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An alle: ist die Erzieher/innen-ausbildung noch zeitgemäß?
Hallo Zarko!
Ein interessantes Vorhaben. Allerdings bin ich eher skeptisch, ob ein solches Reformprojekt im Rahmen der bestehenden Ausbildungsordnung sinnvoll ist.
Grundsätzlich sind sich inzwischen die Mehrheit der Entscheidungsträger einig, dass die Erzieher/innen-Ausbildung höherqualifiziert werden muß, d.h. eine Fachschul-Ausbildung weder von den Zugangsvoraussetzungen noch von der Abschlußqualifikation den beruflichen Anforderungen gerecht wird. Tendenziell gehen die Überlegungen dahin, den Ausbildungsgang an die Fachhochschule zu verlegen. Ebenfalls gibt es gute Argumente für eine Verzahnung der Ausbildung von Elementar- und Primarbereich, d.h. eine gemeinsame Lehrerausbildung.
In NRW wird erneut die Veränderung der Erzieher/innen-Ausbildung vorbereitet. Kernpunkt ist dabei die Abschaffung des bisherigen 1jährigen Vorpraktikums. Die Zugangsvoraussetzungen für die Fachschul-Ausbildung sollen zukünftig durch den Abschluß einer Fachoberschule (FOS, Kl. 12, Fachabitur) oder einer Höheren Berufsfachschule für Sozialwesen, alternativ auch durch eine abgeschlossene Berufsausbildung als Kinderpflegerin bzw. Erziehungshelfer/in, erreicht werden können.
Dadurch wird sich die Ausbildungszeit staatl. anerkannter Erzieher/innen auf 5 Jahre verlängern (FOS oder Berufsausbildung, 2jährige Fachschule, 1 Anerkennungsjahr). Auch werden Stundentafeln und Curriculum diesem Ausbildungsniveau angepaßt. Mit dieser Ausbildungsreform wird zwar das Eingangsniveau für die Erzieher/innenausbildung angehoben, gleichzeitig soll aber das Ausbildung insgesamt auf Fachschulniveau bleiben. Dies mag man als ersten Schritt in eine richtige Richtung begrüßen; die notwendige Aufwertung der Bildungs- und Erziehungsarbeit in Tageseinrichtungen für Kinder wird jedoch umgangen. So wird es im gleichen 5jährigen Ausbildungszeitraum möglich sein, über Fachoberschule und 6semestriges Studium an einer Fachhochschule, einen Abschluß als Diplom-Sozialpädagoge/in zu erreichen. Zudem wird die Stärke des bestehenden Ausbildungssystems - die enge Zusammenarbeit mit der Praxis - durch den Wegfall des Vorpraktikums negiert.
M.E. werden solche Reparaturen am Ausbildungsgang für Erzieher/innen nicht ausreichend sein. Notwendig wäre eine grundsätzliche Reform des Bildungsganges, wozu die Bereitschaft - dank PISA - wächst. Als Voraussetzung muß aber noch klar definiert werden welches Abschlußniveau angestrebt wird.
Als gesichert kann die Erkenntnis gelten, dass die bestehende Fachschulausbildung im Ergebnis immer weniger die qualifizierte Bildungs- und Erziehungsarbeit im Elementarbereich gewährleistet. Der Berufsnachwuchs bringt in der Regel nicht mehr die erforderliche fachliche Berufsfähigkeit noch Berufseinstellung mit. Zudem ist auch quantitativ in Zukunft mit einem erheblichen Mangel zu rechnen. Ich bin gespannt, ob es gelingt einen praktikablen Weg aufzuzeigen, sowohl die fachliche Qualität der Ausbildung als auch die Attraktivität des Berufs zu erhöhen.
Viel Erfolg und viele Grüße!
Gerd
Fachberatung online
Hallo Zarko,
meine Ausbildung ist schon etwas länger her ( aber ich möchte mich trotzdem zu Wort melden ) und im Laufe meiner Jahre im Kindergarten konnte ich die Entwicklung in der Ausbildung zur ErzieherIn gut beobachten und ich stellte fest ( meine persönliche Meinung ), dass sich die Ausbildung zur ErzieherIn kontinuierlich verschlechterte - Es gab Änderungen in der Praxisarbeit, Kürzungen an den Schulen, hohen Unterrichtsausfall,.... Bei uns in der Region nutzte das Arbeitsamt die schulischen Ausbildungen dazu, die Jugendlichen in schulische Ausbildungen zu stecken, die sie teilweise gar nicht wollten, aber somit für die Quote erstmal von der Strasse waren.
Somit spiegelte sich dann auch das Interesse der Auszubildenden wieder, die ihr Jahr absassen oder sonstwie desinteressiert war.
