Wieso ist Gebet/Meditation für Kinder wichtig?

19.10.2005 16:50
avatar  Karin ( gelöscht )
#1
Ka
Karin ( gelöscht )

hallo,

bin zur zeit im Praktikum, im sps1. da kam eine mutter auf die erzieherin zu und sagte, sie will nicht, dass ihr Kind bei Gebeten/Meditationen mitmacht, da sie es als ein schwachsinn findet...

wie würdet ihr darauf reagieren???


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19.10.2005 17:13
avatar  Benjamin ( gelöscht )
#2
Be
Benjamin ( gelöscht )

Hallo Karin,

als Schwachsinn würde ich es nicht durchgehen lassen, aber ansonsten ist es schon richtig und wichtig, dass hier auf die Wünsche der Eltern eingegangen wird. Religionserziehung (und Beten und zumeist auch Meditation fällt darunter) ist ein heikles Thema und man darf nicht alle Menschen über einen Kamm scheren und erwarten, dass Religiosität - bzw. was es vielmehr ist - der Glaube an einen bestimmten Gott für alle gleich wichtig ist. Im Gegenteil, Religionsfreiheit ist ein Grundrecht und dazu zählt auch, nicht zu bestimmten religiösen Handlungen gegen seinen Wunsch gedrängt zu werden (und die Eltern haben eben mal das Recht, dies für ihre Kinder zu entscheiden).

Grüße, Benjamin


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19.10.2005 17:48
avatar  Karin ( gelöscht )
#3
Ka
Karin ( gelöscht )

danke, aber was würdest du sagen, wenn sie dich nach dem Sinn des Gebetes fragen würde und was es ihrem Kind bringen würde...


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19.10.2005 18:16
avatar  Benjamin ( gelöscht )
#4
Be
Benjamin ( gelöscht )

Hallo Karin,

ich denke, einen Sinn macht beten nur, wenn man auch daran glaubt. Wieso beten Menschen? Weil sie daraus Mut schöpfen, Kraft tanken, weil sie daran glauben, dass beten etwas bewirken kann. Wenn Menschen jedoch nicht an Gebete glauben (weil sie z.B. nicht an Gott glauben), so ist es schwierig und nicht unbedingt sinnvoll, diese davon überzeugen zu wollen.
Dem Kind würde die Teilnahme am Gebet seine eventuelle Außenseiterrolle ersparen, wenn alle am Gebet teilnehmen und das Kind als einzigstes nicht. Aber es würde gegen den Willen der Eltern teilnehmen. Ansonsten kann ich aber in Gebeten leider keinen weiteren Sinn erkennen und schon gar nichts, was es jemandem bringen würde, der es nicht freiwillig und aus eigener Entscheidung macht.
Generell finde ich "erzwungene" Gebete so mit das Schlimmste, was man machen kann. Ich war lange genug katholisch und habe in entsprechender Einrichtung gearbeitet (und war früher als Kind selbst in einem kath. Kiga), um zu wissen, dass man dadurch bei den Kindern im Hinblick auf die Zukunft sehr viel zerstören kann - wer geht schon gerne in die Kirche, wenn man früher dazu gezwungen wurde, obwohl man dadurch z.B. etwas anderes verpassen musste, was man viel lieber gemacht hätte.
Heute bin ich froh, in einer (kommunalen) Einrichtung zu arbeiten, in der aus verschiedenen Religionen Feste in den Jahresplan aufgenommen werden, die aber allesamt abseits der Institutionen der Religionen ablaufen, d.h. Kirchengänge, Gottesdienste, Gebete gehören nicht zum Konzept der Einrichtung.

