ErzieherInnenausbildung wohin?

29.11.2002 20:44
avatar  Todde ( gelöscht )
#1
To
Todde ( gelöscht )

Wer hat Lust zu diskutieren?

Die ErzieherInnenausbildung steckt in der Kriese!
Einen Hauptgrund sehe ich in den steigenden Anforderungen an die Tätigkeit.
So müssen ErzieherInnen heute auch im Bereich der Qualitätsentwicklung, der damit zusammenhängenden Evaluation, den neuen Medien und neuen Dokumentationsforderungen Kompetenz besitzen.
Der Anspruch der Gesellschaft, das sich die Betreuung, Bildung und Erziehung
weiter professionalisieren muss ist aus meiner Sicht positiv.
Das Problem dabei sind nun die Ausbildungsstrukturen sowie das Ansehen des Berufes.
Die Ausbildung findet an Fachschulen statt. D.h., dass ErzieherInnen für ihre Tätigkeit relativ niedrig entlohnt werden. Ich bewerte die Entlohnung als zu niedrig, schon bei "alten" Anforderungsprofilen.
Nun gibt es zwei Diskussionsstränge:
- Nach und nach sollen die Lehrkräfte besser qualifiziert werden, oder die Ausbildung soll schon mittelfristig an die Fachhochschule.

Der erste Weg bedeutet das noch ewige Warten auf eine Qualitätsverbesserung.
Der zweite Weg hätte mittelfristig den Vorteil, das es für in D ausgebildete ErzieherInnen möglich ist, in Europa zu arbeiten, und zwa zum passenden Gehalt.
Derzeit bekommen ErzieherInnen im Ausland ein AssistentInnen- Gehalt. Es wird also die Professionalität nicht anerkannt.

Mit dieser Mail habe ich das Thema nur angeschnitten. Ich freue mich über Diskussionsbeiträge.

Todde


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03.11.2002 12:52
avatar  Conny ( gelöscht )
#2
Co
Conny ( gelöscht )

interessanter Ansatz, aber leider fern jeglicher REalität-
es liegt weniger an den "nicht ausreichend qualifizierten" Lehrkräften, sondern an den mangelhaften Kompetenzen der Schülerinnen! Ich will das Problem aber nicht pauschalisieren, sondern denke einfach, dass da in der Mittelstufe unseres Bildungssystems etwas geändert werden muss, damit ich als Lehrkraft des Berufschulwesen direkt "in die THematik" einsteigen kann und nicht noch die gesammelten Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Kommunikation und Lernkompetenz erarbeiten muss- und das in nur zwei Jahren. Ich würde gerne mein gesamtes Wissen vermitteln, nur geht das leider nicht.
Ich denke auch nicht, dass die bloße Anhebung der Eingangsvoraussetzungen eine adäquate Lösung sein kann, da die Sache mit dem Gehalt nun wirklich wenig ein extrem auffallender Punkt ist. Beispiel: Wenn nun die FHR VOraussetzung ist, eine SChülerinen also nach dem Realschulabschluss noch zwei Jahre die Höhere BErufsfachschule besuchen muss, um dann die Fachhochschulreife zu haben, was hindert sie daran anstatt nochmal drei Jahre ohne Geld eine ERzieherinnenausbildung zu machen, gleich an die FH zu gehen und das Diplom zu machen, ein Jahr länger aber erheblich mehr Kohle!
Das sind Fragen, die mir dann meine Schülerinnen stellen: der Sinn der Erzieherausbildung und der Kampf mit dem ewig schlechten Ruf.
Und diese Kritik sollte auch mal ausgesprochen werden: beim gerne gemachten Vergleich mit dem Ausland kommt der Aspekt, dass diese Länder ein ganz anderes Bild von Erziehung und Bildung haben, viel zu kurz. Wer ist bereit, in Deutschland einer Frau, die -laut allgemeinem Volksdenken- nur spielt, ein hohes Gehalt zu zahlen?!


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03.12.2002 22:05
avatar  Todde ( gelöscht )
#3
To
Todde ( gelöscht )

Ja, es stimmt. Das Bild der/des ErzieherIn ist nicht gerade gut. Und wenn ich Erfahrungsberichte höre, wonach SchülerInnen snur schlecht bestimmte Grundvoraussetzungen schaffen, wundert man sich nicht.
Aber ich möchte mal den Blick auf die Kinder lenken. Warum eigentlich sollen diese sich mit (meiner Meinung nach) schlecht ausgebildeten ErzieherInnen zufriedengeben? Warum wird, je kleiner das Kind, auch die Qualität der Beschäftigten niedriger? Dafür gibt es keine logische Begründung, oder?
Wenn behauptet wird, das die ersten Lebensjahre "entscheidend" für die Entwicklung eines Menschen ist, dann sollte diese Entwicklung doch auch von Proffessionellen geleistet werden.
Ich möchte hier nicht alle heutigen ErzieherInnen als doof abstempeln, zumal ich selber einer bin, aber auch ich merke in der Praxis, das ich, auch in Bezug auf die Rahmenbedingungen, die Ansprüche nicht erfüllen kann, die Eltern, Kinder und Gesellschaft (u.a. durch PISA) an mich stellen.


