Sexueller Missbrauch- Thema in der Ausbildung?

26.09.2004 19:57
avatar  Miriam ( gelöscht )
#1
Mi
Miriam ( gelöscht )

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bin Miriam, 25 Jahre alt, studiere Sozialpädagogik und schreibe an meiner Diplomarbeit mit dem Thema:

Sexueller Missbrauch- Modulentwicklung für Kindertageseinrichtungen.

1999 habe ich in Rheinland Pfalz meine Ausbildung zur Staatlich anerkannten Erzieherin abgeschlossen.
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Umgang mit und die Prävention von sexuellem Missbrauch keinen großen zeitlichen Raum bekamen, so dass ich mich diesbezüglich nicht gut ausgebildet gefühlt habe.
Aus diesem Grund habe ich mir es zur Aufgabe gemacht eine Schulung für Mitarbeiter von Kindertageseinrichtungen zu konzipieren.

An Euch habe ich wichtige Fragen, über deren ehrliche Beantwortung ich mich sehr freuen würde:

1. War oder ist sexueller Missbrauch in Eurer Ausbildung ein Thema?

2. Wie gut fühlt Ihr Euch für den Umgang mit diesem Thema, bezüglich Prävention und Intervention im Verdachstfall, gerüstet?

3.Wäre bei Euch die grundsätzliche Bereitschaft zu einer Fortbildung zu diesem Thema vorhanden? Wenn ja, wieviel Zeit würdet Ihr dafür ausserhalb Eurer Arbeitszeit investieren?

4. Wie schätzt Ihr das Wissen und die Handlungskompetenz Eurer Kollegen/ Kolleginnen zum Thema ein?

5. Gibt es in Euren Einrichtungen Arbeitsgemeinschaften (alle 2 Monate werden Referenten zu einem bestimmten Tema eingeladen)- wenn ja, wie sind diese zeitlich organisiert?

Ich danke euch schon jetzt für die Beantwortung der Fragen und Eurer Einschätzung zu meinem Vorhaben.

Viele Grüße
Miriam


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04.10.2004 18:48
avatar  HL ( gelöscht )
#2
HL
HL ( gelöscht )

1. War oder ist sexueller Missbrauch in Eurer Ausbildung ein Thema?
Ja, ist war ein großer eigenständiger Punkt. Hierzu wurden auch Beamte der Polizei eingeladen die einen Vortrag gehalten haben und für Fragen wie z.B. man sich in einer solchen Situation am besten verhält usw. beantwortet haben.
Einzelne Studierende hatten die Aufgabe Refrerate/Vorträge zu erarbeiten die dann in der Gruppe dieskutiert wurden.

2. Wie gut fühlt Ihr Euch für den Umgang mit diesem Thema, bezüglich Prävention und Intervention im Verdachstfall, gerüstet?
Trotz der guten Schulung in der Ausbildung ist und bleibt es trotzdem ein heikles Thema, welche immer wieder behandelt werden sollte.

3.Wäre bei Euch die grundsätzliche Bereitschaft zu einer Fortbildung zu diesem Thema vorhanden? Wenn ja, wieviel Zeit würdet Ihr dafür ausserhalb Eurer Arbeitszeit investieren?
Bereitschaft Ja. Aber ausserhalb der Freizeit denke ist die Zeit nur noch knapp, da es in unserem Beruf meiner Meinung wichtig ist von der Arbeit abschalten zu können und an etwas ganz anderes denken. Ansonsten ist Bourn out ein Thema.

4. Wie schätzt Ihr das Wissen und die Handlungskompetenz Eurer Kollegen/ Kolleginnen zum Thema ein?
Ich kenne einige Kolleginnen bei dennen dieses Thema in der Ausbildung nich grop angesprochen wurde oder nur am Rande verlief. Hier habe ich großes Interesse gesehen. Einige meiner Kollegigen waren an meinen in der Ausbilgung gesammelten Unterlagen interessiert um sich auf diesem Punkt selbst weiterzubilden.
5. Gibt es in Euren Einrichtungen Arbeitsgemeinschaften (alle 2 Monate werden Referenten zu einem bestimmten Tema eingeladen)- wenn ja, wie sind diese zeitlich organisiert?
Ja, aber nur für Feste und Feiern.


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03.10.2004 01:17
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#3
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Hallo Miriam,

dann will ich auch mal... Ich weiß nicht, ob es wichtig für Deine Evaluation ist: ich arbeite in einer Einrichtung für mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche.

1. War oder ist sexueller Missbrauch in Eurer Ausbildung ein Thema?

Nein. Zumindest nicht in den Kursen, die ich belegt habe.


2. Wie gut fühlt Ihr Euch für den Umgang mit diesem Thema, bezüglich Prävention und Intervention im Verdachstfall, gerüstet?

