Studienabbrecher Erziehungswissenschaften

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23.06.2004 18:04
avatar  Cynthia ( gelöscht )
#1
Cy
Cynthia ( gelöscht )

Hallo...Ich habe Abi und möchte nach 2.Semestern Erziehungswissenschaften mein Studium abbrechen und eine Ausbildung zur Erzieherin beginnen. Wie wirkt sich mein Abi und das abgebrochene Studium auf die Ausbildungsdauer usw. aus?


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27.06.2004 12:53
avatar  Verena ( gelöscht )
#2
Ve
Verena ( gelöscht )

Ich habe auch an der Uni Pädagogik studiert und hab da meinen Bachelor (6 Semester) gemacht.
Das Studieren nützt dir gar nichts. Allein das Abitur verkürzt die Ausbildungszeit der Erzieherin (zumindest in Ba-Wü). Anstatt ein 1-jähriges Vorpraktikum zu machen, müssen wir nur ein 6-wöchiges Praktikum vorweisen. Ob das so sinnvoll ist weiß ich nicht. Ich habe jetzt mein erstes Ausbildungsjahr hinter mir und muss sagen die Ausbildung macht schon ganz schön viel Arbeit. Man muss das ganze Jahr über etwas tun (Arbeiten, Ausarbeitungen, Reflektionen, Projektdurchführung in Einrichtung...) nicht wie im Studium nur vor den Prüfungen. Die Ausbildung macht aber auch viel Spaß. Also ich würde es dir raten, denn mit einem Studium im sozialen Bereich ist es wohl noch viel schwerer einen Job zu finden.


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27.06.2004 13:52
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#3
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

>Anstatt ein 1-jähriges Vorpraktikum zu machen, müssen wir nur ein 6-wöchiges
>Praktikum vorweisen. Ob das so sinnvoll ist weiß ich nicht.

Ich aber. Es ist nicht sinnvoll. Die partielle Integration zu beherrschen ersetzt nie und nimmer die Erfahrungen von 40 Wochen Vorpraktikum.

Frage: Hättest du mit deinem Studium keine Nichtschülerprüfung machen können? Damit hättest du dir die Fachschule gespart und wärest gleich ins Berufspraktikum eingestiegen.


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28.06.2004 18:04
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#4
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Moin,

ohne ein sechswöchiges Parktikum am eigenen Leib erfahren zu haben, empfand die Vorpraktikumsjahre als sehr hilf- und lehrreich. Ob es zwei Jahre sein müssen, lasse ich mal dahingestellt...

Gruß

Neudinho


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28.06.2004 15:24
avatar  Verena ( gelöscht )
#5
Ve
Verena ( gelöscht )

Habe noch nie etwas von einer Nichtschülerprüfung gehört. Die gibts wohl in unserem Bundesland nicht. Wie sieht die denn aus...


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28.06.2004 19:05
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#6
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

Habe ich hier schon häufiger vorgestellt. Das ist eine staatliche Prüfung für Personen, die keine Erzieherausbildung gemacht haben, sich aber anderweitig für diesen Beruf qualifiziert haben. Prüflinge sind häufig Menschen, die schon seit Jahren in sozialpädagogischen Einrichtungen arbeiten. Ob es so etwas in deinem Bundesland gibt und ob du zu solch einer Prüfung überhaupt zugelassen werden kannst, erfährst du bei einem Beratungsgespräch an einer staatlichen Fachschule in deiner Nähe. Die Prüfung selbst besteht aus drei Teilen:
1. Einer berufspraktischen Prüfung. Hier erhältst du eine Praxisaufgabe, die auch hospitiert wird. Ich musste ein Projekt im Kindergarten planen und durchführen.
2. Schriftliche Prüfung: Hier schreibst du einfach die ganz normalen Abschlussklausuren deines Prüfungsjahrgangs mit.
3. Mündliche Prüfungen: Und zwar in allen Fächern, in denen du keine Klausur geschrieben hast. Müssten so an die 8 Fächer sein. Prüfungen an sich laufen so ähnlich ab wie eine mündliche Abiturprüfung. Nur dass du eben eine nach der anderen hast.

Nach der Nichtschülerprüfung darfst du direkt ins Anerkennungsjahr einsteigen.