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05.12.2002 18:23
avatar  JoJo ( gelöscht )
#4
Jo
JoJo ( gelöscht )

Hi.
Es wäre interessant, wann eine Erzieherin als "gut ausgebildet" bezeichnet werden kann. Dies hängt sicherlich auch davon ab, was der Lehrer zulässt, was aber auch die Schülerin selnst will. Wer behauptet denn, dass nur in der Schule gelernt werden muss. Ich hab das Gefühl, dass viele angehende Erzieherinnen für die Schule, aber nicht für ihren späteren Beruf lernen.
Natürlich sind beide Seiten gefragt. Ich will hier jetzt gar nicht anfangen, die Schuld auf das System zu schieben. Erstens kann man dieses System nicht entlassen (wäre schön), zweitens wäre dies zu einfach.
Einfacher ist sicherlich die eigenen Zielvorstellungen bzw. Ansprüche zu überprüfen. Einer sollte m.E. sein, es nicht allen anderen recht machen zu wollen - da scheitert man sowieso. Vielleicht wäre es mal damit geholfen (auch in Richtung Pisa), die Fenster und Räume zu dieser Jahreszeit nicht mit Nikoläusen, Schnee- und Weihnachtsmännern (wo ist da eigentlich der Unterschied zum Nikolaus *g*), Rentieren und Schnee vollzukleben und -zuhängen. Interessanter wäre doch, einen Blick selbst in die Natur zu werden, und nicht nur in den eigenen Garten. Ich weiß, wie soll dass alles gehen, werden sich viele Fragen. Aber wenn dieses "Totschlagargument" angenommen wird, darf sich auch keiner beschweren, wenn andere (also Außenstehende des Kindergartens) sich beschweren.
Was die Bildungs anbelangt in der Schule, bekomme ich eher das Gegenteil zu hören. Der Anspruch wäre zu hoch (also, von den Schülern bekomme ich das zu hören). Ich hätte gerne eine Antwort. Soll ich den Anspruch weiter hoch halten, mit der Gefahr, dass nicht alle ihren Abschluss erhalten? Oder soll ich das Niveau anpassen?

Ciao
JoJo


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15.12.2002 12:41
avatar  Todde ( gelöscht )
#5
To
Todde ( gelöscht )

Soll das Niveau in der Fachschule hoch sein oder niedrig?
Die Frage zu beantworten ist schwierig und v.a. einseitig. Denndie Frage orientiert sich alleinig nach den SchülerInnen. Wichtig wäre es aber auch zu gucken, was Kinder brauchen (pädagogisch). Und da stellt sich schon die Frage, warum sollen Kleinkinder mit niedriger ausgebildeten PädagogInnen betreut und gebildet werden als größere Kinder?
Daraus schlussfolgere ich, dass das Niveau an den FSPen nicht weiter sinken darf, also hoch sein muss (Höher?).
Das Problem der FSP besteht ja auch als Volzeitschule darin, dass diese Schule auch eine Art Abstellgleis für Leute ist, die woanders keine Ausbildung bekommen haben. Zudem ist es wahrscheinlich schwierig, mit wenig LehrerInnen alle SchüöerInnen optimal zu fördern, dass alle eine gute Ausbildung bekommen.
Das ist leider so ein Problem im real existierenden Politikgefüge.

Gruß

Todde


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17.12.2002 14:35
avatar  Kathrin ( gelöscht )
#6
Ka
Kathrin ( gelöscht )

Ein weiteres Problem ist, wenn es um die Qualität der Ausbildung geht, die Breitbandausbildung. Erzieherinnen müssen in der Kürze der Ausbildungszeit auf viele verschiedene Handlungsfelder vorbereitet werden. Inzwischen bieten einige Schulen Vertiefungen durch Wahlpflichtangebote an, dass mag ein Lösungsansatz sein. Dennoch müssen Erzieherinnen für die Breite ausgebildet werden. In anderen europäischen Ländern gibt es universitäre Ausbildung z.B. speziell für die frühkindliche Pädagogik. Ich frage mich, ob es besser ist, alles ein bisschen (und das vertiefte Gebiet eben ein bisschen mehr) zu "können" oder Experte für einen Bereich zu sein, insbesondere in Anbetracht der bestehenden Ausbildungsstrukturen.

Kathrin


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