Was Prävention betrifft, fühle ich mich halbwegs gerüstet, was die Intervention bei Verdachtsmomenten betrifft, gar nicht gerüstet. Aber ich bezweifle, daß man dafür hundertprozentig gerüstet sein kann, weil die Symptome so vielschichtig sind...
Hier empfinde ich die Lobby- und Aufkärungsarbeit sehr häufig auch als sehr einseitig.


3.Wäre bei Euch die grundsätzliche Bereitschaft zu einer Fortbildung zu diesem Thema vorhanden? Wenn ja, wieviel Zeit würdet Ihr dafür ausserhalb Eurer Arbeitszeit investieren?

Die Bereitschaft ist da, aber ich würde mir den Anbieter im Vorfeld sehr genau anschauen. Bestimmte Organisationen scheiden da aus...
Wieviel Zeit ich dafür invsetieren würde, kann ich ad hoch nicht sagen; das hängt nicht zuletzt vom Angebot und den Kosten ab.


4. Wie schätzt Ihr das Wissen und die Handlungskompetenz Eurer Kollegen/ Kolleginnen zum Thema ein?

Boah, schwierig... Das kann ich nicht beurteilen.


5. Gibt es in Euren Einrichtungen Arbeitsgemeinschaften (alle 2 Monate werden Referenten zu einem bestimmten Tema eingeladen)- wenn ja, wie sind diese zeitlich organisiert?

Nein.

Gruß
Neudinho


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02.10.2004 21:28
avatar  Axel ( gelöscht )
#4
Ax
Axel ( gelöscht )

1. War oder ist sexueller Missbrauch in Eurer Ausbildung ein Thema?
Man konnte es als Wahlpflichtveranstaltung im Anerkennungsjahr belegen. Das Interesse der Schülerinnen war auch sehr groß.

2. Wie gut fühlt Ihr Euch für den Umgang mit diesem Thema, bezüglich Prävention und Intervention im Verdachstfall, gerüstet?
Bezüglich der Prävention ganz gut. Was den Umgang im Verdachtsfall angeht, fühle ich mich nicht gut gerüstet. Allerdings glaube ich, dass ich mich für solche Fälle nie gut gerüstet fühlen werde. Mit diesem Thema kann wohl nur derjenige locker und routiniert umgehen, der viele Erfahrungen damit gesammelt hat. Das habe ich nicht, und ich bin auch froh darüber.

3.Wäre bei Euch die grundsätzliche Bereitschaft zu einer Fortbildung zu diesem Thema vorhanden? Wenn ja, wieviel Zeit würdet Ihr dafür ausserhalb Eurer Arbeitszeit investieren?
Nicht so ausgeprägt. Ich habe eine mehrtägige Fortbildung zur Sexualpädagogik gemacht, bei der auch Missbrauch Thema war. Beim Bundesministerium für Familie konnte man sich ein Medienpacket mit Buch und Video bestellen. Das lief unter dem Titel "Anna komm! - Sexueller Kindesmissbrauch - Vorbeugen und Helfen". Außerdem habe ich einige Bücher zum Thema gelesen. Bei einem Praktikum hatte ich einen Arbeitgeber, der sich schwerpunktmäßig mit diesem Thema beschäftigte. Während des Anerkennungsjahres hat meine Einrichtung eine Polizeibeamtin zu einem Elternabend eingeladen, die über das Thema aus Polizeisicht referierte. Mein Interesse an diesem Thema ist damit vorerst gesättigt.

4. Wie schätzt Ihr das Wissen und die Handlungskompetenz Eurer Kollegen/ Kolleginnen zum Thema ein?
Unterschiedlich. In meiner letzten Arbeitsstelle hatten zahlreiche Kolleginnen Wissen zum Thema, weil wir die Fortbildungsreihe zur Sexualpädagogik gemeinsam besucht haben. Wir hatten ja auch die Polizeibeamtin eingeladen, weil wir und die Eltern Interesse an diesem Thema hatten. Ich weiß, dass auch einige meiner Kolleginnen zusätzlich Bücher zu Thema gelesen haben, und wir habe auch einige Male darüber diskutiert.

5. Gibt es in Euren Einrichtungen Arbeitsgemeinschaften (alle 2 Monate werden Referenten zu einem bestimmten Tema eingeladen)- wenn ja, wie sind diese zeitlich organisiert?
Die Arbeit an der Konzeption verschlang viel Arbeitszeit, so dass die Bereitschaft, noch zusätzlich Referenten einzuladen, nicht sehr ausgeprägt war. Irgendwann sollte schließlich auch noch am Kind gearbeitet werden. Trotzdem haben wir die besagte Fortbildungsreihe gebucht. Das waren - wenn ich mich recht erinnere - 4 halbe Tage und ein Elternabend, an dem die Referentin gemeinsam mit dem Team die Ergebnisse der Fortbildung vorstellte. Der Träger hat das zwar unterstützt, aber gleichzeitig auch signalisiert, dass in Zukunft nicht mehr so viel Geld für Fortbildung ausgegeben werden könne.