Ich konnte auch beobachten, dass es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen gab - an Unterrichstinhalten, Wochenstundenzahlen und Erwartung an die Auszubildenden. Die katholischen Fachschulen hatten und haben noch das höchste Ausbildungslevel und wer in den katholischen Fachschulen seine Ausbildung machte bekam und bekommt heute noch bei uns in der Region zu 90 % einen Platz für das BP. Der Ruf dieser Schulen ist nach wie vor sehr gut und die Anforderungen sehr hoch. Die kath. Fachschulen haben immer mehr Anmeldungen als freie Plätze und ihre Aufnahmeanforderungen sehr hoch gesteckt, zu denen nicht nur das Wort katholisch in der Taufbescheinigung gehört...
Ich persönlich denke, dass die Ausbildung in GANZ Deutschland einheitlich reformiert werden müsste und es mehr Praxisanteile in der Ausbildung geben muss. Die Schüler brauchen ein fundiertes Fachwissen, aber auch genügend praktische Erfahrungen im Kindergarten. Denn was nutzt es, wenn ich weiss, wie in der Theorie eine Liedeinführung sein sollte, aber das noch nie an 25 Kids getestet und ausprobiert habe. Jeder muss seinen eigenen pädagogischen Weg finden. Und gerade auch im Zuge der Pisadebatte ist es von Nöten das die Auszubildenden über eine hohe Allgemeinbildung, einen vernünftigen Schulabschluss und eine gute "Ausdrucks-Sprache" ( damit meine ich Slangfrei - für den Kiga-Alltag ) verfügen.
Noch eine Anmerkung: Das spiegelt meine persönliche Meinung wieder. Ich habe in meinen 16 Jahren im Kiga einiges an Schülern, PraktikanntInnen und BP´lern gehabt und erlebt. Und ich denke und sage auch, ES MUSS SICH WAS TUN !!!
Ich hoffe, Zarko, dass Du mit meinen Ausführungen was anfangen kannst udn sie Dir was nutzen.
Wenn Du magst, melde Dich bei mir für einen weiteren Austausch...
Viele Grüsse,
Bea
Kramdose
Hi Zarko,
interessantes Vorhaben. Ich hoffe, ihr erstellt ein Seminarscript. Bin auf jedenfall an den Ergebnissen interessiert.
Solltet ihr so etwas wie einen Maßnahmenkatalog entwickeln, dann geht doch bitte zweierlei Wege.
Zum einen könntet ihr einen Wunschkatalog aufstellen. Jenseits von allen z.Zt. technisch umsetzbaren. Z.B.: Die Ausbildung benötigt pro Jahr viel mehr finanzielle Zuwendung im siebenstelligen Bereich (ist garantiert nicht umsetzbar).
Zum anderen solltet ihr einen umsetzbaren Maßnahmenkatalog aufstellen, der zwar Arbeit macht, aber auch - wie gesagt - umsetzbar ist. Wenn z.B. im anderen Posting gefordert wurde, dass die Lehrer sich in ihren Unterrichtsinhalten stärker absprechen, so ist das sicher durchzuführen. Schön wäre es allerdings, wenn ihr auch Vorschläge zur Methodik macht. So ist die genauerer Absprache z.B. in einigen Richtlinien durchaus gefordert.
JoJo
Hallo!!!
Ich bin jetzt im Sommer mit meiner Ausbildung zur Erzieherin fertig. Zur Zeit besuche ich noch die Elly-Heuss-Knapp Schule in Bühl, FSP.
In meiner Schule ist es so, dass einmal in der Woche ein Tagespraktikum stattfindet, was ich im Prinzip ,durchaus positiv finde um die Theorie umzusetzen. Ein ganz großer Nachteil vom Tagespraktikum ist aber, dass es sehr lange geht bis man einen direkten zugang zu den Kindern und der Arbeit dort bekommt. Außerdem fängt man auch jede Woche wieder von neuem an, das heißt, man muß sich erst wieder "einleben" um auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Auch das Planen der Aktivitäten von Woche zu Woche ist nicht immer von Vorteil, weil sich die Interessen und Bedürfnisse der Kinder durchaus in einer Woche wieder ändern können und das Angebot dann nicht mehr angebracht ist.
Auch der Austausch mit den "kolleginen" kommt etwas zu kurz.
Des weitern denke ich das von Seiten der Schule ein sehr großer Druck auf die Schüler ausgeübt wird, wenn es heißt, dass jede Woche ein Angebot gemacht werden muß. Hier fände ich es evtl. sinnvoller eine gewisse Anzahl von Aktivitäten pro Jahr festzulegen.
Ich denke es sollte außerdem den Schülern die Möglichkeit gegeben werden mehrere unterschiedliche Einrichtungen kennenzulernen, denn dies währe sicher eine Erfahrung werd gewesen in die verschiedenen Bereiche reinzuzschnuppern. Denn nach der Ausbildung geht dies schlecht, allerdings weiß ich nicht ob dies machbar ist!? Vielleicht würde sich dies mit Blockpraktikas vereinbaren lassen.