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24.06.2004 05:15
avatar  UJ ( gelöscht )
#7
UJ
UJ ( gelöscht )

Hi,
wie weiter unten steht, KANN das Abi in Bayern angerechnet werden (nicht MUSS!), und ob dsa wirklich zwölf Monate bei der Anrechnung sind, ist dann auch noch fraglich ("bis zu ...").
Im allgemeinen werden Studienzeiten bei der Erzieherausbildung gar nicht angerechnet, jedenfalls hab ich das noch nie gehört. Ich wüßte auch nicht, warum das so sein sollte, denn studieren darf jeder, der ein Abi oder Fachabi hat, Erzieher hingegen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen (z.B. muß man zumindest in NRW ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, wohingegen jeder vorbestrafte Pädophile fröhlich Sozialpädagogik studieren darf. Außerdem muß man ein Gesundheitszeugnis bringen). Ein Studium sagt wirklich nichts darüber aus, ob man für einen solchen Beruf geeignet ist (genauso wenig wie eigene Kinder zu haben), und ich glaube, die meisten Studienabbrecher haben häufig eine sehr seltsame Vorstellung von diesem Beruf, der weder besonders leicht zu erlernen ist noch sehr rücksichtsvoll mit den Auszubildenden umgeht ...
Im Gegensatz zum Studium wird hier nicht nur über Leistung, also Noten, gesiebt (wobei man im Studium ja auch Prüfungen wiederholen kann, wenn einem der Prof nicht paßt), sondern vor allem über Deine Befähigung - ich hab schon genügend Praktikanten heulen sehen, die es einfach nicht verkraften konnten, daß der Fachlehrer oder auch die Mitarbeiter der EInrichtung ihnen klipp und klar gesagt haben, daß sie nicht geeignet sind - da waren auch ehemalige Studenten darunter ...
Bezieh das jetzt nicht auf Dich persönlich, das waren einfach nur so ein paar Gedanken von mir, die ich vielleicht auch an anderer Stell geschrieben hätte.
Bye, UJ


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24.06.2004 21:39
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#8
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

Führungs- und Gesundheitszeugnisse sind keine Qualifikationen.

Die Voraussetzungen für den Erzieherberuf sind in Deutschland die niedrigsten in Europa. Wir könnten mehr Akademiker im Kindergarten brauchen.


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25.06.2004 07:52
avatar  UJ ( gelöscht )
#9
UJ
UJ ( gelöscht )

Ich sprach auch von Voraussetzungen, und Gesundheit sowie nicht vorbestraft sein sind welche, nicht wahr?
Im übrigen scheinen die "Erzieher-an-die FH-Schreier" alle eines zu vergessen: ein Abitur ist keine Garantie, daß derjenige, der eines hat, ein besserer Erzieher ist als ein anderer, ja, noch nicht einmal eine höhere Intelligenz oder sonst as kann man davon ableiten. Und worauf ich eigentlich hinweisen wollte war, daß hier Studienfreiheit herrscht und somit auch einschlägig Vorbestrafte z.B. Sozialpädagogik studieren könnten und dann in bestimmte Bereiche kommen, das wäre kaum wünschenswert. MIch hat jeenfalls noch nie einer weder während des Studiums selbst noch an einer der Praktikumsstellen nach Vorstrafen gefragt. Hier müßtet ihr zumindet mal die Zugangsvoraussetzungen überdenken.
Im übrigen hab ich mal in zwei Einrichtungen gearbeitet, in denen die Leitung Sozialpädagoginnen waren. Ehrlich gesagt ging es da auch nicht anders zu als sonst, einen besonders guten Eindruck hatte ich nicht ...
Bye, UJ


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25.06.2004 19:28
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#10
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

Zu Führungszeugnissen: Die sollten bei jeder Einstellung eingefordert werden, und nicht nur einmalig zu Beginn der Ausbildung. Führungs- und Gesundheitszeugnisse sind jedenfalls kein gültiges Argument für eine Erzieherausbildung an der Fachschule, denn diese Zeugnisse könnten und sollten ebenso von Sozialpädagogen gefordert werden. Auch hier sind uns andere europäische Länder voraus. Das dies in Deutschland meist nicht geschieht, entspringt womöglich der Vorstellung, dass Akademiker per se bessere Menschen sind. Ich finde es unglaublich naiv und verantwortungslos.

