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Seilkonstruktionen im Wald
Hallo! Ich war gerade auf einer Fortbildungsveranstaltung, von der ich unbedingt mal berichten muss. Die Sache nannte sich "Seilkonstruktionen im Wald" und fand im Forstbotanischen Garten in Köln statt. Unsere Referentin arbeitet (noch) im dortigen Waldkindergarten und so zeigte sie uns Seilkonstruktionen, die sie morgens mit ihren Kindern im Wald aufbaut.
Als Ausgangsmaterial hat sie 2 statische Kletterseile a 10 Meter, evtl. noch ein drittes a 20 Meter, aber das braucht man offenbar nur selten. Außerdem hat sie eine kleine Box mit ca. 30 Leinen a 3 Meter und einem Durchmesser von ca. 5 mm. Mit diesen Leinen dürfen die Kinder auch frei spielen. Evtl. braucht man noch 1-2 Karabiner und eine Seilrolle. Für regnerische Tage nimmt sie noch ein Tarp (Plane) mit, um einen kleinen Unterstand abzuspannen. Alles das hat ganz bequem in einem Bollerwagen Platz. Und dann geht es los in den Wald.
Was man mit dem Material machen kann: Eine Schaukel, ein Trapez, ein Klettergerüst, eine Kletterwand, eine Seilbahn, verschiedene Seilbrücken und zahlreiche andere Spielgeräte. Mit ein paar Knoten baut sie so ein Gerät in gerade mal 5 Minuten auf. Genauso schnell verschwinden die Aufbauten auch wieder im Bollerwagen.
Ich kann mir richtig vorstellen, wie viel Spaß diese Waldkonstruktionen den Kindern machen. Muss ich bei mir demnächst auch mal ausprobieren. Die nächsten Waldtage kommen bestimmt.
Das musste ich einfach mal loswerden, weil es mir so gut gefallen hat.
Hallo du,
also ich find das auch klasse. Du hast nicht zufällig Anleitungen wie man solche Seilkonstruktionen aufbaut? Braucht man dazu unbedingt eine Seilwinde oder geht das auch ohne?
Ich habe erst vor kurzem einen erlebnispädagogischen Kurs mit dem Schwerpunkt Abseilen mitgemacht. Das war auch total klasse und ich hoffe es mal in der Arbeit umsetzen zu können.
Unter anderem wurde uns auch von anderen erlebnispädagogischen Einheiten wie Seilbau etc. erzählt. Ich finde sowas auch total spannend vorallem für die Kids.
Schön das du davon geschrieben hast.
Also ein bißchen was näheres. Ich nehme mal als Beispiel die Schaukel. Du suchst Dir zwei Bäume mit rauher Rinde und höchstens zwei Schritten Platz dazwischen. Auf dem Boden sollten keine Wurzeln oder Baumstümpfe sein. Wenn Du z.B. bei einem Waldtag im Wald bist, solltest Du immer die gleichen Bäume nehmen, damit die Belastung der Rinde sich auf zwei Bäume beschränkt. Wenn Du öfter den selben Baum nimmst, solltest Du darüber nachdenken, ob Du den Andruck des Seils auf die Rinde mit ein paar kleinen Holzbrettchen abmilderst.
Du brauchst ein Statikseil. Das ist ein Seil, dass sich nicht dehnt. Normale Kletterseile dehnen sich, damit sie Deinen Sturz sanft auffangen. Das wäre für die Schaukel aber hinderlich. Das Seil sollte einen Durchmesser von 12 mm haben. Du befestigst es mit einem Palstek so hoch wie Du reichen kannst. Am besten wäre es, wenn das Seil an ein paar Ästen oder Verdickungen des Stammes etwas aufliegt, denn dann kann es nicht rutschen.
Das andere Ende führst Du nun zum gegenüberliegenden Baum, führst es einmal rum, windest es einmal ums gespannte Seil und führst es mit Spannung wieder zurück. Dort wird es wieder um das gespannte Seil geführt und wieder mit Spannung zurückgeführt. Nachdem Du auf diese Weise 3 mal abgespannt hast, befestigst Du das Ende mit halben Schlägen am gespannten Seil. Tut mir Leid - Knoten kann mal schlecht schriftlich beschreiben. Ideal wäre, Du besorgst Dir ein Knotenbuch, wo die grundlegenden Knoten erklärt sind und Möglichkeiten beschrieben werden, Spannung auf ein Seil zu kriegen. Oder Du machst selbst eine Fortbildung bei Alexandra mit. Sie zieht gerade um, wird aber immer wieder im Raum Köln Kurse geben. Schau mal unter www.naturundbewegung.de. Das ist erst eine provisorische Page, aber bestimmt erscheinen da ab September auch Termine.
Wie auch immer. Du solltest jetzt ein stramm gespanntes Seil über Kopfhöhe haben. Wenn Du die Sache gut gemacht hast, kann ein Erwachsener es sogar als Reckstange benutzen. Ich habe zum Beispiel ein paar Aufschwünge daran hinbekommen. Die Kinder würde ich das allerdings nicht machen lassen.
Kommen wir zur Schaukel. Du besorgst Dir einen Knüppel, ca. so dick wie Dein Handgelenk. Das wird das Schaukelbrett, also sollte er einigermaßen bequem zum Sitzen sein. Du musst unbedingt prüfen, ob er nicht etwas morsch ist. Das tust Du, indem Du damit kräftig auf einen Baumstamm schlägst. Auch hier gilt: Vorbild sein. Auf keinen Fall gegen lebende Bäume schlagen. Für die Schlagprobe nimmst Du nur tote, umgestürzte Bäume. Wenn der Knüppel bricht, weißt Du, dass er nicht gut war. Ansonsten nimmst Du 2 Reepschnüre a 3 m mit 6 mm Durchmesser. Du befestigst sie an beiden Enden des Knüppels mit einem Mastwurf + Sicherheitsknoten. Jetzt muss die Schaukel nur noch aufgehangen werden. Du befestigst die losen Enden am gespannten Tragseil mit einem Mastwurf. Damit Du den am Ende überhaupt wieder aufbekommst, ziehst Du zum Schluss des Knotens nicht die einzelne Reepschnur sondern eine Schlaufe durch. Natürlich machst Du auch hier wieder einen Sicherheitsknoten mit Schlaufe und dem Schnurende. Jetzt hast Du eine Schaukel.
Du kannst die Schaukel auch höher hängen. Dann ist sie ein Trapez.
Die Spannung des Tragseils lässt langsam nach. Von Zeit zu Zeit solltest Du also kontrollieren und gegebenenfalls nachspannen.
Die anderen Konstruktionen zu beschreiben, führt hier wohl zu weit. Ihr könntet ja mal die Alex anschreiben, ob Sie nicht mal ein Buch über ihre Seilkonstruktionen schreiben möchte. Das tolle ist, dass man kaum Hardware braucht. Alex hat 3 Karabiner und eine kleine Seilrolle aus Metall, die sie für die Seilbahn benutzt. Das war es aber auch schon. Das gefällt mir so an ihren Konstruktionen, dass man außer den Seilen kaum etwas braucht. Und selbst die Karabiner und die Rolle braucht man meistens nicht.
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