Zum theoretischen Unterricht wäre vielleicht zu sagen dass es superwichtig ist dass sich die Lehrer, bevor sie Lerninhalte vermitteln, sich untereinander absprechen. Dies erfolgt in unserer Schule nicht und sorgt nur für Verwirrung. Auch der Bezug zur Praxis sollte immer gegeben sein, so nehmen wir in Musik beispielsweise die Liedanalyse durch, bekommen aber nicht vermittelt wie wir ein Lied einführen, komisch oder???
Es gibt bestimmt noch 1000 Punkte die hier noch aufzuführen währen!!!
Ich hoffe ihr werdet bessere Lehrer
Gruß Sandra
Meine ausbildung liegt schon Uhrzeiten zurück,heute ist sie schon viel praxisbezogener als früher aber immer noch nicht genug. Den Auszubildenden wird zu wenig konkretes an die Hand gegeben. Wie kann ich mit kleinen Spielchen - ohne Vorbereitungszeit- ganz schnell den Einstieg in eine Gruppe schaffen. Überhaupt fehlt manchen der Überblick, sie sind so auf ihre Vorgaben aus der Schule fixiert oder auf ihre eigenen Ideen, das ihnen gar nicht auffällt, das ihr angestrebtes Thema im Augenblick total fehl am Platze ist.
Für mich wäre es auch ganz wichtig, das die Schule den Kontakt zu den einzelnen Einrichtungen mit denen sie oder auch ihre Auszubildenden zusammen arbeiten hält. Es nützt keinem `Lehrling` wenn er seine Praktikas in einer Einrichtung absolviert, die werder Kompetenz vermitteln kann noch möchte. Lehrer sollten viel mehr Wert auf den pädagogischen Stand der einzelnen Einrichtungen legen in die sie Auszubildende schicken.
Viel Spaß beim vermitteln der Grundbegriffe und der motivation von angehenden Erzieherinnen und Erziehern. Susanne
Hallo! Ich bin momentan auf der Käthe Kollwitz Schule in Wetzlar und bei mir ist es ganz anders. Wir haben Blockpraktikas und nicht solche Tagespraktikas. Ich finde es so viel besser, diese gehen 6 Wochen lang und man kann sich schon etwas in das Konzept rein arbeiten. Auch die Liedeinführung haben wir durchgenommen und auch praktisch in der Klasse ausprobiert. Also ich finde diese Lösung sehr gut. Was mich nur ein wenig stört ist der durcheinander bei den Unterrichtsstunden. Aber das liegt wahrscheinlich daran das es zu wenig Lehrer in diesem Gebiet gibt.
Sabine
Ich hätte mir für mein abgebrochenes Lehramtsstudium genauso wiefür meine, aus familiären Gründen nun als Externe abgelegte Ausbildung, ein System ähnlich der Berufsakademien in Ba-Wü gewünscht.
Möglich wäre doch, dass man von einer Gemeinde, einem Landkreis eingestellt wird.
Im Drei-Monatsrhythmus und mit Ferien wie ein Angestellter könnte man eine sehr effektive Mischung von Praxis und Theorie hinkriegen. Oft fehlt einem doch sonst immer das eine, oder die Phasen passen gerade nicht. Turnusmässig könnte man dann auch die Einrichtung wechseln, so alle Jahre. Mal ins Kinderheim, mal in den Kindergarten. Mal drei Monate mit Behinderten, mal ins Altersheim.
Wenn das ganze dann mit Abitur drei und mit mittlerer Reife vier oder fünf Jahre dauert, und es eine Zwischenprüfung gäbe, wäre auch das Problem mit der Vergleichbarkeit in Europa gelöst. Also wer das ganze Programm durchhält, ist dann eben Sozialpädagoge, und wer vorher aufhört, hat eben eine Qualifikation, die ihm erlaubt eine Gruppe zu leiten, nicht aber eine Einrichtung. Wie man das dann nennen soll, weiss ich auch nicht. Ist übrigens theoretisch an den Berufsakademien in Bawü schon so, wer mit Abitur nach zwei Jahren aufhört, hat die Zwischenprüfung, die dem ERzieherabschluss gleichgestellt ist. Nur Stellen gibt es nicht so viele, leider.
Ich denke, es könnte dann auch eher bedarfsorientiert ausgebildet werden, also wenn man das hinkriegt, eventuell noch mit Ausbildungsverbünden, dass sich Gemeinden zusammentun, überlegen, wie viele brauchen wir denn in den nächsten Jahren.
Tja , die Diskussion lief zwar schon vor längerer Zeit, aber vielleicht interessieren meine Ideen trotzdem jemand?
Ich habe gerade die schulische Prüfung abgelegt und muss sagen, dass ich viel sinnloses gelernt habe, einfach nur, weil ich wusste, das will man von mir hören.
Das, was wirklich grundlegend sein dürfte, um langfristig diesen Beruf auszuüben, kann man glaube ich mit einem Unterricht im 45 Minutenrhythmus kaum hinkriegen.
Ute
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