Zur Ausbildung an der FH: Garantien, dass jemand ein guter Erzieher wird, gibt es an der Fachschule ebenso wenig wie an der Uni. Trotzdem ist es ein Armutszeugnis, dass die deutsche Erzieherausbildung nicht einmal Abiturniveau erreicht. Deutlicher könnte sich die Geringschätzung der Elementarpädagogik in Deutschland nicht ausdrücken. Andere Länder bemühen sich, die begabtesten jungen Menschen für diesen Beruf zu gewinnen. In Deutschland legen wir die erste Stufe des Bildungssystems in die Hände von Menschen, die zum Teil Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Niemand käme auf die Idee, Ärzte, Anwälte oder Wissenschaftler an der Fachschule statt an der Uni auszubilden.

Der Vergleich Sozialpädagogikstudium und Erzieherausbildung ist für mich irrelevant, da ich die sozialpädagogische Ausrichtung der Ausbildung für eines ihrer Grundübel halte. Kindergärten gelten in Deutschland als soziale Einrichtungen mit Bildungsanspruch. In anderen Ländern gelten sie als Bildungseinrichtungen, die sich freilich den sozialen Realitäten stellen müssen. Genau aus dieser Perspektive möchte ich Frühpädagogik sehen.

Eine andere Sache ist der Heimbereich. Hier braucht man natürlich eine sozialpädagogische Qualifikation. Das Problem ist einfach, dass der deutsche Erzieher eine eierlegende Wollmilchsau sein soll. Nach vier Jahren Ausbildung soll er gleichermaßen mit Kleinkindern, Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen arbeiten können. Schulvorbereitung, soziales Lernen, Freizeitpädagogik, gezielte Förderung, Integration, Beratung, Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit, all das soll er können. Die Realität der Ausbildung sieht anders aus. In den meisten Fachschulen ist die Ausbildung einseitig auf den Kindergarten ausgerichtet. Die Heimleute aus meiner Klasse können dir ein Lied davon singen. Darum wünsche ich mir eine primär sozialpädagogische Ausbildung für Heimerzieher und eine primär vorschulpädagogische für Kindergärtner.

Abschließend möchte ich bemerken, dass ich eine Ausbildung von Erziehern an der FH oder Uni zwar für wünschenwert halte, mir aber davon gegenwärtig keine Qualitätssteigerungen in der Früherziehung verspreche. Der durchschnittliche Erzieher von der Fachschule weiß schon jetzt viel mehr als er in der Praxis umsetzen kann, und ist viel besser, als die breite Öffentlichkeit denkt. Man muss nur einmal vergleichen, wieviel Zeit man einem Grundschullehrer und einem Erzieher für die Vorbereitung des pädagogischen Programms zugesteht. Solange sich daran nichts ändert, wird es auch nichts helfen, jeden Erzieher promovieren zu lassen. Ich habe den Verdacht, dass mit dem Gerede von der schlechten Ausbildung den Erziehern die Schuld für das Versagen des deutschen Bildungssystems in die Schuhe geschoben werden soll. Die Verantwortlichen werden sich hüten, die Erzieherausbildung bald an die Uni zu holen. Der Erzieherberuf hat ein schlechtes Image und eine schwache Lobby. Da die kommenden Kürzungen im Elementarbereich durchgehen sollen, muss das auch so bleiben. Wenn dann einer wagt, sich zu beklagen, kann man immer sagen: "Der hat gar keine Ahnung. Der hat ja nicht mal Abi."


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26.06.2004 00:48
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#11
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Hallo Kolja,

das ist ein sehr guter Beitrag mit einem sehr deutlichem Plädoyer!

Ohne großartige Vergleichsmöglichkeiten zu haben, halte ich die Erzieher-Ausbildung in Deutschland für eindeutig zu schwach. Und das ist auch ein Grund, warum dieser Berufsstand so ein schlechtes Ansehen in Deutschland hat.

Ich bin im Laufe meiner sieben Jahre meines Berufslebens desöfteren an Grenzen gestoßen, die ich nicht alleine auf eigene Dispositionen schieben möchte und kann.

Ich arbeite seit gut sechs Jahren (mit einer Unterbrechung von einem Jahr) mit mehrfachbehinderten Kindern und Jugendlichen im Heimbereich. Ein sehr häufiges Krankheitsbild sind Epilepsie-Leiden und Spastik. Ich habe in den zwei Jahren meiner Theorie über diese Krankheitsbilder, die nun wahrlich keine Seltenheit darstellen, nie etwas gehört. Heilpädagogik war mit im ersten Jahr mit einer Wochenstunde, im zweiten Jahr mit einer Doppelstunde in der Woche veranschlagt.

Daß gerade im G-Bereich sehr häufig psychische Auffälligkeiten auftreten - davon habe ich nie etwas gehört. Stattdessen wurde ich in Psychologie über ein halbes Jahr mit Freud traktiert...