Wir haben übrigens unsere Referentin damals über die Kindergartenfachberaterin gesucht und gefunden. Sie bot solche Veranstaltungen schon länger überregional an. Das war uns wichtig, denn in diesem Bereich ist das Risiko groß, mit Halbwissen einen Verdacht mit weitreichenden Konsequenzen in die Welt zu setzen. Darum wollten wir jemanden, der so etwas schon länger machte. Gut fanden wir, dass das Thema Missbrauch in das allgemeinere Thema Umgang mit kindlicher Sexualität eingebettet war. Das ist übrigens auch ein Thema, bei dem viele große Berührungsängste haben. Was tun, wenn Kinder Fragen stellen? Wie reagiert man auf Schimpfworte mit sexuellem Inhalt? Wie reagiert man, wenn Kinder ihre Genitalien entblößen oder Doktorspiele machen? Haben Kinder überhaupt schon Sexualität und wie zeigt sich das? Das sind Themen, die mit Ängsten belegt sind, weil Sexualität immer noch tabuisiert ist. Es bestehen Hemmungen bei den Fachkräften, über Sexualität an sich zu reden - untereinander und mit den Kindern. Das merken die Kinder. Schlimm fände ich, wenn ein Team sich mit Sexualität ausschließlich unter der Aspekt des Missbrauchs beschäftigte.


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11.10.2004 20:06
avatar  Miriam ( gelöscht )
#5
Mi
Miriam ( gelöscht )

VIELEN DANK für Eure ausführlichen Antworten! Damit habt Ihr mir schon sehr geholfen.
@Neudinho: mich würde interessieren, welche Anbieter für Fortbildungen bei Dir ausscheiden und warum.
@ Axel: Sexualerziehung ist einer der zentralen Punkte für gelungene Prävention und wird in meinem Konzept berücksichtigt.


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11.10.2004 23:33
avatar  Neudinho ( gelöscht )
#6
Ne
Neudinho ( gelöscht )

Hallo Miriam,

--- @Neudinho: mich würde interessieren, welche Anbieter für Fortbildungen bei Dir ausscheiden und warum.

Anbieter, die grundsätzlich nur von männlichen Tätern sprechen und es ausachließen, daß auch Frauen Täter sind. Die Begründung dürfte sich aus dem Ausschlußkriterium ergeben...

Gruß
Neudinho


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12.10.2004 03:12
avatar  Miriam ( gelöscht )
#7
Mi
Miriam ( gelöscht )

Ja, das kann ich verstehen- davon halte ich rein gar nichts. Aber mitlerweile hat es sich ja schon rumgesprochen, dass auch Frauen Täterinnen sein können und Jungen Opfer.
Danke für Deine Antwort!


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28.09.2004 15:18
avatar  Miriam ( gelöscht )
#8
Mi
Miriam ( gelöscht )

Bitte lasst mich doch mit dieser wichtigen Thematik nicht hängen.


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26.09.2004 23:58
avatar  Sabine ( gelöscht )
#9
Sa
Sabine ( gelöscht )

Hallo!

Ich versuche mal deine Fragen zu beantworten.

1. War oder ist sexueller Missbrauch in Eurer Ausbildung ein Thema?

Ja war es. Es wurde aber nicht von Lehrern angesprochen, es war eine Fortbildung die von der Schule aus organisiert wurde.

2. Wie gut fühlt Ihr Euch für den Umgang mit diesem Thema, bezüglich Prävention und Intervention im Verdachstfall, gerüstet?

Mir hat das Buch "Zart war ich, bitter wars" sehr geholfen und mich gesichert. Das Buch kann ich jedem empfehlen, aber man benötigt gute Nerven um es lesen zu können.

3.Wäre bei Euch die grundsätzliche Bereitschaft zu einer Fortbildung zu diesem Thema vorhanden? Wenn ja, wieviel Zeit würdet Ihr dafür ausserhalb Eurer Arbeitszeit investieren?

Die Bereitschaft ist da. So lange ich es interessant finde, habe ich alle Zeit dieser Welt dafür.

4. Wie schätzt Ihr das Wissen und die Handlungskompetenz Eurer Kollegen/ Kolleginnen zum Thema ein?

Bin arbeitslos...

5. Gibt es in Euren Einrichtungen Arbeitsgemeinschaften (alle 2 Monate werden Referenten zu einem bestimmten Tema eingeladen)- wenn ja, wie sind diese zeitlich organisiert?

siehe Frage 4.

Ich hoffe ich konnte dir helfen.

LG Sabine


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