppenarbeit bei der Präsentation auswerten und die Ergebnisse fachlich beurteilen, ergänzen und sichern helfen. Außerdem ist Gruppenarbeit nur EINE unter vielen möglichen Methoden. Dass ein solches Arbeiten einen großen Vorbereitungsaufwand und eine enge Kooperation der Lehrer voraussetzt, ist wohl klar! Wenn das nicht gegeben ist, kann es nur
schiefgehen! Außerdem muss der Lehrer den Lernprozess und die Lernmethoden mit den Schülern reflektieren. Wenn diese das Gefühl haben, nichts zu lernen und
unzufrieden sind, müssen andere Wege gesucht werden. Obwohl ich das alles praktiziere, bin ich mir manchmal nicht sicher, ob dieses didaktische Vorgehen speziell am Beginn der Ausbildung immer sinnvoll ist - sehr zeitaufwändig, das fachliche Niveau nicht immer befriedigend! Das darf man aber den Schülern nicht anlasten. Wenn Schüler in der Ausbildung schon weiter sind, klappen solche Unterrichtsmethoden oft sehr gut, weil dann ein Grundwissen schon vorhanden ist. Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass den Schülern der Unterricht besser gefällt und sie interessierter und aktiver sind, wenn sie selbst mehr erarbeiten können. Meine Schüler jedenfalls rufen immer gleich nach Gruppenarbeit, bloss kein Frontalunterricht!! Vielleicht merken sie erst jetzt, dass sie beim reinen Zuhören bisher nicht so viel gelernt haben? Oder es macht eben mehr Spass, mit Gleichaltrigen zu arbeiten als still in der Bank zu sitzen.
Das Schlagwort vom "Lehrer als Moderator" hört sich ja toll an, muss aber wohl mit Inhalt gefüllt werden!! Ich würde gerne auch mal von Kollegen hören, wie sie das Lernfeldkonzept und die Arbeit damit beurteilen!
jutta


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