Ein Fach wie Elternarbeit / Gesprächsführung gab es lediglich als Wahlpflichtfach als eines von ungefähr fünf oder sechs.

Es wird vieles, beiweitem aber nicht alles, allenfalls angeschnitten. Ein notwendiger Tiefgang fehlt an allen Ecken und Ecken.

Das sind Grundlagen, die nicht nur mir, sondern auch vielen Kolleginnen und Kollegen von mir fehlen, und die nur mühsam in Fortbildungen erarbeitet werden können, ohne dabei sonderlich in die Tiefe gehen zu können. Nebenbei kostet so etwas erheblich, was bei dem bescheidenen Salär ein nicht unerhebliches Problem darstellt.
Nicht umsonst ist unsere Einrichtung dazu übergegangen, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst nach einer Einführungswoche auf die Klientel loszulassen.

Unabhängig davon, ob jetzt die Ausbildung akedemisch werden muß oder nicht (obwohl ein Studiengang in meinen Augen notwendig ist), ist es vonnöten, die verschiedenen Bereiche zu trennen und die Leute frühzeitig zu spezialisieren. Das ist in meinen Augen auch ein Schwachpunkt im Studium der Sozialen Arbeit und hat mich veranlasst, nach zwei Semestern diesen Studiengang an den Nagel zu hängen. Bis zum fünften Semester auf einen Schwerpunkt zu warten , ist bei acht, maximal neun Semestern in meinen Augen eindeutig zu wenig. Nicht noch eine Breitband-Ausbildung...
Ein Metzger arbeitet auch nicht in einer Bäckerei, nur weil er es im weitesten Sinne mit Lebensmitteln zu tun hat.

Und letztlich werden diese Mißstände nur auf dem Rücken unserer Kinder ausgewälzt. So viel zu dem Ansehen, das Kinder in unserer Gesellschaft genießen. Aber das muß einen nicht wundern, wenn man Kinder und Jugendliche eh nur als potentielle Einzahler in die leere Rentenkasse sieht. Und behinderte Menschen werden nie etwas einzahlen, weshalb man natürlich hier massiv einsparen muß, weil unser System dafür kein Geld mehr hat.

Und wenn ich mir die Anfragen zu Projekten, Angeboten, Themen hier und im Nachbarum ("Forum für Studierende an Fachschulen für Sozialpädagogik") bisweilen so anschaue, wird mir bisweilen wirklich schlecht. Sie werfen kein gutes Bild auf die Qualität der Ausbildung.

Und mittlerweile halte ich es schon fast für verantwortungslos, 15-, 16-Jährige beruflich auf Kinder loszulassen. Es darf eigentlich nicht sein, daß mehr oder weniger lebensunerfahrene Menschen mit einer Klientel arbeiten (auch wenn es zu diesem Zeitpunkt nur ein Vorpraktikum oder sozialpädagogisches Seminar ist), die in einer Entwicklungsphase sind, in der viele, wesentliche Grundlagen geschaffen werden (sollen).

Entschuldigt bitte, daß ich ein wenig vom ursprünglichen Thema abgekommen bin, aber das Forum hat den Titel "Diskussionsforum ErzieherInnenausbildung"; insofern bewege ich mich wohl noch im Rahmen...

Gruß

Neudinho


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27.06.2004 18:12
avatar  SAbine ( gelöscht )
#12
SA
SAbine ( gelöscht )

Hallöchen!!!

Est mal wollte ich sage das ich diese Disskussion sehr interessant finde und sich diese durchaus im Rahmen hält.
Nur habe ich noch eine FRage, wann wäre der Zeitpunkt Jugendliche bezüglich Vorpraktikum auf die kInder "loszulassen".
Wie soll man den Umgang lernen oder herausfinden, ob jed. diese Arbeit gefällt für länger...???


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28.06.2004 18:02
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#13
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Moin Sabine,

wen man einmal von sog. Schnupperpraktiak absieht, die es in der Mittelstufe des Gymnasiums mitunter gibt, halte ich eine Altersbeschränkung ab 18 für ganz sinnvoll. Das sind zwar auch nur zwei bzw. drei Jahre später, aber die Volljährigkeit würde hier in meinen Augen eine ganz sinnvole Grenze bieten. Aber auch nicht für mehr als ein Vorpraktikum.
Anders ausgedrückt: mit dem Erwerb der (Fach-)Hochschulreife...