Grüße, Benjamin


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19.10.2005 22:02
avatar  Gila ( gelöscht )
#5
Gi
Gila ( gelöscht )

Hallo Benjamin,
das interessiert mich: wieso feiert ihr Feste verschiedener Religionen ohne Bezug zu diesen Religionen? Egal ob christliche, muslimische oder andere, ohne die religiösen Inhalte sind diese Feste doch "sinn-los", oder? Das Zuckerfest macht nur Sinn nach dem Ramadan (feiern, dass diese Fastenzeit durchgehalten und überstanden wurde) Weihnachten macht nur Sinn, wenn einem der Geburtstag von Jesus als Gottessohn wichtig ist (warum sollte man diesen Tag sonst feiern?) Und wenns nur um ein fröhliches Essen und Trinken geht, kann man ja ohne diese religiösen Bezüge feiern, da finden sich doch auch andere Anlässe ...
Gila


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19.10.2005 23:02
avatar  Benjamin ( gelöscht )
#6
Be
Benjamin ( gelöscht )

Hallo Gila,

was ich hauptsächlich meinte ist, dass wir diese Feste ohne institutionelle Bezüge feiern, heißt wir gehen nicht in die Kirche, feiern auch keine Gottesdienste im Kindergarten. Natürlich werden solche Feste nicht völlig zusammenhanglos und aus dem Rahmen gefeiert, wir reden mit den Kindern schon darüber, wieso ein Fest gefeiert wird. Aber wir dürften auch schon laut Kindertagesstättenordnung unseres Arbeitgebers (eine hessische Stadt) z.B. keine religiösen Symbole wie das Kreuz, Heiligenfiguren o.ä. in der Kita aufstellen - auch die intensivere Zuwendung zu einer bestimmten Religion im Kita-Alltag ist aus Gründen der Gleichbehandlung nicht erlaubt. Dies ist aber nicht nur in "unserer" Stadt so, sondern ist in vielen kommunalen bzw. nicht-kirchlichen Einrichtung so üblich.
Wir dürfen also auch keine religiösen Rituale wie Beten o.ä. mit den Kindern durchführen.
Ich weiß: es gibt diese große Kritik, gerade wegen Weihnachten, die besagt, dass man Weihnachten doch nicht feiern sollte, wenn man nicht an die "eigentliche", christlich-religiöse Bedeutung des Festes glaubt. Aber ist Weihnachten heutzutage nicht mehr ein Konsumfest, denn das Fest der Stille und Besinnlichkeit?! Ich kenne durchaus auch muslimische Familien, die sich an Weihnachten etwas schenken, ohne dass ihnen der religiöse Hintergrund wichtig wäre.
Für mich ist Weihnachten auch ein schönes Fest, an dem man sich trifft, wie Du sagst "isst und trinkt", sich etwas schenkt, mal etwas abschalten kann - den christlichen Bezug lasse ich dabei jedoch außen vor.
Und sonstige Gelegenheiten, um zu feiern, gibt es zudem noch genug - und werden auch genutzt.

Grüße, Benjamin


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02.10.2005 09:31
avatar  moni ( gelöscht )
#7
mo
moni ( gelöscht )

und wenn das kind katholisch ist, und es dass gerne macht, also beten, aber der mutter es zu viel ist...

was würdet ihr der mutter erklären? ist gebet etwas gutes??? braucht man es???


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02.10.2005 11:59
avatar  Gila ( gelöscht )
#8
Gi
Gila ( gelöscht )

>was würdet ihr der mutter erklären? ist gebet etwas gutes??? braucht man es???

Ich würds so versuchen: Gebet ist sowas wie Gespräch mit Gott; beim Beten erzählen wir ihm, was uns beschäftigt und wichtig ist z. B. wenn frei gebetet wird oder worum wir ihn bitten, wofür wir ihm danken (wir heißt, jedes Kind darf selber formulieren, was es ihm sagen möchte) und wenn ein geformtes Gebet verwendet wird, dann hilft uns das, dass wir mit diesem "Vater unser" z. B. gemeinsam für ein Anliegen beten. Religiöse Lieder sind für mich auch eine Form von Beten, ebenso wie es ein Tanz oder bestimmte Körperhaltungen sein können (also nicht nur irgendwelche Worte runterplappern, ohne zu wissen, was das heißt).
Braucht man es? Ich denke in ähnlicher Weise, wie wir gute Gespräche brauchen: es tut doch gut, im Erzählen seine Gedanken und Erfahrungen loszuwerden und zu wissen, dass da jemand zuhört, den es interessiert, wie es mir geht ...


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