Bei der Ausbildung von pädagogischen Hilfskräften (Sozialssistentinnen, Kinderpflegerinnen, o.ä.) ist es in meinen Augen sinnvoll, die Mittlere Reife vorauszusetzen.

Gruß

Neudinho


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28.06.2004 19:20
avatar  Kolja Richter ( gelöscht )
#14
Ko
Kolja Richter ( gelöscht )

Ich kann diese Ansicht überhaupt nicht teilen. In früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten wuchsen Kinder in dörflichen Gemeinschaften auf, in denen sie alle Menschen ihrer Umgebung kennen lernten. Mein eigener Vater kannte noch Schmied, Bäcker, Schreiner, Fischer und zahllose andere Profis, die er selbstständig aufsuchen konnte, um ihnen bei der Arbeit zuzusehen oder gar selbst anzupacken. Er kannte Babies, Gleichaltrige, Jugendliche, Erwachsene und auch ganz alte Menschen. Heute haben wir die Lebenswelten von Kindern, Erwachsenen und Alten fast vollständig getrennt. Die Kinder wachsen in pädagogischen Ghettos auf, haben oft keine Vorstellung mehr, was ihre Eltern arbeiten oder was für Berufe es überhaupt gibt und beobachten Erwachsene fast nur noch in der Freizeit. Höchstens pädagogischen Fachkräften können sie bei der Arbeit zusehen. Nicht besser ergeht es den Alten, die ebenfalls in speziellen abgeschirmten Räumen landen. Und das finden wir auch noch besonders professionell.

Ich bin ganz anderer Ansicht. Ich begrüße es, wenn meine Kinder Menschen begegnen können, die keine pädagogischen Fachkräfte sind. In meiner Einrichtung haben wir häufiger Schülerpraktikanten, und ich finde es toll, wenn meine Kindergartenkinder sich mit einem 14-jährigen unterhalten können, oder wenn der vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben mit jüngeren Kindern zu tun hat. Die gesellschaftliche Isolation von Kindern als problematisch zu erkennen, und Begegnungen ermöglichen, die dem entgegen wirken, das ist in meinem Augen verantwortungsbewusstes pädagogisches Handeln. Solche Kontakte zu verhindern, weil etwas "unpädagogisches" geschehen könnte, finde ich lebensfern.


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28.06.2004 20:22
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#15
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Moin Kolja,

ich habe den Eindruck, wir schrieben hier etwas aneinander vorbei.

Die von Dir beschrieben Ghettoisierung bestreite nicht ich und finde sie auch in keiner Wesie gut. Aber die vielfältigen Folgen der Industrialisierung (u.a auch die längeren Wege von und zur Arbeit) können wir nun einmal nicht rückgängig mjachen. Es ist also eher die Frage zu diskutieren, was man anders / besser als heute machen kann.

Und ich bleibe dabei: Ich halte nichts davon, 20jährige Berufsanfänger/innen als Gruppenleitung in Kindergärten mit den vielfältigen Aufgaben und der schlechten Ausbildung einzususetzen (und mitunter dann auch zu verheizen). Das ist in meinen Augen eher mangelnde Professionalität denn Professionalisierung.
Das bedeute für mich im Umkehrschluß aber nicht, daß junge, (lebens)unerfahrene Menschen, vulgo Jugendliche, vollkommen fernzuhalten sind. (Das habe ich im übrigen auch nie behauptet.) Und ob das irgendwelche Sozialpraktikanten, FSJlerinnen, Zivis oder meinetwegen Menschen im BVJ, oder Jugendliche, die Kindern Kniffe auf dem Skateboard, auf Rollerblades oder am Ball zeigen oder einfach nur Blödsinn mit den Kindern machen, ist letztlich egal. Ebenso bei älteren Menschen. Ob als Märchenerzählerin, Köchin oder einfach nur als Oma - nur rein damit.
Ich habe selber mit pädagogisch ungelernten Kräften sehr gute Erfahrungen gemacht. Aber es muß das Gleichgewicht stimmen. Und das stimmt nicht, wenn eine 25jährige Erzieherin mit einer 16jährigen Vorpraktikantin eine Gruppe mit 25 Kindern schmeißt.
Aber eine Sozial- einhergehend mit Fachkompetenz bekomme ich nicht mit 20 und einem zweijährigen theoretischen Hintergrund. Und das fehlt!

Das wollte ich mit meinem Beitrag eigentlich zum Ausdruck bringen.

Gruß

Neudinho


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